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Die letzten Sekunden des Amokläufers Ali David S. im Polizeifunk

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Von: Tobias Scharnagl

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Polizisten durchkämmten am Freitagabend die U-Bahnstation Karlsplatz (Stachus). © dpa

München - Über die letzten Stunden des Amokläufers von München ist weiterhin wenig bekannt. Der Polizeifunk an jenem Freitagabend gibt Einblicke in die letzten Sekunden im Leben des Ali David S.

Freitagabend, der 22. Juli, 20.30 Uhr: In München herrscht Ausnahmezustand, überall Blaulicht, an jeder Ecke wachen Polizisten. Die Einsatzkräfte suchen zu diesem Zeitpunkt noch nach drei möglichen Tätern.

Nur wenige hundert Meter entfernt vom OEZ erkennt dem Magazin Focus zufolge eine Funkstreife der Verkehrspolizei den Gejagten mit dem auffälligen roten Rucksack. Es ist Ali David S. Er befindet sich in der Nähe des OEZ bei einer Grünanlage. Der Verdächtige trägt ein anderes T-Shirt als am Tatort vor dem OEZ. Die beiden Polizisten sprechen ihn an. 

Der Polizist, der Meldung macht, wird plötzlich laut

Dann zieht der Gesuchte selbst eine Pistole, legt die Waffe an die linke Schläfe - und drückt ab. Der Focus zitiert aus dem Polizeifunk wie folgt:

"Wir sind gerade in der Henckystraße", meldet ein Streifenpolizist. "Wir haben einen Mann." Die Zentrale antwortet: "Wie war noch mal die Örtlichkeit?" Der Polizist, der Meldung macht, wird plötzlich laut. "Hat sich selber in den Kopf geschossen! Hat sich selbst in den Kopf geschossen! Wiederhole: noch mal." Nachfrage: "Henckystraße? Hausnummer?" Der Polizist wiederholt: "Direkt an der 5, gegenüber der Henckystraße 5. Person hat sich in den Kopf geschossen!"

Nun folgen laut Focus Funksprüche zum Suizid des mutmaßlichen Täters, das Risiko wird diskutiert, dass er möglicherweise einen Sprengstoffgürtel oder eine Bombe in seinem Rucksack haben könnte. "In der Henckystraße ist das SEK vor Ort, sichert den vermeintlich Toten und geht momentan an den Rucksack ran, der da abseits liegt."

Wenig später kommt die Frage: "Wird in der Henckystraße bei dem Täter der Sprengstoffhund benötigt?" Antwort: "In der Henckystraße brauchen wir keinen Sprengstoffhund, aber die TSG." Die TSG, also die Technische Sondergruppe, ist beim Bayerischen LKA angesiedelt. Ein Spezialroboter wird herbeigeschafft, er soll den Leichnam untersuchen.

Der Vater des Amokläufers fährt zur Polizei - und bricht zusammen

Der Attentäter ist tot, die Entwarnung aber kommt erst in den frühen Morgenstunden. Einer, der schon früh weiß, wer den Amoklauf begangen hat, ist der Vater des Täters. Er hat seinen Sohn auf den Videos erkannt, die schon kurz nach den ersten Schüssen im Fernsehen und im Netz kursieren. Er fährt zur Polizeiinspektion 42 in der Landshuter Allee - und sagt den Beamten, dass er den Gesuchten kenne. Das sei wahrscheinlich sein Sohn. Dann bricht der Vater zusammen.

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