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Oktoberfest: Kommen Rucksackverbot und doch ein Zaun um die Wiesn?

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Oktoberfest soll sicherer werden
Nach dem Amoklauf in München schlägt Münchens OB Dieter Reiter (SPD) vor, über ein Rucksackverbot nachzudenken. © dpa

München - Die Bluttaten von München und Ansbach verändern auch die Sicherheitslage für die Wiesn: So sehen es die Verantwortlichen an der Stadtspitze. Ein Rucksack-Verbot scheint sich konkret abzuzeichnen. Und Wiesn-Chef Josef Schmid will auch eine Einzäunung des Festgeländes erneut prüfen lassen.

Ein 350 Meter langer Zaun: Das war der Plan von Wiesn-Chef Josef Schmid. Doch Schmid scheiterte. Keine drei Wochen ist es her, dass der Bürgermeister den Vorschlag in den Stadtrat brachte. Der Zaun an der „Kotzhügel“ genannten Hangkante sollte aufgezogen werden, wenn die Festwiese gefährlich voll zu werden droht und vermeiden, dass Menschen vom geschlossenen Haupteingang wenige Meter weiter aufs Gelände strömen. Der Stadtrat lehnte den Vorschlag ab.

Die Zaun-Idee ist zurück

Jetzt ist die Idee zurück. In einer neuen Gemengelage. Einer ernsteren. Denn der Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum und das Attentat von Ansbach entfachen die Debatte um die Sicherheit auf der Wiesn  neu. Schmid bringt seine Zaun-Idee erneut ins Spiel. Doch jetzt geht es nicht mehr um die Überfüllung. Sondern darum, zu verhindern, dass ein Attentäter aufs Gelände kommt.

Schmid kündigt für diese Woche weitere Gespräche mit Polizei und Kreisverwaltungsreferat an. „Für mich ist entscheidend, was die Sicherheitsbehörden sagen“, erklärte der Wiesn-Chef gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir müssen jetzt auch über Taschenkontrollen und ein Rucksack-Verbot reden.“ Schmid verwies darauf, dass sowohl der Amok-Schütze von München als auch der Ansbacher Attentäter  ihre Waffen in Rucksäcken mitgeführt hatten – und, dass in Franken wohl Schlimmeres verhindert wurde, weil der Mann am Einlass eines Festivals abgewiesen wurde.

Kontrollen muss man auch umsetzen können

Schmid würde sich durch die 100 zusätzlichen Ordner, die es heuer geben soll, für wirksame Kontrollen gerüstet fühlen. „Wir können ein Rucksackverbot durchsetzen, wir können Taschen kontrollieren“, betonte er. Schmid verwies aber darauf, dass ein Zaun auch für solche Verbote nötig sei. „Kontrollen machen nur Sinn, wenn man sie auch umsetzen kann – nicht, wenn 100 Meter weiter 350 Meter freies Gelände sind.“ Auch über Überfüllungen und mögliche Paniksituationen will Schmid noch einmal beraten, nachdem es im Hofbräuhaus und auch auf Straßen und Plätzen am Freitagabend zu chaotischen Szenen gekommen war.

Rucksackverbot naheliegend

Möglicherweise werden nun neue Maßnahmen beschlossen, die dann ohne neuen Stadtrats-Beschluss durchgesetzt werden. Schmid glaubt an eine gemeinsame Lösung mit Kreisverwaltungsreferat (KVR) und Oberbürgermeister. Reiter erklärte am Montag ebenfalls, es sei naheliegend, über ein Rucksackverbot nachzudenken.

Laut Schmid hat auch Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) signalisiert, es gebe eine neue Sicherheitslage, in der auch noch einmal über einen Zaun gesprochen werden müsse. Böhle hatte eine solche Anlage gegen Überfüllungen wie berichtet zuletzt abgelehnt. Das KVR wollte sich gestern auf Nachfrage nicht explizit positionieren. „Die bestehenden Konzepten werden ohnehin kontinuierlich an aktuelle Gefährdungslagen angepasst und weiterentwickelt“, erklärte ein Sprecher lediglich.

Amoklauf im OEZ

In München hatte am Freitag ein 18-jähriger Schüler beim Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen und dann sich selbst erschossen. Als möglichen Mitwisser der Tat nahm die Polizei inzwischen einen 16-jährigen Freund des Amokläufers fest.

Wir haben mögliche Konsequenzen für das Oktoberfest-Sicherheitskonzept zusammengefasst.

Alle weiteren Informationen und Entwicklungen, sowie viele Analyse- und Hintergrundstücke zum Amoklauf in München finden Sie auf unserer Themenseite.   

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AFP

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