1. tz
  2. München
  3. Stadt

"Nichts mehr wie zuvor" - so erlebte Pizzaverkäufer Azad den Amoklauf

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Johannes Heininger

Kommentare

Hier lag ein Todesopfer. Azad Adnan (41) konnte nichts mehr tun.
Hier lag ein Todesopfer. Azad Adnan (41) konnte nichts mehr tun. © Jantz

München - Zu Beginn des Amoklaufs denkt Azad Adnan an den IS-Terror. Dann sieht er Täter Ali David S. und bemerkt: Der 18-Jährige verschonte einige Menschen.

Update vom 28. Juli 2016: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Donnerstagmittag zu einer außerplanmäßigen Pressekonferenz zur Verfügung stehen. Bei uns im Live-Ticker können Sie die Sommer-PK mit Angela Merkel mitlesen.

"Überall war Blut, ich musste über die Leiche steigen. Ich konnte ihm nicht mehr helfen." Azad Adnan (41) war im Olympiaeinkaufszentrum, als Amokläufer Ali David S. († 18) hereinstürmte und mordete. Der Pizzaverkäufer schildert in der tz die dramatischen Minuten.

"Ich habe damit gerechnet, dass so etwas passiert", sagt der Kurde am Tag der Wiedereröffnung im OEZ. Azad und seine Kolleginnen stehen zwar wieder hinter dem Tresen, ihre Gedanken verlieren sich aber immer wieder in den grausamen Ereignissen vom Freitag.

Der 41-Jährige hörte die Schüsse. Er sagt: "Ich hatte sofort den IS-Terror im Kopf." Schreie - plötzlich stürzen unzählige Menschen panisch von der Rolltreppe, die nur ein paar Meter von seinem Imbiss entfernt liegt. Azad erinnert sich: "Ich habe sofort geschrieen, dass alle rausrennen sollen. Ich wusste nicht, was zuvor am McDonald's passiert war. Ich wusste nur, es ist gefährlich."

Azad: "Dachte nur an meine Gäste"

Zunächst hat er den Amokläufer nicht gesehen: "Ich dachte nur an meine Gäste. Es waren mindestens 13 Leute da, viele Kinder." Nach den Schüssen versteckt sich Azad mit einer Kollegin im hinteren Bereich des Ladens. Dann läuft der Täter am Imbiss vorbei. Laut Azad hat sich Ali David S. seine Opfer genau ausgesucht: "Er hat Menschen durchgewunken, weggeschickt. Er wusste, wen er verschont und wen nicht."

Als der Täter auf das Parkhausdach flüchtet, sucht auch Azad das Weite. Schnell die Rolltreppe hoch und dann nichts wie raus, dachte er sich. Doch vor ihm lag ein Opfer in einer riesigen Blutlache.

"Ich musste über ihn steigen. Das vergisst man nicht." Azad:"Nichts ist mehr wie davor."

Johannes Heininger

Diese Veranstaltungen werden verschoben

Theatron Musiksommer

Der Theatron Musiksommer beginnt nicht wie vorgesehen am 28. Juli, sondern erst am 1. August. Alle vorher geplanten Konzerte im Olympiapark (Seebühne) müssen abgesagt werden. Ab 1. August findet das Musikprogramm wie geplant statt. Nähere Infos: www.theatron.de. 

Literaturhaus

Am Donnerstag, den 28. Juli, sollte der städtische Tanzpreis an Ivan Liska, Bettina Wagner-Bergelt und Wolfgang Oberender verliehen werden (10.000 Euro). Der Termin ist gestrichen, wird nach der Sommerpause nachgeholt. Ein Datum gibt's noch nicht.

Prinzregententheater

Die Veranstaltung Hoagartn in Pasing am kommenden Freitag (29. Juli) entfällt.

Hofgarten

Das für diesen Montagabend geplante Sommerfest des Deutschen Theatermuseums am Hofgarten ist abgesagt.

Gottesdienste und Telefonhilfe

Hilfe für Angehörige - Gebet, Musik und Gespräche

Noch bis Samstag, den 30. Juli, lädt Pfarrer Martin Cambensy von der katholischen Pfarrkirche Sankt Martin (Leipziger Straße 11, Moosach) zu einer Stunde mit Gebet, Musik, Gesprächen und Stille ein. Beginn ist um 17 Uhr. Am Samstag feiert er dort um 18 Uhr ein Requiem.

Hotlines für Betroffene

Unter Telefon 089/21 37 20 78 hat die katholische Telefonseelsorge der Erzdiözese München und Freising zusammen mit dem Kriseninterventionsteam (KIT) München eine zusätzliche Hotline für Betroffene freigeschaltet. Täglich von 8 bis 23 Uhr bekommen Angehörige von Opfern dort Hilfe. Außerhalb dieser Zeiten ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr unter 0800/111 02 22 erreichbar. Auch von der evangelischen Telefonseelsorge erhalten Betroffene rund um die Uhr Hilfe: Telefon 0800/111 01 11.

Auch interessant

Kommentare