Pokalträgerin Geisenberger im tz-Interview: "Mein Herz schlägt bayerisch, aber ..."

Berlin - Am Samstag steigt das Pokalfinale in Berlin. Nicht nur der FC Bayern und Borussia Dortmund fiebern dem Spiel entgegen. Auch Rodlerin Natalie Geisenberger.
Am Samstag bringt Rodel-Ass Natalie Geisenberger (28) als sechste Goldfee nach Franzi van Almsick (2011), Christine Theiss (2012), Magdalena Neuner (2013), Maria Höfl-Riesch (2014) und Britta Heidemann (2015) im Berliner Olympiastadion den Pokal aufs Spielfeld. Ihr Kleid hat eine besondere Geschichte…
Frau Geisenberger, haben Sie die Auftritte Ihrer Vorgängerinnen gesehen?
Geisenberger: Ja, aber ich habe nie gedacht, dass ich einmal die Ehre haben werde, den Pokal ins Olympiastadion zu tragen. Ich musste nicht überlegen, sondern habe sofort zugesagt. So ein Angebot flattert nicht jeden zweiten Dienstag ins Haus.
Wem drücken Sie Daumen?
Geisenberger: Ich bin in München geboren und habe bei einer Veranstaltung für die Olympia-Bewerbung 2018 einige FCB-Spieler kennengelernt, mein Herz schlägt bayerisch. Aber im Finale ist es mir ausnahmsweise relativ wurscht, wer gewinnt. Ich erhoffe mir einen aufregenden und spannenden Tag. Über 75.000 Zuschauer im Stadion, dazu noch zwei oder drei vor dem TV (lacht), das wird ein riesiges Erlebnis.
Stolpern sollten Sie nicht, ein paar Augen werden auf Sie gerichtet sein.
Geisenberger: Bisher haben es alle geschafft, auch ich traue mir das zu. Ich hatte den Pokal in der Hand, er wiegt etwas über sechs Kilogramm. Das bekomme ich hin, keine Sorge.
Bleibt die Frage nach dem Kleid.
Geisenberger: Das war kompliziert, ich habe in etwa 20 Geschäften alle goldenen Kleider probiert, die es gab, aber keines hat gepasst. Ich bin 1,83 Meter, selbst das längste Kleid war drei Zentimeter zu kurz. Für den Auftritt sollte die Optik passen, ich musste also umdenken.
Was war die Lösung?
Geisenberger: Ich habe Christine Falken gefragt, sie ist Schneiderin bei uns am Schliersee und hat mir schon ein tolles Dirndl genäht. Weil sie niemand anderen wusste, hat sie kurzerhand ihren Urlaub abgesagt und näht mir mein Kleid. Ich habe mir Schnitte im Internet gesucht, die mir gefallen haben, die Stoffe haben wir zusammen ausgesucht, auch das war nicht einfach. Gold ist derzeit keine Modefarbe.
Wie oft haben Sie sich getroffen?
Geisenberger: Bestimmt 15- bis 20-mal, sie arbeitet in kleinen Schritten und erklärt mir, was als Nächstes passiert. Mit den Pailletten und den ganzen Kleinigkeiten ist das gut, wenn das Kleid fertig ist, ist es fertig.
Klingt aufwendig, übernimmt der DFB die Entlohnung von Frau Falken?
Geisenberger: Da finden wir sicher eine Lösung.
Wer begleitet Sie nach Berlin?
Geisenberger: Mein Freund, er freut sich, er ist das erste Mal bei einem Fußballspiel im Stadion. Nach der Bekanntgabe haben sich viele Bekannte und Fans gemeldet, ob ich sie mitnehme. In solchen Momenten hat man plötzlich noch mehr Freunde (lacht).