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So zauberhaft war und ist der Jugendstil in München

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Von: Gregory Straub

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München - München war einst eines der Zentren des Jugendstils - und ist es noch heute. Daran erinnert Autor Bernd Mollenhauer in einem jetzt veröffentlichten Buch mit dem Titel "Jugendstil in München".

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1 / 131896 tauchte an einer Fassade in der Von-der-Tann-Straße 15 ein Wesen wie aus einer anderen Welt auf: Ein Alien! Das seltsame Ungetüm wirkte wie eine kuriose Mischung aus Seepferdchen und mittelalterlichem Fabelwesen. Der Schöpfer dieser skurril-exzentrischen Komposition, genannt Hofatelier Elvira, hieß August Endell. Das vom Hirschkäfer Verlag für dieses Buch nachkolorierte Haus war aber den Nazis ein Dorn in Auge. Hitler, der dem Jugendstil nichts abgewinnen konnte, ließ die Fassade 1937 überputzen. Allerdings schimmerte der Drache noch einige Jahre durch die neue Fassadenbemalung, im Jahr 1944 wurde das Gebäude durch Bomben zerstört. © Hirschkäfer Verlag
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2 / 13Wer noch mehr über Jugendstil in München sehen und erfahren will, dem sei die Lektüre empfohlen:Bernd Mollenhauer: "Jugendstil in München"Hirschkäfer Verlag, München 2014, 14,5x21,5cm, Broschur, 160 SeitenISBN 978-3-940839-35-016,90 Euro © Hirschkäfer Verlag
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3 / 13Ainmillerstraße 22: Das Haus wurde zwischen 1898 und 1900 von Henry Helbig und Ernst Haiger gebaut. Nirgendwo sonst sind die goldgefassten Stuckelemente so üppig verteilt wie hier. Die hohen Rundbögen sind ein typisches Element aus der nordamerikanischen Heimat von Helbig, der dieses Element in München einführte. © Hirschkäfer Verlag
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4 / 13In der Elisabethstraße in Schwabing wimmelt es nur so von erhaltenen und restaurierten Jugendstil-Häusern. So beispielsweise das 1907 von Franz Popp erbaute Haus an der Nummer 16. © Hirschkäfer Verlag
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5 / 13Friedrichstraße 3: Das 1903 gebaute Haus mit den großen Fassadenflächen stammt von Hans Thaler. Der Zwerchgiebel zeigt ein aus Pflanzenteilen gebildetes Gesicht, das einen Mann mit Perücke darstellen könnte, der empört die Goschn aufreißt. Dort hinein hat der Architekt ein senkrecht stehendes Fensterchen in Kapselform gesetzt. © Hirschkäfer Verlag
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6 / 13Jugendstil-Drachen sind in München leider zur Seltenheit geworden (siehe auch Hofatelier Elvira, später in dieser Fotostrecke). An diesem Gebäude Am Harras 13 sind diese typischen Elemente des Jugendstils noch zu sehen. Das Haus wurde 1905 gebaut. © Hirschkäfer Verlag
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7 / 13An der Hauptfeuerwache 8: Carl Hocheder, der auch für den Bau des Müllerschen Volksbades verantwortlich zeichnete, errichtete die heute älteste der zehn Münchner Feuerwehrwachen in den Jahren 1902 bis 1904. Ein malerischer Eckbau in barockisierendem Jugendstil mit fünf Geschossen, leicht zu erkennen an den unterschiedlichen Schweifgiebeln. © Hirschkäfer Verlag
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8 / 13Feierwütige Münchner kennen wohl nur das im Erdgeschosse befindliche "Pimpernel" in der Müllerstraße 56, das gerne spät in der Nacht frequentiert wird. Doch das Gebäude hat einiges mehr zu bieten, wenn man den Blick nach oben richtet. Bei dem Haus handelt es sich um eine 1907/08 entstandene Gemeinschaftsarbeit von Carl und August Zeh. 1995/96 wurde die historische Farbigkeit wieder hergestellt. 1982 und 1997 gewann das Gebäude einen Fassadenpreis. © Hirschkäfer Verlag
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9 / 13Leopoldstraße 77: Das Wohnhaus von Martin Dülfer, der hier im dritten Stock residierte. Die prächtig wiederhergestellte Fassade bietet teils in Farbe, teils in Gold gefasste Jugendstil-Details, wie zum Beispiel stilisierte Bäume in Kugel- und Dreiecksform. © Hirschkäfer Verlag
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10 / 13Die reich dekorierte Fassade des Hauses in der Schwanthalerstraße 79. Architekt August Zeh erbaute das Haus 1905. © Hirschkäfer Verlag
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11 / 13Balkonidylle an der Franz-Josef-Straße 23. Max Langheinrich erbaute das Haus 1904. © Hirschkäfer Verlag
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12 / 13Um auch mal ein wenig vor der eigenen Türe zu kehren - im wahrsten Sinne des Wortes - zeigen wir Ihnen an dieser Stelle auch noch unsere Heimat, das Pressehaus des Münchner Zeitungsverlags in der Paul-Heyse-Straße. Das 1900/01 von Martin Dülfer errichtete Gebäude war einst ein Prachtstück des Münchner Jugendstils, klassisch und modern zugleich. Es diente bereits seit der Fertigstellung als Redaktionsgebäude, damals noch für die Münchner Allgemeine Zeitung. © Hirschkäfer Verlag
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13 / 13Doch schon im Jahr 1929 wurde die Fassade des Hauses stark vereinfacht und die Jugendstilornamente entfernt. Am Rückgebäude  sind aber bis heute noch Reste des Originals enthalten. © Hirschkäfer Verlag

Kräftige Farben, schwingende Linien, florale Ornamente - der Zauber des Münchner Jugendstils war lange aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Dabei war es vor knapp über 100 Jahren die Stadt München, die entscheidend zur landesweiten Verbreitung des verspielten Architekturstils beitrug.

Der deutsche Name "Jugendstil" basiert auf der in München erschienenen Zeitschrift "Jugend", die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Münchner Kunstkreisen zur Pflichtlektüre gehörte. In München residierten Künstler und Architekten wie Hermann Obrist, Bruno Paul, Richard Riemerschmied und Martin Dülfer. Sie waren es unter anderem, die der Stadt ein Jugendstil-Gesicht verpassten, das teilweise noch heute zu sehen ist. Vor allem in weiten Teilen Schwabings gibt es für diese Architektur pracht- und prunkvolle Beispiele, beispielsweise rund um die Friedrich-, Ainmiller- und Franz-Joseph-Straße. Typische Elemente des Jugendstils sind neben den geschwungenen Linienornamenten vor allem Verzierungen und Farben, die beinahe als übertrieben und überfrachtet bezeichnet werden könnten, dem Jugendstil aber seinen unverwechselbaren Flair geben.

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Bernd Mollenhauer stellt in seinem Buch "Jugendstil in München" Geschichte und Gegenwart des Jugendstils in unserer Stadt vor. © Hirschkäfer Verlag

In den Nachkriegsjahren war die verschnörkelte Art des Jugendstils in München allerdings lange Zeit verpönt. Zu wenig zweckorientiert, zu marode, zu ausgebleicht die einst fröhlichen Farben - an vielen Jugendstil-Häusern, die die Bombardements überstanden hatten, wurden die Fassaden von Jugendstil-Elementen bereinigt. Aus heutiger Sicht ein wahrer Frevel. Autor Bernd Mollenhauer hat Geschichte und Gegenwart des Münchner Jugendstils genauer unter die Lupe genommen und beleuchtet in seinem Buch "Jugendstil in München" Entstehung, Entwicklung, Bruch und Wiederauferstehung der "Art Nouveau" in unserer Stadt. Untermalt wird die Lektüre durch zahlreiche Bilder von früher und heute, wobei eines der Highlights die kolorierte Fassung des "Hofateliers Elvira" (Bild) in der Von-der-Tann-Straße ist. Der rot-gelbe Drache auf grünem Grund war eine der besonderen Sehenswürdigkeiten Münchens um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert.
In unserer Fotostrecke (oben) stellen wir einige Bilder aus dem Buch "Jugendstil in München" vor. Wer noch mehr sehen und erfahren will, dem sei die Lektüre empfohlen:
Bernd Mollenhauer: "Jugendstil in München"
Hirschkäfer Verlag,
München 2014,
14,5x21,5cm,

Broschur, 160 Seiten
ISBN 978-3-940839-35-0

16,90 Euro

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