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Trauer-Protest für Paris-Nachtzug

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„Nachtzug München Paris, 1874 bis 2014“: Das steht auf dem speziellen Trauerkranz, den die Demonstranten für den Schlafwagen tragen. © Bodmer

München - In einem ungewöhnlichen Trauerzug haben am Donnerstagabend am Münchner Hauptbahnhof etwa 30 Menschen für den Erhalt des Nachtzugs von München Paris demonstriert. Sogar einen Kranz gab's.

Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag streicht die Deutsche Bahn einige Nachtzüge durch Europa – neben dem Münchner Zug in die französische Hauptstadt beispielsweise auch die von Hamburg und Berlin und München. Die Bahn begründet den Wegfall der Linien damit, dass sie nicht mehr wirtschaftlich seien. Seit Jahren würden mit den Nachtreisezügen Verluste in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe eingefahren.

Die Münchner Demonstranten aber sehen das anders: „Seit 1874 fahren Schlafwagenzüge von München nach Paris und zurück, und wir sind alle traurig darüber, dass es diese Verbindung jetzt nicht mehr gibt“, sagt Zugführer Philipp Reindl (46). „Die Züge sind immer voll und ausgelastet und wir können nicht verstehen, warum man so eine Verbindung einstellt.“ Er schenkte den Fahrgästen an diesem letzten Abend ein Glas französischen Wein ein. Als der Zug gegen 22 Uhr zum letzten Mal einfuhr, brachten die Demonstranten sogar einen Trauerkranz an der Lok an …

Für viele Fahrgäste hat der Wegfall der Verbindung praktische Nachteile. Gerhard Griesbauer (56), Beamter aus Freising, etwa hat eine Freundin in Paris: „Ich besuche sie alle zwei Wochen und bin immer mit dem Nachtzug gefahren. Ich kam um 7.10 Uhr morgens hier an und konnte anschließend in die Arbeit. Der andere Zug kommt nicht infrage, weil die Zeiten nicht mit meiner Arbeit kompatibel sind.“

Milena Heißerer

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