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Neuanfang im OEZ - schwere Rückkehr in den Alltag

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Von: Andreas Thieme, Johannes Heininger

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Nur wenige Kunden kamen  am Montag ins OEZ. Auf den Gängen herrschte Stille. Der McDonald's hat noch zu.
Nur wenige Kunden kamen  am Montag ins OEZ. Auf den Gängen herrschte Stille. Der McDonald's hat noch zu. © Jantz

München - Am Montag öffnet das OEZ wieder seine Pforten. Nur drei Tage nach dem Amoklauf mit neun Opfern. Die schreckliche Tat vom Freitagabend wirkt nach.

Ein Meer aus Blumen liegt vor dem Eingang. Fotos. Kerzen. Briefe. Kränze. Rote Herzen. Auch drei Tage nach der Amok-Katastrophe vom Freitagabend trauern noch etliche Münchner vor dem Olympia-Einkaufszentrum, das gestern Morgen erstmals wieder seine Türen öffnete.

Die Anteilnahme ist riesig. Immer noch trösten sich Menschen an dem Ort, wo neun Menschen brutal aus dem Leben gerissen wurden. Tränen fließen. Aber auch im OEZ liegt der Schock noch in der Luft. Nur mit viel Kraft schaffen es die Mitarbeiter, wieder in die Arbeit zu gehen. Es ist ein Montagmorgen, den sie nicht vergessen werden. Nicht nach den schrecklichen Ereignissen des Amoklaufs.

Ihnen stand ein Kriseninterventionsteam zur Seite, das auch in den kommenden Tagen noch vor Ort sein wird. Denn etliche Mitarbeiter mussten vor dem Amokschützen fliehen oder rannten in Panik um ihr Leben. Gestern versuchten sie, wieder ein Gefühl für den Alltag zu entwickeln. Routinen zurückzubekommen. Oder ihre Arbeit zu meistern.

OEZ-Betreiber gibt Mitarbeitern Zeit zur Aufarbeitung

Es

Gottesdienst im Erdgeschoss.
Gottesdienst im Erdgeschoss. © Jantz

ist ein harter Weg zurück. Das wusste auch Christian Stamerjohanns (43), Sprecher der ece GmbH, die das OEZ betreibt: "Wenn sich manche Mitarbeiter noch nicht in der Lage sehen, zu arbeiten, ist das in Ordnung."

Aber die meisten wollen zurück an ihren Arbeitsplatz. Für sie wurde um 9.30 Uhr ein Gottesdienst im Erdgeschoss abgehalten. Der Geistliche sagt: "Es ist eine sinnlose Tat, die niemand vorhersehen konnte. Aber wir müssen wieder zurückfinden an diesen Ort. Wir Münchner lassen ihn uns nicht nehmen. Seit Freitag ist es auch ein Ort der Trauer."

Zehn von 100 Shops bleiben geschlossen

Seine Worte berühren Hunderte Menschen tief im Herzen. Wieder fließen viele Tränen. Aber man kann spüren, wie die Angestellten getröstet werden. Langsam schlendern sie wieder in ihre Geschäfte. Nur zehn von 100 Shops bleiben geschlossen.

Aber es wird kein Tag wie jeder andere. Wie könnte es auch?

Das OEZ von außen.
Das OEZ von außen. © Jantz

Anfangs trauen sich nur wenige Kunden ins OEZ. Die Gänge bleiben überwiegend leer, es herrscht bedrückende Stille. Viele Münchner kommen nur, um sich ins Kondolenzbuch einzutragen. Erst gegen Mittag wird es etwas voller. Dann rascheln Tüten, Kaffeetassen klimpern. Man hört wieder Gespräche. Vereinzelt auch ein Lachen. Es ist ein Anfang. Ein Stück Normalität nach der Katastrophe.

A. Thieme, J. Heininger

Reaktionen im OEZ

"Ich arbeite seit elf Jahren im OEZ und wohne auch in der Nähe. Am Freitag durfte ich früher gehen, mein Chef schickte mich um 16 Uhr nach Hause. Dadurch entging ich der Katastrophe! Trotz aller Trauer: Es ist gut, dass es jetzt weiter geht. Ich glaube, es ist wichtig, in den Alltag zurückzukehren."

Adonis F. (37), Moosach

"Ich bin heute bewusst ins OEZ gekommen. Um den Gottesdienst zu sehen und um Lebensmittel einzukaufen. Es herrscht ein Gänsehaut-Gefühl. Man sieht noch viel Traurigkeit in den Augen der Menschen. Ich habe mich ins Kondolenzbuch eingetragen."

Alexandrina Cardia (42), Fasanserie

"Ich habe den

Amoklauf im Fernsehen verfolgt

. Es ist ein bedrückendes Gefühl, jetzt wieder im OEZ einkaufen zu gehen. Aber ich brauche Lebensmittel, Samstag war hier ja geschlossen. Außerdem habe ich heute auch ein neues Kopfkissen gekauft. Es ist richtig, dass wieder aufgesperrt wurde."

Margaretha Pilz (63), Moosach

"Als die Schüsse fielen, sind die Leute durch meinen Lieferantenausgang nach draußen geflohen. Erst später erfuhren wir vom Amoklauf. Was passiert ist, tut weh. Es ist ein Trauma. Der Sohn eines Nachbarn liegt noch im Koma. Was nun bleibt, ist ein Gefühl der Unsicherheit."

Yusuf Burunkaya (52)

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