Das 1860-Beben: Ismaiks Rundumschlag in der Übersicht
München - Kosta Runjaic’ sofortige Beurlaubung nach 13 Spieltagen war am Dienstag schon gar nicht die Hauptnachricht in Sachen 1860. Investor Ismaik räumte gewaltig auf.
Eigentlich, so dachte man zu Beginn dieses denkwürdigen Dienstags, sei halt mal wieder eine Trainerentlassung zu moderieren. Die gefühlt 150. der letzten zwölf Jahre bei den Löwen, und mit Sicherheit nicht die unberechtigste. Doch Kosta Runjaic’ sofortige Beurlaubung nach 13 Spieltagen und zwölf Punkten war nach ein paar Stunden schon gar nicht mehr die Hauptnachricht in Sachen Sechzig. Finanzier Hasan Ismaik hatte bei der eiligst einberufenen Pressekonferenz im dritten Stock der Geschäftsstelle noch wesentlich mehr News auf Lager. Eine Degradierung, eine Neueinstellung und eine Klarstellung in Sachen Klubverkauf. Die tz beleuchtet die wichtigsten Punkte des Ismaik’schen Rundumschlags (die Pressekonferenz im Ticker zum Nachlesen):
Kosta Runjaic - gefeuert: Das

Ende des erfolglosen Cheftrainers war entgegen anderslautender Berichte bereits vor dem 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern beschlossene Sache. „Wir haben als Aufsichtsrat seit längerem die sportliche Leistung unter die Lupe genommen und sind nach allen Überlegungen zur der Entscheidung gekommen, dass wir ihn beurlauben“, erklärte Ismaik. Und Präsident Peter Cassalette ergänzte: „Auch wenn wir gewonnen hätten, wäre sie getroffen worden. Den letzten Kick hat Sandhausen gegeben. Man muss sich nur die Tabelle anschauen. Wir sind mit anderen Erwartungen in die Saison gegangen und haben uns erhofft, dass wir einen anderen Platz einnehmen, als es der Fall ist. Wir haben nicht gesehen, dass der Plan des Trainers uns dahin führt, wo wir gerne wären.“ Dummerweise hatte Ismaik erst am Montag Zeit für eine Aufsichtsratssitzung. Und natürlich habe Runjaic während des Spiels noch nichts von seinem beschlossenen Aus gewusst, so Cassalette weiter.
Laut Ismaik soll der neue Trainer und Nachfolger von Interimslösung Daniel Bierofka vor der Rückrunde kommen. „Wir haben schon einige Kandidaten im Visier“, so Ismaik. „Deutsche und ausländische Trainer. Wir suchen einen Trainer, der den Verein und die Fans versteht.“ Noch interessanter war freilich die Tatsache, dass auch Manager Thomas Eichin über die Runjaic-Beurlaubung nur unterrichtet wurde. Die eigentliche Entscheidung fiel ohne Mitwirken des Geschäftsführers, der seit Dienstag keiner mehr ist.
Thomas Eichin - degradiert: „Eichin

wird nicht mehr Geschäftsführer sein, sondern nur noch Sportdirektor. Aber das war vornherein so geplant“, sagte Ismaik. Cassalette sagte auf Nachfragen: „Das ist keine Entmachtung, das war so vereinbart.” Allerdings wurde der Beschwichtigungsversuch bereits wenige Minuten später von Ismaik konterkariert. Der Investor rechnete gnadenlos mit Eichin ab: „Seine Leistung ist noch nicht auf dem Niveau, wie wir uns das erwartet haben. Bei diesen Investitionen müssten wir oben in der Tabelle stehen.“ Trotzdem werde Eichin „weiter unterstützt“, was auch immer das heißen soll.
Als alleiniger

Geschäftsführer fungiert ab sofort der Ismaik-Vertraute und Finanzexperte Anthony Power (50), der bis auf weiteres den kaufmännischen Bereich verantworten soll. Als Nachfolger gilt weiterhin der scheidende Boss des FC Liverpool, Ian Ayre (53), der spätestens zur kommenden Saison übernehmen soll.
40 Millionen-Angebot - abgelehnt: Ein Angebot in dieser Höhe für 1860 habe er kürzlich abgelehnt, ließ Ismaik wissen. „Dieser Verein steht nicht zum Verkauf. Selbst bei vier Milliarden würde ich nicht verkaufen. Ich bin als Investor eingestiegen, aber 1860 ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich sehe mich als Fan.“ Sprach’s und düste im Maybach davon.
Daniel Bierofka: „Wenn Sechzig ruft, bin ich da“
Daniel Bierofka - befördert: In der

vergangenen Saison rettete Daniel Bierofka (37) die Löwen mit drei Siegen in Serie vor dem Abstieg, dieses Mal soll er dafür sorgen, dass sich die sportliche Situation vor der Winterpause halbwegs entschärft. „Damals war die Lage vielleicht noch schwieriger als ich sie jetzt vorfinde“, sagte Bieroka Dienstag nach seiner ersten Einheit als Interims-Nachfolger des beurlaubten Kosta Runjaic. „Ich bin von der Entwicklung natürlich nicht erfreut, ich hätte mir gewünscht, dass ein Trainer mal länger bleibt. Wenn der Verein mich braucht, bin ich da. Aber ich bin kein Hexer.“ Mit Blick auf Braunschweig (So, 13.30 Uhr) gehe es darum, „dass wir ohne Angst und Respekt da hinfahren. Das ist ein Deja-vu. Mein erstes Spiel in der letzten Saison war auch gegen Braunschweig, allerdings daheim“ (1:0, d. Red.). 15 Werktage darf A-Schein-Inhaber Bierofka die Profis mit einer Ausnahmegenehmigung trainieren, danach wird wie in der vergangenen Spielzeit Co-Trainer Denis Bushuev als Chef fungieren.
Ludwig Krammer