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Mächtig Ärger wegen Dieter-Hildebrandt-Preis

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Der Kabarettist Dieter Hildebrandt
Der Kabarettist Dieter Hildebrandt © dpa

München - Dass ein nach ihm benannter Preis für negative Aufregung sorgt, hätte Dieter Hildebrandt bestimmt nicht gewollt. Doch genau das ist nun der Fall - weil die Stadt jemand ganz entscheidenden vergessen hat.

Er war der bedeutendste Kabarettist Deutschlands. Punkt. Und so waren sich nach dem Tod des unvergessenen Dieter Hildebrandt im November 2013 auch alle einig: Ja, ein Preis muss nach dem großen Münchner benannt werden. Gesagt, getan!

In zwei Monaten ist es nun soweit: Erstmals wird der Dieter-

Claus von Wagner ist der erste Preisträger.
Claus von Wagner ist der erste Preisträger. © dpa

Hildebrandt-Preis von Oberbürgermeister Dieter Reiter verliehen. An wen? Den Kabarettisten Claus von Wagner. Gibt’s nur ein Problem: Wie die tz  erfuhr, sorgt die Verleihung für mächtig Ärger und Verwunderung – zumindest bei den Angehörigen und Freunden von Dieter Hildebrandt.

Eine Woche ist es her, dass der Oberbürgermeister per Mitteilung den ersten Preisträger veröffentlichte. Zudem heißt es dort: „Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 10. Mai überreicht.“ Als die tz nun bei Dieter Hildebrandts Witwe Renate anrief und eine Einschätzung zum ersten Preisträger erfragen wollte, fiel die aus allen Wolken: „Mit mir hat bisher kein Mensch über die erste Preisverleihung gesprochen“, so die Münchnerin, die früher selbst jahrelang auf der Kabarettbühne stand. „Ich bin ehrlich gesagt auch davon ausgegangen, dass ich mit in der Jury sitze, die den Preisträger bestimmt. Zusammen mit engen Freunden von Dieter. Das war aber anscheinend nicht gewollt.“

Keine dreiste Forderung, wenn man bedenkt, dass die Witwe zusammen mit OB Reiter und Kulturmanager Till Hofmann die Idee zu dem Dieter-Hildebrandt-Preis hatte. „Damals saßen wir drei an einem Tisch und dachten uns das Prinzip aus. Dass ich nun ignoriert werde, finde ich merkwürdig.“ Sie fügt aber sofort an: „Auch wenn ich Claus von Wagner für eine gute Wahl halte.“

Dieter-Hildebrandt-Preis: Wer in der Jury sitzt

Stellt sich die Frage: Wer sitzt denn nun in der Jury? Mitglieder sind unter anderem Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers, Sabine Rinberger vom Karlstadt-Valentin-Musäum, Kabarettist Christian Springer sowie einige Stadträte und Journalisten. Ihren Sieger-Vorschlag segnete der Stadtrat ab. Merkwürdig: Auch kein Dieter Hanitzsch ist hier vertreten. Der berühmte Karikaturist war ja bekanntlich einer der besten Freunde Hildebrandts. „Ich wäre gern in der Jury gewesen“, gibt er auf Anfrage unverblümt zu. „Aber es hat keiner gefragt. Auch ein Georg Schramm fehlt hier oder ein Werner Schneyder.“

Aber das ist nicht alles: Auch über den Termin der Preisverleihung hat

Renate Küster, die Witwe des verstorbenen Kabarettisten, nach der Enthüllung einer Büste ihres Mannes. +++
Renate Küster, die Witwe des verstorbenen Kabarettisten, nach der Enthüllung einer Büste ihres Mannes. © dpa

die Witwe sowie die Kinder Dieter Hildebrandts noch niemand informiert. „Dass die am 10. Mai sein soll, habe ich aus der Zeitung erfahren“, erzählt Renate Hildebrandt. Ob sie da Zeit hat? „Das weiß ich noch nicht. Aber vielleicht bin ich ja gar nicht eingeladen.“

Als die tz beim Kulturreferat nachfragt, ob die Einladungen für die Feier schon verschickt sind, heißt es: „Nein, die Organisation der Feier ist gerade am Laufen.“ Bei der Familie und den Freunden könnte also noch eine Einladung eintrudeln.

Und warum genau diese Jury-Zusammensetzung? Die Pressesprecherin entgegnet: „Naja, der Dieter Hildebrandt-Preis ist ja ein städtischer Preis – und kein Familienpreis.“ Zudem sei die Jury des bisherigen Kabarettpreises vom Stadtrat für den neuen Dieter-Hildebrandt-Preis halt übernommen worden. Aha. Aber irgendwie fehlt da was!

Armin Geier

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