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Kickbox-Meister jetzt IS-Glaubenswächter

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Vom Kickbox-Champ zum Glaubenswächter: Valdet Gashi posiert mit Meister-Gürteln vor der Flagge des IS. Ob das Ruderbild bereits aus Syrien stammt, ist unklar. © fkn

Neumarkt - Auf Bildern bei Facebook zeigt er sich als liebevoller Vater. Seine Kinder  müssen zurzeit aber ohne ihren Vater Valdet Gashi (28), Welt- und Europameister im Kickboxen, auskommen. Denn: Der gebürtige Kosovare befindet sich in Syrien und wacht über die Einhaltung der Scharia.

Auf Bildern im Netzwerk Facebook zeigt er sich als liebevoller Vater zweier kleiner Kinder und schreibt dazu: meine süßen Töchter. Die Kleinen müssen zurzeit aber ohne ihren Vater Valdet Gashi (28), Welt- und Europameister im Kickboxen, auskommen. Denn: Der gebürtige Kosovare, der in Neumarkt in der Oberpfalz aufwuchs und zuletzt in Singen lebte, befindet sich in Syrien und wacht über die Einhaltung der Scharia. In einem per Email geführten Inerview mit dem Südkurier schreibt er: „Zur Zeit kontrolliere ich am Euphrat entlang. Wir schauen nach Schmugglern, die illegale Ware her bringen, zum Beispiel Zigaretten, Alkohol oder Drogen. Dies ist hier komplett verboten. Noch dazu fahre ich durch verschiedene Orte Patrouille. Wir achten darauf, wo man helfen kann oder wo Gesetze gebrochen werden.“ Dabei sei er bewaffnet, an Kämpfen sei er aber nicht beteiligt. Wenngleich er Hinrichtungen, auch eine Enthauptung, gesehen habe.

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Blut, so schreibt er in einem Interview, habe er aber nicht an den Händen, er habe ein sauberes Gewissen. © fkn

Gashi wurde im Kosovo geboren. Er kam als Kind mit seiner Familie als Folge des Bürgerkriegs über Parsberg nach Neumarkt in der Oberpfalz. Hier lebte er 13 Jahre, in dieser Zeit erlernte er das Kickboxen in der Abteilung des Sportvereins ASV, wo er als talentiert galt. Er verließ später die Oberpfalz und zog nach Singen nahe des Bodensees. Aus dem talentierten Bub war ein Kämpfer geworden, Welt- und Europameister. Doch vergangenens Jahr im Oktober, nach über 150 Kämpfen in sieben Jahren, sagte Valdet Gashi nach einer Niederlage: „Ich brauche eine Pause.“ Für mindestens ein Jahr. „Das Feuer ist nicht mehr da wie am Anfang.“

Da hatte sich Gashi, der der Salafistenszene angehörte, schon dazu entschlossen, zum IS nach Syrien zu gehen. Nur engste Freunde wussten davon, nicht aber seine Ehefrau, die ihn in Thailand vermutete, wo er angeblich als Profiboxer Geld verdienen wollte.

Seine Mutter sprach mit dem BR. „Uns geht es nicht gut“, sagt sie. „Wir sind fix und fertig.“ Dann weinte sie. Ob der Kickbox-Champion, der zur Terrororganisation wechselte, je zurückkommt, weiß er nicht. „Das entscheidet sich in den nächsten Monaten oder vielleicht sogar Jahren. Ich werde hier bleiben, solange ich helfen kann und solange alles so läuft, wie ich es für richtig halte.“ Anfang Mai schrieb er jedenfalls noch zu einem Profilfoto: „Beard is growing and growing and growing.“ Der Bart wächst und wächst und wächst.“

tz

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