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Der Krach-Atlas: So laut ist die Stadt

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Lärmaktionsplan
Der Lärmaktionsplan des Landesamtes für Umwelt zeigt: Hier wird es laut in München! An 19 Brennpunkten werden die Werte überschritten.

München - Der Krach-Altas: Wo Münchner am meisten mit dem Lärm zu kämpfen haben, wo er herkommt, was Stadt und Freistaat dagegen unternehmen, verrät die tz hier:

In München kracht’s mal wieder: Das Landesamt für Umwelt hat den neuen Lärmaktionsplan für Autobahnen veröffentlicht. Die Karte zeigt: Hier wird es richtig laut!

Gleich 19 Brennpunkte gibt es in der Landeshauptstadt. Als solche gelten Gebiete, wo es nachts lauter ist als 57 Dezibel. Zum Vergleich: Das Ticken einer Armbanduhr verursacht 20 Dezibel, Regen 50, ein normales Gespräch 55, ein Fernseher 75 und ein Presslufthammer 120!

Gebäude mit weniger als zehn Einwohnern wurden für die Karte nicht berücksichtigt, sehr wohl aber bereits durchgeführte Maßnahmen, den Lärm zu reduzieren (Schutzwände oder neuer Asphalt).

Die Karte kann jeder bei der Regierung von Oberbayern einsehen (www.regierung.oberbayern.bayern.de). Die Münchner werden zudem aufgerufen, sich zu äußern.

Der Krach-Altas: Wo Münchner am meisten mit dem Lärm zu kämpfen haben, wo er herkommt, was Stadt und Freistaat dagegen unternehmen, verrät die tz hier:

Brennpunkt 1: A8 Ost

Zwischen der Anschluss-Stelle Perlach, an der Ständlerstraße, will die Autobahndirektion 2016/17 einen lärmmindernden Fahrbahnbelag einbauen.

Brennpunkt 2: A8 West

Der Lärm kommt hier nicht vordergründig von der Autobahn, sondern von der Pippinger Straße. Allerdings sind keine weitere Maßnahmen geplant, um den Krach zu reduzieren.

Brennpunkt 3: A9 Fröttmaning

Die Autobahndirektion hat beim sechsspurigen Ausbau der A9 zwischen dem Kreuz München Nord und der Anschluss-Stelle Frankfurter Ring Lärmschutzwände errichtet.

Brennpunkt 4: A9 Frankfurter Ring I

Als die Hochbrücke Freimann erneuert wurde, hat die Autobahndirektion Lärmschutzwände errichtet. Darüber hinaus sind die Lärmwerte bereits durch Schallschutzfenster reduziert worden.

Brennpunkt 5: A9 Frankfurter Ring II

Spätestens mit dem Ausbau der Autobahn in diesem Bereich soll der Lärm durch Wände reduziert werden. Auch gibt es einen Bebauungsplan, in dem Maßnahmen vorgesehen sind.

Brennpunkt 6: A9 Schwabing

Zum einen gibt es einen Bebauungsplan, der Lärmschutz vorsieht. Zum anderen prüft die Autobahndirektion höhere und längere Lärmschutzwände im Bereich Alte Heide.

Brennpunkt 7: A94 Truderinger Straße

Die Geschwindigkeit ist hier bereits reduziert. Zudem wurde die Deckschicht erneuert. Langfristig sollen sich Verbesserungen ergeben, wenn die A94 sechsspurig ausgebaut wird.

Brennpunkt 8: A94 Zamdorf

Die Stadt prüft eine Wall-Wand-Kombination mit einer Höhe von zehn und einer Länge von 345

Metern.

Brennpunkt 9: A94 Am Moosfeld

Auch hier hat die Direktion die Straße erneuert und das Tempo reduziert. Einige Häuser haben Anspruch auf das Schallschutzprogramm der Stadt.

Brennpunkt 10: A94 Riemer Straße

Im Zuge des Ausbaus der A 94 sind Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen. Gebäudebesitzer haben zudem Anspruch auf Schallschutz-Förderung.

Brennpunkt 11: A95 Kreuzhof

Die Autobahndirektion hat bereits eine neue Schicht auf die Straße aufgetragen und Lärmschutzwälle errichtet. Es gilt Tempo 80. Es wird zudem geprüft, ob die Vorraussetzungen für eine Lärmsanierung gegeben sind.

Brennpunkt 12: A95 Neurieder Straße

Die Überschreitungen werden durch die weiteren Straßen im Umfeld der A 95 hervorgerufen. Neben dem bereits bestehenden Tempolimit und Lärmschutzwällen sind keine Maßnahmen geplant.

Brennpunkt 13: A95 Stadtgrenze

Ab Kilometer vier bis Autobahndreieck Starnberg wurde auf 800 Metern in Fahrtrichtung Garmisch-Partenkirchen die Deckschicht erneuert. Das soll in Richtung München nun ebenfalls passieren.

Brennpunkt 14: A96 Garmischer Straße

Zum Schutz der Gebäude wurde beispielsweise an der Heiterwanger Straße, südlich der „IGA-Brücke“, im Rahmen der Baumaßnahme Mittlerer Ring eine circa fünf Meter hohe Schutzwand errichtet.

Brennpunkt 15: A96 Fürstenrieder Straße

Die Autobahndirektion plant eine neue intelligente Verkehrssteuerung im Streckenabschnitt Gräfelfing bis Autobahnende (Fahrtrichtung München).

Brennpunkt 16: A96 Blumenau

Im Jahr 2010 wurde zwischen Sendling und Süd-West eine neue Fahrbahn-Schicht aufgetragen.

Brennpunkt 17: A96 Waldwiesenstraße

Auch hier plant die Autobahndirektion eine Verkehrsbeeinflussungsanlage mit intelligenter Verkehrssteuerung. Ferner prüft die Stadtverwaltung eine Einhausung der A 96 im Stadtgebiet.

Brennpunkt 18: A99 Freisinger Landstraße

Zum Schutz der Wohnbebauung der Auensiedlung wurde auf einer Länge von rund 640 Metern in Fahrtrichtung Salzburg eine Schallschutzwand mit einer Höhe von zwei Metern errichtet.

Brennpunkt 19: A99 Siberstraße

Die Autobahndirektion hat in den Bereichen Allacher Forst und Allach Lärmschutzwände errichtet. Geprüft wird, ob Voraussetzungen für eine weitere Lärmsanierung gegeben sind.

Pegel in DezibelA8 OstA8 Ost nachtsA8 WestA8 West nachtsA9A9 nachtsA94A94 nachtsA95A95 nachtsA96A96 nachtsA99A99 nachts
50-559141032740971129626101757
55-602790203346649408102120411251053533907703744110
60-65102604101520160811171109120501706138
65-7016402055070310018003350350
über 7010008300000113000
über 75000050000000000

Das Verkehrsaufkommen in 24 Stunden

AutobahnabschnittKfzLkw-AnteilLkw nachts
A8 Ramersdorf-Perlach49.7762,4 %3,3 %
A8 Perlach Neubiberg49.8261,9 %2,6 %
A8 Langwied-Kreuz West39.9015,6 %10,6 %
A8 Eschenried-Langwied33.4936,6 %10,6 %
A8 Kreuz West-Obermenzing31.7564,7 %7,0 %
A9 Schwabing-Frankfurter Ring77.0005,8 %10,6 %
A9 Frankfurter Ring-Kreuz Nord103.0005,1 %8,5 %
A92 Feldmoching-Oberschleißheim54.0008.3 %17,4 %
A94 Steinhausen-Zamdorf50.4553,5 %4,4 %
A94 Zamdorf-Daglfing57.5724,0 %5,0 %
A94 Daglfing-Am Moosfeld61.6284,5 %5,6 %
A94 Am Moosfeld-Riem60.4404,5 %5,3 %
A95 Kreuzhof-Fürstenried64.9403,3 %5,3 %
A95 Fürstenried-Starnberg58.9883,4 %6,3 %
A96 Dreieck Südwest-Freiham85.4953,6 %6,2 %
A96 Freiham-Gräfelfing89.9454,0 %6,8 %
A96 Gräfelfing-Blumenau94.2913,3 %5,6 %
A96 Blumenau-Laim92.6033,7 %6,3 %
A96 Laim-Sendling76.2783,1 %5,2 %
A99 Kreuz Nord-Aschheim117.15113,5 %27,2 %
A99 Kreuz Südwest-Kreuz West70.0007,8 %16,0 %
A99 Kreuz West-Allach55.0008,2 %16,3 %
A99 Allach-Feldmoching112.00014,1 %21,1 %
A99 Feldmoching-Kreuz Nord71.00011,5 %24,7 %

Quelle: Lärmaktionsplan der Regierung von Oberbayern.

Das sagen die Anwohner

Wir fordern eine Einhausung!

"Als meine Familie und ich hier 1979 eingezogen sind, hörte die Autobahn kurz hinter Gräfelfing auf. Da war noch nicht so viel los. Der Verkehr nahm zu, je weiter die A96 bis Lindau gebaut wurde. Aber der größte Zuwachs kam mit der A99-Spange im Westen. Vor allem nachts sind die Laster sehr laut. Ich frage mich: Wieso dürfen die hier in der Stadt 80 km/h fahren? Selbst wenn man Flüsterasphalt auftragen würde, wäre der bald wieder abgefahren. Wir von der Bürgerinitiative BAB 96 fordern eine Einhausung oder einen Tunnel." Jürgen Weckerle (70), Rentner

Lärmschutz ­wäre nötig

"Der Lärm stört auf jeden Fall. Es ist wirklich sehr laut hier! Mein Schlafzimmer ist auf der Seite, die direkt zur Autobahn zeigt. Schlafen mit offenem Fenster kann man da natürlich vergessen. Das ist vor allem blöd, wenn es sehr warm ist. Mehr Lärmschutz fände ich toll. Aber natürlich hat die Lage auch Vorteile: Die Mieten sind recht günstig, und man ist schnell auf der Autobahn." Julia König (28), Krankenschwester

Fenster öffnen ist problematisch

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Michael Lehner und Cornelia Reisinger. © Bodmer

ir haben doppelt verglaste Fenster. Wenn die zu sind, kriegen wir nicht viel mit von dem Lärm. Schwierig ist es nur im Sommer, denn wenn man Luft hereinlassen will, ist es schon wirklich laut. Unser Wohnzimmer ist an der Wand zur Autobahn. Beim Fernsehen mal das Fenster aufmachen ist also unmöglich." Michael Lehner (29), Flugbegleiter und Cornelia Reisinger (25), Studentin

Gewöhnungssache

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Alexandra Huber © Bodmer

"Mittlerweile höre ich den Lärm schon gar nicht mehr. Als wir hier 1987 hingezogen sind, gab es noch gar keine Abgrenzung zur Autobahn, das war natürlich schon extrem. Dann haben wir uns als Eigentümergemeinschaft stark gemacht, und die Mauer zur Straße wurde gebaut. Man gewöhnt sich an alles, und mit geschlossener Tür ist es auf jeden Fall ertragbar."

Alexandra Huber (57), Arzthelferin

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