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"Messi zu Bayern? Könnte tatsächlich ein Thema sein"

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Von: Michael Knippenkötter

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Pep Guardiola wäre eventuell ein Grund für Leo Messi, zu den Bayern zu wechseln - denkt Guido Buchwald. © AFP

München - Weltmeister Guido Buchwald war zu Besuch in der tz und hat seine Einschätzung zum Thema FC Bayern gegeben. Er würde sich nicht wundern, wenn Lionel Messi irgendwann noch in München spielen würde.

Es war eine rasante Woche für Guido Buchwald: Erst nahm der Weltmeister seine Arbeit als Asien-Scout für den VfB Stuttgart auf, dann folgten die Feierlichkeiten zum WM-Triumph vor 25 Jahren, zu guter Letzt besuchte er München und das Pressehaus in der Bayerstraße. Dort hatte auch die tz noch ein paar Fragen an die Legende aus dem Ländle.

Herr Buchwald, Thomas Berthold ist fest davon überzeugt, dass Diego Maradona im Vergleich zu Lionel Messi der größere Weltstar ist. Wer das nicht glauben kann, solle nur mal bei Ihnen nachfragen, immerhin hatten Sie es im WM-Finale ’90 mit Maradona zu tun. Also?

Buchwald: Das hat er gesagt? Da hat der Thomas mit einem sicher recht: Die beiden sind sehr gut vergleichbar, zumindest von der Spielweise. Aber: Maradona war die überragendere Persönlichkeit. Messi dagegen lebt professioneller. Wenn Diego Maradona das auch beherzigt hätte, wäre er noch besser gewesen. Der Mann hatte Fähigkeiten, die waren einfach sensationell. Messi macht das mit seiner Arbeit wett. Zudem ist er einer, der sich einigermaßen unterordnet in einer Mannschaft, der Diego war dagegen ein Herrscher.

Heute fragt man sich in aller Regelmäßigkeit, ob ein Wechsel von Messi in die Bundesliga denkbar wäre. Gab es das bei Maradona auch?

Buchwald: Das war kein Thema. Jeder wollte zu dieser Zeit in Italien spielen, das war das Fußballland! Zudem war so was rein finanziell gesehen so weit weg von Deutschland, da hätte er nur gelächelt bei so einem Gedanken. Da hätte auch Bayern München anrufen können. Heute hat Bayern so viel Geld, dass es tatsächlich ein Thema sein könnte, Messi zu holen. Zumindest wäre der FC Bayern der einzige Verein, der Messi interessieren könnte – was natürlich an Trainer Pep Guardiola liegen würde.

Das Szenario ist heute jedenfalls realistischer.

Buchwald: Absolut. Die Attraktivität der Bundesliga ist da. Und die der italienischen ist weg.

Um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, sind Borussia Dortmund und der FC Bayern in dieser Vorbereitung auf Asientour. Ein guter Weg?

Buchwald:

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Guido Buchwald. © dpa

Das ist ein Riesenmarkt! Das muss man heutzutage einfach machen. Schon zu meiner Zeit, als ich dort gespielt habe, war Manchester United bereits präsent. Auch Barcelona und Real Madrid hatten damals den Markt schon bearbeitet. Wir Deutschen haben das verschlafen. Bayern hat dann langsam damit angefangen, war auch schon vor einigen Jahren drüben, sogar zu der Zeit, als ich noch Trainer war.

Können Sie in Ihrem Verein, beim VfB, für so eine Reise werben?

Buchwald: Das werde ich sicher tun. Das ist bestimmt eine interessante Sache in naher Zukunft. Im Bereich der Kooperation mit Vereinen sowie ihrer Jugendarbeit und dann im Bezug auf das Merchandising. Im Moment ist der VfB dafür ein bisschen zu schlecht in der Liga. Um richtig Fuß fassen zu können, muss man fast schon Champions League spielen.

Zurück nach Deutschland: Wir waren zuletzt ein wenig überrascht, dass Sven Ulreich als Stammkeeper des VfB zum FC Bayern auf die Bank wechselt. Haben Sie das verstanden?

Buchwald: Nein, das hat mich auch überrascht.

Was glauben Sie steckt dahinter?

Buchwald: Der Name Bayern – in ganz Deutschland der absolut große Name. Und ansonsten ist Sven Ulreich in den letzten Jahren in Stuttgart sehr viel kritisiert worden. Er hat vom Kopf her sicher gemeint, dass er nun etwas anderes machen muss. Die Stimmung ist ein wenig gegen ihn gekippt in Stuttgart, und das Angebot kam zur rechten Zeit. Vielleicht macht er sich auch Hoffnung. Auf einmal kann er die Nummer eins sein, in einer Mannschaft, die Titel gewinnt!

Zeigt der Wechsel, dass in den letzten Jahren nicht viel gut gelaufen ist beim VfB?

Buchwald: Für ihn? Ja. Denn man darf nicht vergessen: Vor gut zwei Jahren war er sogar auf dem Weg in die Nationalmannschaft. Nun brauchte er die Luftveränderung. Warum es Bayern ist? Er wird wissen, weshalb es für ihn passt.

Glauben Sie, der FCB wird sich noch mit einem Verteidiger verstärken?

Buchwald: Ja, ich glaube schon, dass Bayern da noch was macht. Die müssen ja überall, auf jeder Position, doppelt und dreifach aufgestellt sein für die Ziele, die sie sich setzen.

Bayern ragt heraus.

Buchwald: Ja, aber was ich mich dabei frage: Ist das Niveau der anderen Mannschaften wirklich so viel schlechter geworden? Wenn ich früher mit 2:0 oder 3:0 gegen Bayern verloren hätte, wäre es mir nie eingefallen, damit zufrieden zu sein. Was ist denn das für eine Einstellung für einen Profi, der eine Million verdient?! Ich muss doch versuchen, da noch etwas draufzupacken. Stuttgart gegen Bayern, das war für uns damals fast wie ein Länderspiel! Das war etwas Besonderes!

Das heißt, die Entwicklungen der letzten ein, zwei Spielzeiten muss man kritisch betrachten?

Buchwald: Ich denke schon. Man darf nicht vor Ehrfurcht erstarren und sagen: „Gut, dann verlieren wir nur 3:0 oder 4:0 und lassen uns feiern!“ Das kann es doch nicht sein! Das verstehe ich nicht. Das gab es früher nicht. Und auch heute gilt: Man kann auch Bayern schlagen.

Interview: Michael Knippenkötter

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