Hopfner: "Als erstes muss Uli sagen, was er will"

München - Bayern-Präsident Karl Hopfner spricht in der TU München über Hoeneß, Schweinsteiger, Financial Fair Play und neue Fernsehverträge
Eigentlich fehlten bloß die obligatorischen Trophäen, ansonsten glich das Podium im Audimax der TU München fast 1:1 der Bühne bei den Jahreshauptversammlungen des FC Bayern: Sessel in rot, rot-weiße Blumenzierde, die Wände mit roten Farben bestrahlt – Karl Hopfner hatte bei seinem Vortrag ein Heimspiel. Eines mit stattlicher Kulisse: 1500 Studenten, aufgeteilt auf zwei Hörsäle, lauschten dem Bayern-Präsidenten so artig, dass so mancher Professor neidisch werden könnte. Hopfner honorierte die Aufmerksamkeit mit der einen oder anderen netten Anekdote seiner Bayern.
Und der Mann hat ja auch wirklich viel zu erzählen aus dem Innenleben des Rekordmeisters: Seit er sich 1983 auf eine Zeitungsannonce hin bei den „Roten“ bewarb, ist viel passiert. Statt zwölf Mitarbeiter beschäftigt man heute über 700, die Mitglieder stiegen von 6000 auf die weltweite Rekordmarke 260.000, und der Umsatz steigerte sich von zwölf Millionen Euro auf über 500 Millionen. „Damals haben sich 400 auf die Stelle beworben, 20 kamen in die engere Auswahl – aber 19 sagten: ,Den Job tu’ ich mir nicht an’“, beschrieb Hopfner seinen Einstieg bei den Bayern. Und erntete damit Lacher.
Nachdem er als Geschäftsführer aufgehört hatte, wollte der 63-Jährige ja eigentlich in Ruhestand – aber die Steueraffäre von Uli Hoeneß spülte ihn unvermutet ins Präsidentenamt. Wie es da weitergehe, wollte jemand bei der Fragestunde wissen. Der ehemalige Klubchef habe nun Antrag auf Halbstrafe gestellt, erklärte Hopfner, bis März werde sich entscheiden, ob sie greift – „und dann muss als erstes Uli sagen, was er will“. Neuwahlen sind Ende 2016 angesetzt, der Verwaltungsbeirat prüft dann, ob Hoeneß noch einmal kandidieren kann.
Zur Trennung von Bastian Schweinsteiger lüftete Hopfner ein Geheimnis: „Eigentlich wollten wir mit ihm verlängern. Aber Basti sagte: Nein, er habe ja noch einen Vertrag bis 2016.“ Später bat er dann, das sehr lukrative Angebot von Manchester United annehmen zu dürfen.
Die britische Kaufkraft aufgrund der neuen TV-Verträge sei eine der größten Herausforderungen in der Zukunft, erklärte Hopfner. Er setzt große Hoffnungen auf die deutsche Ausschreibung, warnte aber auch: „Wir dürfen nicht so blauäugig sein und denken, dass wir Beträge wie in England bekommen werden. Fest steht aber auch, dass wir in der Fernsehvermarktung aufholen müssen. Die jetzigen Bezüge sind nicht zeitgemäß.“ Da gab’s Applaus.
Das Financial Fair Play lobte Hopfner – aber verhalten: „Besser als nichts, aber es ist nicht perfekt.“ Die Kostenkontrolle aber wieder abzuschaffen, sei „wie das Kind mit dem Bad auszuschütten“.
Am Ende bekam Hopfner Bier der Forschungsbrauerei Weihenstephan überreicht. Eine Art Trophäe – das Bühnenbild war damit doch noch komplett.
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