BOB-Chaos: Fahrgäste laufen, Schaffner klettert unter Zug

Hausham - Ein gebrannter BOB-Zugpassagier fasst es so zusammen: "Das schlägt dem Fass den Boden aus." Am Montag blieb ein Zug auf freier Strecke liegen. Die Passagiere gingen zu Fuß nach Hause.
Man meint, man hätte schon alle Chaos-Geschichten über die Bayerische Oberlandbahn (BOB) gehört - und dann wird trotzdem noch eine drauf gesetzt. Wie uns Fahrgast Josef M. berichtet, ist der Zug München-Schliersee (Abfahrt 17.27 Uhr) am Montag nach einer Betriebsstörung auf freier Strecke kurz vor der Haltestelle Hausham liegengeblieben. Die Störung sei ja nichts Ungewöhnliches, meint der Haushamer Pendler. Es sei vielmehr schon alltäglich, dass nichts weitergeht.
Nur nachdem der Zug für rund 200 Meter schon eine halbe Stunde gebraucht hätte, haben sich die die Fahrgäste dazu entschlossen, den Bahnhof doch lieber zu Fuß anzusteuern. Der Schaffner muss offenbar schon so verzweifelt gewesen sein, dass er selbst unter den Zug kletterte, um die Störung zu reparieren. Das erzählt zumindest Josef M. Der Haushamer ist mittlerweile ziemlich ungehalten, nachdem das Chaos bei der BOB scheinbar kein Ende nimmt.
Wolfgang Oeser, Sprecher der staatlichen Bayerischen Eisenbahngesellschaftg (BEG), bestätigt den Störfall. "Wir werden langsam ungehalten." Das Unternehmen "bekommt die Probleme einfach nicht in den Griff". Die Geschäftsführung werde wegen des Vorfalls erneut zu einem Gespräch einbestellt. Sie solle darlegen, welche Strategien es gebe, um die andauernden Fahrzeugstörungen endlich zu beheben.
Bereits Anfang April hatte die BEG, die eine Art Aufsichtsorgan für den Zugverkehr in Bayern ist und die Unternehmen auch mit den Verkehrsleistungen beauftragt, die BOB massiv öffentlich gerügt - ein sehr ungewöhnlicher Schritt. "Die BOB ist unser Sorgenkind", hatte BEG-Chef Johann Niggl damals erklärt. Längst schon wird die Neuvergabe an den Betreiber Veolia im Dezember 2013 BEG-intern als Fehler betrachtet. Doch rückgängig gemacht werden kann die Entscheidung: Bei einer Kündigung des Vertrags mit der BOB würde sich die Frage stellen, welches Unternehmen einspringen könnte. Einfache Antwort: keines.
kg/dw