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Gotteskrieger waren mit 8-Jährigem unterwegs

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Borut K. (20, rechts) verteilte vor seiner Abreise noch Korane in München.
Borut K. (20, rechts) verteilte vor seiner Abreise noch Korane in München. © -

München - Die beiden Salafisten, die bei ihrer Rückkehr aus Syrien verhaftet worden sind, befinden sich derzeit in Österreich in Auslieferungshaft. Das Paar hatte auch seinen achtjährigen Sohn im Kriegsgebiet dabei.

Die Aktion war minutiös geplant: Samstagfrüh um 5 Uhr haben österreichische Spezialeinheiten einen Autoreisezug in Rosenbach bei Villach gestürmt und zwei Münchner Salafisten festgenommen! Borut K. (20, alle Namen geändert) und seine Frau Rokaya H. (33) sollen in den vergangenen Wochen im syrisch-irakischen Kriegsgebiet gekämpft haben und waren jetzt auf dem Weg zurück.

Die Gotteskrieger lebten mitten unter uns! Der türkischstämmige Borut K. wohnte zuletzt bei seiner Mutter am Harras und besuchte oft seine Großeltern in Aubing. „Ich habe im Radio von der Festnahme gehört. Mir war sofort klar, dass er das ist“, sagt ein Nachbar der tz. Borut habe immer einen sehr geschäftigen Eindruck gemacht: „Er hatte häufig einen Anzug an und eine Aktentasche unterm Arm.“

Genau wie auf den Fotos, die das nach islamischem Recht verheiratete Pärchen im Sommer beim Verteilen von Koranen in München zeigt. Kurze Zeit später verschwanden Borut K. und Rokaya H. von der Bildfläche – und gerieten damit ins Visier des Verfassungsschutzes. „Wir ermitteln wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Hinweise auf geplante Anschläge in Deutschland gab es aber nicht“, betonte Judith Henkel, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I.
Unfassbar: Rokaya H. hatte auch ihren erst acht Jahre alten Sohn in

Salafist Borut K. trat häufig bei Demonstrationen in der Innenstadt auf.
Salafist Borut K. trat häufig bei Demonstrationen in der Innenstadt auf. © -

Syrien dabei! Der Zweitklässler wurde nach der Festnahme seiner Mutter von der Jugendwohlfahrt in Obhut genommen und von einer Verwandten abgeholt. Eine Nachbarin der Frau, die im Dreimühlenviertel ihren Wohnsitz hat, wundert sich: „Ich habe Rokaya seit Anfang August nicht mehr gesehen. Zu mir sagte sie, dass sie Urlaub in der Türkei macht. Als sie dann nicht mehr auftauchte, hat ihre Mutter die Polizei eingeschaltet.“ Offenbar freundete sich die 33-Jährige, die aus dem Irak stammt, vor drei Jahren mit Extremisten aus der Nachbarschaft an, unternahm wenig später eine Pilgerreise nach Mekka und trug fortan ein Kopftuch.

Das Gotteskrieger-Pärchen, er arbeitete in einem Hauptbahnhof-Supermarkt und sie als Bürokauffrau, befindet sich in Klagenfurt in Auslieferungshaft. Wer jetzt die Ermittlungen gegen sie übernimmt, ist noch unklar.

Salafisten in Bayern

Sie schocken mit ihrer Gewalt und ihrem Terror die Welt – und dennoch erfahren die Salafisten auch bei uns in Bayern immer mehr Zulauf: 570 Menschen klassifiziert der Verfassungsschutz als Anhänger der radikalen Islamisten. Die Dunkelziffer der Terrorkämpfer, die vor allem in Syrien und im Irak mit ihren IS-Truppen unfassbare Blutbäder anrichten, ist wohl noch viel höher.

Eine Zelle für die IS im Freistaat schein offenbar Kempten zu sein. Dort ist Erhan A. festgenommen worden, nachdem er über Medien und im Internet massive Hetze betrieben hatte und die IS-Morde an Journalisten gerechtfertigt hatte. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezeichnete ihn als „erhebliche Gefahr für die Sicherheit Deutschlands“. Der CSU-Politiker plädierte für eine Abschiebung Erhan A.’s in seine türkische Heimat. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kritisierte dies im Focus: „Wenn Erhan sich strafbar gemacht hat, weil er IS unterstützt, sollten wir ihn hier vor Gericht stellen und erst anschließend aus dem Gefängnis abschieben.“

Erhan A. war ein Freund von David G., einem 19-jährigen Allgäuer Jugendlichen, der im Januar bei Kämpfen in Syrien getötet worden war.

Er droht Merkel

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Er nennt sich „Abu Azzam der Deutsche“ – und ist vermutlich 2012 nach Ägypten ausgewandert. In einem Propaganda-Video im Internet droht er unter anderem unserer Bundeskanzlerin: „Wir wollen Obama und Merkel tot sehen!“, singt er darin und kündigte Anschläge in Deutschland und den USA an.

ARB, JAM

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