Bürgermeister verzichtet auf höheres Gehalt
Markt Schwaben - Nicht alle Politiker sind scharf auf mehr Geld. Ein Interview Bernhard Winter, Bürgermeister von Markt Schwaben, der dankend ablehnt.
Die Großen bekommen immer mehr und die Kleinen immer weniger – seit der Diätenerhöhung im Bundestag wächst bei vielen die Wut auf Politiker. Aber es gibt auch positive Ausnahmen: Der Bürgermeister von Markt Schwaben, Bernhard Winter (SPD), seit 2002 im Amt, verzichtet monatlich auf mehrere hundert Euro Gehalt – freiwillig! Auch einen Dienstwagen hat er abgelehnt. Die tz hat mit ihm gesprochen.
Herr Bürgermeister, Sie verzichten freiwillig auf einen Dienstwagen und ein höheres Gehalt. Wird da schon der nächste Wahlkampf eingeläutet?
Bernhard Winter: Nein, die Wahlen sind gerade vorüber. Und ich mache das bereits seit sechs Jahren. Wir haben es halt nicht an die große Glocke gehängt. Sie fragen mich jetzt, und ich will mich nicht vor der Antwort drücken. Es gibt beim Bürgermeister-Gehalt zwei Möglichkeiten – so einfach ist das.
Welche zwei Möglichkeiten?
Unserer Einwohnerzahl nach – 12 200 Einwohner – kann der Gemeinderat zwischen zwei Besoldungsstufen wählen: der niedrigeren A 16 und der höheren B2. In der letzten Amtsperiode habe ich in nicht-öffentlicher Sitzung die niedrigere Stufe vorgeschlagen. Und diesmal wieder – nur diesmal wurde öffentlich darüber berichtet.
Wieso tun Sie Gutes für den Staat – wenn es dann nicht mal jemand erfahren soll?
Ich tue es nicht, um etwas Gutes zu tun. Ich verhalte mich nach meinen Prinzipien. Es ist ja nicht so, dass ich arm lebe oder zu einer unteren Einkommensgruppe gehöre. Ich habe bereits jetzt ein hohes Gehalt. Damit kommen ich und meine Familie gut aus. Man muss nicht alles nehmen, was möglich ist.
Aber warum keinen Dienstwagen?
Da gibt es viele Gründe: Ich fahre oft mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für andere Termine nehme ich mein Privatauto und finanziere meine Fahrten alle selbst. So habe ich keinen Bürokratieaufwand und bin unabhängig.
Was haben Sie sich gedacht, als Sie von der Diätenerhöhung der Politiker in Berlin gehört haben?
Ich erwarte nichts von anderen. Jeder hat für sein Verhalten Gründe. Wenn ich überhaupt ein Vorbild sein will, dann für meine Mitarbeiter und meine Kinder. Das ist kein Rittertum, was ich mache. Ich weiß, dass ich nicht der einzige in Deutschland bin, der das so macht. Vielleicht könnte sich allerdings auch mancher Manager überlegen: Was brauche ich wirklich zu einem guten Leben? Vielleicht keine zwei Autos, vier Fernseher oder mehrere Millionen Euro im Jahr …
Quelle: tz