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Keupstraße in München? Das steckt hinter den gelben Aufklebern

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Keupstraße München Aktionstag
Auf Aufklebern, wie hier an der Kreuzung von Bayer- und Paul-Heyse-Straße in München, kündigen die Kölner ihren Aktionstag an. © Garbe

München - Um den NSU-Prozess in München ist es in letzter Zeit ruhiger geworden. Das könnte sich heute ändern: Kölner Unterstützer kommen in mehreren Bussen, um für die Opfer des brutalen Nagelbombenanschlags an der Keupstraße einzustehen.

„Für eine Gesellschaft ohne Rassismus – die Keupstraße ist überall.“ Unter diesem Motto demonstrieren am Dienstag parallel zum NSU-Prozess mehrere Initiativen und Aktionsbündnisse vor dem Oberlandesgericht. Es soll ein Zeichen der Solidarität und der Unterstützung für die Betroffenen des Nagelbombenanschlags von 2004 in Köln sein. Am Abend ist ein Zug durch die Innenstadt zum Sendlinger Tor geplant, morgens ab 8 Uhr vor dem Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße eine Kundgebung. Angemeldet sind jeweils 500 Teilnehmer.

Bei der abendlichen Demo könnte die Zahl durchaus höher sein. Anlass ist, dass beim NSU-Prozesss von Dienstag an Zeugen des neonazistischen Nagelbombenanschlages auf der Kölner Keupstraße aussagen. Am frühen Nachmittag des 9. Juni 2004 war in dem belebten Geschäftsviertel eine mit 700 Zimmermannsnägeln gefüllte Bombe explodiert. 21 Menschen wurden teilweise schwer verletzt, viele leiden noch heute unter den Folgen. Die Kölner Keupstraße gilt als Zentrum der türkischen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen.

Gabriele Metzner von der Initiative „Keupstraße ist überall“ erklärt: „Mit der Kundgebung möchten wir die Opfer rassistischer Gewalt stärken und ihnen eine Plattform geben, um über ihre Erfahrungen zu berichten.“ Für Mitat Özdemir, Gewerbetreibender in der Keupstraße und Mitgründer der Initiative, war das damalige Attentat ein gezielter Angriff auf die türkische Gemeinde. Das bundesweite Aktionsbündnis „NSU-Komplex auflösen“ fordert eine vollständige Aufklärung der Mord- und Anschlagsserie, die Aufdeckung des dahinter stehenden Neonazi-Netzwerks sowie die Offenlegung geheimdienstlicher Beteiligung. Lange Zeit wurden nämlich die Opfer Verdächtigungen von Polizei und Behörden ausgesetzt, weil sie die Täter im türkischen Umfeld suchten.

Mittlerweile hält es die Bundesanwaltschaft für erwiesen, dass die Zschäpe-Vertrauten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die Nagelbombe platziert und gezündet haben. Beate Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Die Initiatoren der Demo haben indes die feste Überzeugung, dass nicht mehrere Einzeltäter, sondern ein Neonazi-Netzwerk hinter dem Anschlag steht. Aus Köln reisen am Dienstag drei Busse mit 150 Personen an. Auch mehrere Opfer und deren Angehörige werden zugegen sein.

Der Aktionstag beginnt um 8 Uhr mit einer Kundgebung und einer Kunst-Performance. Aufs Korn genommen werden unter anderem die Bundesanwaltschaft, der Verfassungsschutz und Zschäpe. Den ganzen Tag über gibt es an verschiedenen Veranstaltungsorten Musik- und Redebeiträge. Um 10.30 Uhr wird am Mahnmal an der Trappentreustraße mit einem Trauergesteck der NSU-Opfer gedacht. Um 17.30 Uhr startet die Demonstration durch die Innenstadt zum Sendlinger Tor. Weitere Informationen im Internet (www.keupstrasse-ist-ueberall.de).

Klaus Vick

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