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Rechte Symbolik: Brauerei nimmt "Grenzzaun Halbe" vom Markt

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Die „Grenzzaun Halbe“.
Die „Grenzzaun Halbe“ ist nicht länger im Sortiment der Hausler-Getränkemärkte. Nach dem Wirbel um „Bayerns braunstes Helles“ nahm es die Straubinger Brauerei Röhrl vom Markt. © Armin Forster

Straubing - Die Straubinger Brauerei Röhrl hat nach heftiger Kritik an ihrer „Grenzzaun Halbe“ die Notbremse gezogen: Sie stellte den Verkauf des Biers ein und entschuldigte sich.

In einer Stellungnahme auf dem firmeneigenen Internetauftritt teilte das Unternehmen am Montag mit, dass es sich dazu entschlossen habe, das umstrittene Bier mit sofortiger Wirkung vom Markt zu nehmen. Diese Entscheidung sei nötig geworden, weil man das Produkt „in die rechte Ecke“ stelle. „Mit Rechtsradikalismus haben wir nichts zu tun“, bemüht sich die Brauerei klarzustellen.

Die „Grenzzaun Halbe“ ließ kein Fettnäpfchen aus 

Vergangene Woche brach über das Straubinger Unternehmen ein

Vorder- und Rückseite der vielkritisierten „Grenzzaun Halbe“.
Vorder- und Rückseite der vielkritisierten „Grenzzaun Halbe“. © Armin Forster

regelrechter Internet-Shitstorm herein, nachdem das Bier mit rechtsradikaler Symbolik in Verbindung gebracht worden war. In der Summe führten mehrere Merkmale der „Grenzzaun Halbe“ zu dem PR-Desaster: Der politisch sensible Begriff Grenzzaun war in Frakturschrift auf die Flaschen gedruckt worden, weshalb das Doppel-Z optisch an eine SS-Rune erinnerte. Auf dem mit „Beschützen - Verteidigen - Bewahren“ überschriebenen Rücketikett war als Haltbarkeitsdatum der 9. November angegeben, der Jahrestag der Reichspogromnacht. Zu allem Überfluss wurde das Bier zunächst in den zur Unternehmensgruppe gehörenden Hausler-Getränkemärkten inklusive Pfand für 88 Cent Flaschenpreis verkauft - die Zahl 88 gilt in rechten Kreisen als Abkürzung für „Heil Hitler“.

Der Ärger um das Grenzzaun-Bier hatte Boykottaufrufe nach sich gezogen. Unter anderem habe eine Regensburger Kneipe angekündigt, die Produkte des Labertaler-Konzerns, zu dem die Brauerei Röhrl gehört, von der Karte zu streichen, berichtet Regensburg Digital. Außerdem sei ein Exklusivvertrag des Unternehmens mit der Universität Regensburg in Gefahr geraten.

„Absurde Unterstellungen“

„Wir distanzieren uns von solch absurden Unterstellungen“, kommentiert die Brauerei die Vorwürfe, die Aufmachung des Biers transportiere rechtsradikales Gedankengut. „So böse können wir gar nicht denken, wohl aber die anonymen Hetzer im Internet.“ Kritik an dem Bier war zuerst auf der Facebook-Seite der Moosburger Aktivistengruppe „Die Erdlinge“ laut geworden, deren Ziel es ist, gegen fremdenfeindliche Umtriebe mobil zu machen.

Die Brauerei sei schockiert gewesen, als rechtsradikal betitelt zu werden, auch wenn man mit der „Grenzzaun Halbe“ nicht jedermanns Geschmack getroffen habe. „Dass Menschen in Not geholfen werden muss“, sei selbstverständlich. „Viele Hilfsorganisationen werden und wurden von der Brauerei schon immer unterstützt“, stellt das Unternehmen klar. 

„Grenzzaun Halbe“ steht für „alles Gute in Bayern“

Die „Grenzzaun Halbe“ stehe „für alles Gute in Bayern und ist nichts Böses. Sie soll darauf aufmerksam machen, dass man bei aller Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not die Werte und Traditionen, die Bayern ausmachen, nicht vergessen darf.“ Röhrl-Geschäftsführer Frank Sillner hatte unserer Redaktion zunächst erklärt, man habe mit dem Begriff Grenzzaun „ein Stück weit provozieren“ wollen. Dies sei „etwas blauäugig“ gewesen. Allen anderen an dem Bier kritisierten Merkmalen seien versehentlich zustande gekommen.

 Dass man mit dem Bier Gefühle verletzt habe, sei keine Absicht gewesen, heißt es zum Ende der Erklärung der Brauerei Röhrl: „Hiermit entschuldigen wir uns in aller Form.“

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