+++ Inzwischen hat auch das Reisezentrum am Münchner Hauptbahnhof seine Pforten geöffnet. Die Zahl der wartenden - und teilweise wütenden - Reisenden nimmt zu.
+++ Uns erreicht gerade die Meldung eines Bahn-Sprechers, dass zwischen 7 und 8 Uhr im Großraum München mehr S-Bahnen als ursprünglich erwartet bereit gestellt werden können.
+++ Wie unsere Kollegin Schuri am Hauptbahnhof berichtet, schenkt die Bahn in der Haupthalle an die wegen des Streiks Wartenden heißen Kaffee aus, dazu gibt es sogar Croissants. Allerdings hält sich der Andrang noch in Grenzen, viele Pendler haben den Weg zum Bahnhof wohl gar nicht erst angetreten.
+++ Die Logistikbranche rechnet angesichts des Rekord-Streiks bei der Bahn mit Engpässen bei der Kraftstoffversorgung und Produktionsausfällen in der Auto-, Stahl-, und Chemiebranche. Bei der Kraftstoffversorgung „wird es aus meiner Sicht auf jeden Fall Engpässe geben, zumal ja auch das Aufkommen im Individualverkehr erhöht sein wird“, sagte Gunnar Gburek vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik dem Sender MDR Info. Raffinerien hätten Probleme, die Tankstellen zu beliefern. Gburek rechne mit Engpässen „spätestens Sonntag oder Montag“. Besonders hart werde der Ausstand die Auto-, Stahl-, und Chemiebranche treffen. Es werde „auf jeden Fall Produktionsausfälle“ geben. Wenn die Logistikkette ins Stocken gerate, werde es bis Mitte der kommenden Woche dauern, bis sich die Abläufe wieder normalisiert hätten, betonte Gburek.
+++ Neuer Stand: Im Freistaat fielen in den ersten Stunden des Streiks laut Bahnangaben rund 50 Prozent der Regionalzüge aus. „Wir haben wie geplant auf Ersatzfahrpläne umgestellt“, sagte ein Bahn-Sprecher in München.
+++ Für Reisende, die zum Münchner Flughafen wollen, hat die Bahn folgende Empfehlung: "Wir bitten alle Reisenden zum Flughafen, die S8 zu nehmen. Die S-Bahn München ist bestrebt, die S8 zwischen Pasing und Flughafen im 20-Minuten-Takt zu fahren. Die Linie S1 verkehrt während der Streikdauer nur nach Freising. Ein Schienenersatzverkehr mit Bus zwischen Flughafen und Neufahrn wird eingerichtet."
+++ Eine aktuelle Meldung des Streckenagenten der Bahn von 6.22 Uhr: Derzeit kommt es bei der S-Bahn München zu streikbedingten Fahrplanänderungen. Der versprochene 60-Minuten-Takt im S-Bahn-Gesamtnetz und der 20-Minuten-Takt bei der Linie S 8 verkehren planmäßig. Für den Schüler- und Berufsverkehr können zusätzliche S-Bahnen in den Morgenstunden verkehren.
+++ Die Bahn hat mitgeteilt, dass in Süddeutschland zirka 40 Prozent des üblichen Zug-Angebots zur Verfügung stehen. Und wie sieht's mit den Münchner S-Bahnen aus? Seit 2 Uhr wird auf allen Linien mindestens ein 60-Minuten-Takt angeboten, teilt die Bahn auf ihrer Internetseite mit. Die Linie S 8 zwischen München-Pasing und dem Flughafen München wird im 20 Minuten Takt verkehren.
+++ Seit 2 Uhr nachts stehen auch in München die S-Bahn, Regional- und Fernzüge still. Die Situation am Hauptbahnhof ist aktuell um 6 Uhr morgens noch relativ ruhig, berichtet unsere Kollegin Claudia Schuri. Sie hat bereits mit einigen Menschen vor Ort gesprochen - der allgemeine Tenor bei den Pendlern, die zur Arbeit müssen: Das Verständnis für den erneuten Streik hält sich, gelinde gesagt, in Grenzen.
+++ Was tun, wenn in den Streik-Tagen kein Weg zur Arbeit führt? Wir haben mit dem Vorstand des Münchner Anwaltsvereins gesprochen. Hier geht's zum tz-Interview.
+++ Die Bahn informiert aktuell auf ihrer Internetseite sowie per Service-App "München Navigator". Die kostenlose Info-Hotline der Bahn ist unter 08000 99 66 33 ebenfalls wieder geschaltet.
+++ Unmut schlägt der GDL nicht nur von Seiten der Fahrgäste entgegen - inzwischen distanzieren sich auch andere Gewerkschaften wie der Bayerischen Beamtenbund (BBB) oder der DGB.
GDL-Chef Claus Weselsky betreibe ein egoistisches Machtspielchen auf dem Rücken von Millionen Bahn-Kunden, kritisierte DGB-Landeschef Matthias Jena im Bayerischen Rundfunk: „Er will nicht nur für die Lokführer zuständig sein, sondern für andere Teile der Bahnbeschäftigten, wo seine Gewerkschaft eben nicht die Mehrheit hat, ...und da hat er sich verrannt.“
BBB-Chef Rolf Habermann sagte: „Ich verstehe jeden, der hier die Solidarität in Frage stellt! Und auch im Beamtenbund selbst rumort es.“ Ohne Weselsky beim Namen zu nennen, sagte er: „Hier schießen Einzelne übers Ziel hinaus“ - „und zwar aus allen Lagern“.
+++ Sie finden viele der Ersatzfahrpläne spezifisch für Ihre S-Bahn auch auf unseren Lokalseiten, z.B. die S1 bei Freising, die S2 bei Dachau usw.
+++ Jetzt hat die Bahn die Ersatzpläne veröffentlicht. Hier wird minutengenau aufgeschlüsselt, welche Züge morgen fahren werden.
+++ Mit dem Streik bei der Bahn schlägt wieder die Stunde der Fernbusse, Mietwagenfirmen und Mitfahrzentralen. Der Ausstand beschert ihnen Rekordanfragen. „Das wird eine große Bewährungsprobe für uns. Wir können beweisen, dass wir eine ernstzunehmende Alternative im Fernverkehr sind“, sagte die Sprecherin des Fernbus-Anbieters Flixbus, Bettina Engert. Sie rechnet mit einem Umsatzanstieg von mindestens 30 Prozent.
+++ Ministerpräsident Horst Seehofer findet den Bahn-Streik an sich legitim, sagt er im Gespräch mit unserer Onlineredaktion (siehe Video ganz unten). Er stört sich aber an der Dauer. Sein Appell gilt der GDL und den Fahrgästen gleichermaßen.
+++ Pendler, die beim Bahn-Streik befürchten, auf der Strecke zu bleiben, organisieren sich: Bei Twitter gibt es jetzt sogar einen eigenen Hashtag für Mitfahrgelegenheiten. #Twitfahrgelegenheiten heißt er.
+++ Der Streik scheint nicht mehr abwendbar: GDL-Chef Claus Weselsky hat ein von der Deutschen Bahn vorgeschlagenes Schlichtungsverfahren ausgeschlagen.
+++ Viele Bayern
wissen nicht, wie Sie am Donnerstag zur Arbeit kommen sollen. Wir haben zusammengetragen, wie Sie prüfen können, ob ihr Zug fährt oder ausfällt.
+++ Der FC Bayern muss am Wochenende in Frankfurt ran. Trotz Streiks sieht der Verein keine Probleme für seine Fans, zum Auswärtsspiel zu reisen.
+++ Diese Karikatur haben wir von unserem User Wolfgang Baumann zum Bahn-Streik bekommen. Der Titel: Neu im Spielwarenhandel.
Die Deutsche Bahn steht auf dem Abstellgleis: Schon wieder! Der Streik der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) geht wie angekündigt in die nächste Runde - und das allem Anschein nach wesentlich umfangreicher als bisher. Nachdem sich die GDL lange nicht zu einer Stellungnahme hinreißen ließ, wann und in welchem Ausmaß sie ihren Bahn-Streik zum wiederholten Mal durchziehen will, gibt es nun Klarheit. Zum Leidwesen der Bahn-Reisenden und vieler Pendler. Von Donnerstag, 6. November, 2 Uhr morgens, bis Montag, 10. November, 4 Uhr morgens, wird der Bahn-Verkehr in Deutschland und dadurch auch in München weitestgehend lahmgelegt werden. Zumindest ist während dieser 98 Stunden mit Ausfällen im Regionalverkehr und bei der S-Bahn sowie erheblichen Verspätungen zu rechnen.
Bereits Anfang September sowie mehrmals im Oktober stürzte der Streik der Lokführer die Bahn bundesweit ins Chaos - zum Teil auch in München. Neben Nah- und Fernverkehr war beim letzten Mal auch der Güterverkehr stark betroffen. Es kam zu massiven Behinderungen auf allen Schienen. Nur jeder zweite oder dritte Zug am Hauptbahnhof fuhr überhaupt los, ebenso bewegten sich eine Vielzahl an ICE-Zügen keinen Meter mehr vorwärts. Fußball-Fans mussten sich einen anderen Weg zum Stadion suchen, die Sonderzüge der Bahn entfielen. Die DB reagierte, stellte einen Not-Ersatzplan zusammen, in dem trotz Streik die wichtigsten Verbindungen im Kern-Netz zur Verfügung standen. Auch Fahrkarten und Reservierungen wurden den Kunden in den Bahn-Reisezentren kostenlos erstattet.
Zuletzt legten GDL-Mitglieder im Rahmen des Tarifkonflikts mit der Deutschen Bahn vom 17. bis 20. Oktober ihre Arbeit nieder - ausgerechnet an einem Wochenende und ausgerechnet zu Beginn der Herbstferien in vielen Bundesländern. Kein Wunder also, dass die Bahngleise mit zahlreichen unzufriedenen Reisenden gefüllt waren.
Weitere Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Bahn-Unternehmen liefen jedoch ins Leere. Die GDL fordert neben einer Lohnsteigerung, die Arbeitszeiten für die Lokführer zu verringern. Ebenso will sie erreichen, dass das gesamte Bordpersonal mitverhandeln darf. Ihre Absicht: Gegen den Willen der Deutschen Bahn in Tarifkonkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu treten, deren Verträge die Zugbegleiter umfasst haben.
Am Montag, 3. November, wurde schließlich bekanntgegeben, dass die beiden Verhandlungspartner wieder zu keiner Einigung gefunden haben. Die Bahn machte die GDL für das Scheitern verantwortlich. Sie ließ die Verhandlungen platzen, weil sie den Vertragsentwurf, der auch ein Abkommen für Zugbegleiter beinhaltete, kurzerhand ablehnte. Die Folge: Der 98-Stunden-Streik!
Wie erleben Sie den Streik? Wie kommen Sie am Donnerstag zur Arbeit? Haben Sie Fotos für uns? Über unser Leserreporter-Formular können Sie uns Ihre persönliche Streik-Erfahrung mitteilen.