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Rummenigge: "Eine totale Lüge"

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Karl-Heinz Rummenigge beim tz-Interview.
Karl-Heinz Rummenigge beim tz-Interview. © Christina Pahnke / sampics

München - Im tz-Interview bezieht Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge Stellung zu den unglaublichen Verschwörungstheorien aus Spanien und spricht über Guardiola, Ribéry & Co.

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Karl-Heinz Rummenigge im Gespräch mit tz-Reporter Menzel Lopez.
Karl-Heinz Rummenigge im Gespräch mit tz-Reporter Menzel Lopez. © Christina Pahnke / sampics

arl-Heinz Rummenigge hat derzeit alle Hände voll zu tun. Nicht nur, dass die Bayern am Freitag in Gladbach in die Rückrunde starten, der Vorstandsboss der Münchner wurde in letzter Zeit auch mit unglaublichen Verschwörungstheorien aus Spanien konfrontiert. Dort wird den Münchnern nämlich vorgeworfen, einige iberische Klubs wegen Steuervorteilen bei der EU angeschwärzt zu haben. Im tz-Interview bezog Rummenigge Stellung und sprach zudem über Guardiola, Ribéry & Co.

Herr Rummenigge, Ihre Meinung zu den Verschwörungstheorien aus Spanien?

Rummenigge: Ich war entsetzt, als ich das gehört habe und kann es nur aufs Schärfste zurückweisen. Das ist eine totale Lüge. Ich habe auch nur über die Medien erfahren, dass die EU in Brüssel offensichtlich gegen spanische Klubs ermittelt, Details sind mir aber nicht bekannt. Daher möchte ich mit Nachdruck betonen, dass der FC Bayern hierbei keine Rolle gespielt, und keine spanischen Klubs angeschwärzt hat.

Zumal das Verhältnis mit den Präsidenten von Real und Barcelona immer ein gutes war.

Rummenigge: So ist es. Ich bin mit Florentino Perez und mit Sandro Rosell befreundet, von ihnen hat mich vergangenen Montag bei der Weltfußballerwahl auch keiner darauf angesprochen. Das zeigt mir, dass auch sie wissen, dass diese Vorwürfe nicht wahr sind. Andernfalls hätten mich beide angesprochen, so vertrauensvoll ist unser Verhältnis. Wenn es irgendein Problem gibt, greift der eine zum Hörer und ruft den anderen an, und dann löst man es auf dem unkomplizierten Weg. Noch mal: Alles komplett erfunden.

Lassen Sie uns über Fußball reden. Bekommen die Bayern nach dem vergangenen Samstag jetzt auch Red Bull in die Trinkflaschen?

Rummenigge: Die Salzburger müssen wohl ein paar Dosen zu sich genommen haben (lacht). Ich habe das vor dem Fernseher verfolgt, bis

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ich irgendwann die Nase voll hatte. Dann habe ich ein bisschen Sport getrieben, um den Ärger auszuschwitzen. Nein im Ernst: Ich bin nicht unglücklich über diese Niederlage, mir war das alles bislang zu schön und zu kuschelig. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft nachdenklich geworden ist. Und das ist der richtige Ansatz für das Spiel am Freitag in Gladbach: Wir müssen schauen, dass wir gut aus den Startlöchern kommen. In der Hinrunde haben wir die Tür für die Verfolger zugemacht, jetzt müssen wir es schaffen, dass sie auch zubleibt.

Mit Lewandowski wurde der Grundstein für die Zukunft bereits gelegt.

Rummenigge: Unsere Aufgabe ist es, die Qualität jedes Jahr aufs Neue zu steigern und den ganzen Klub stabil zu halten. Daran arbeiten wir täglich, aber ich glaube auch, dass das möglich ist. Die Mannschaft ist großartig, und mit Lewandowski bekommen wir noch einen tollen Stürmer dazu. Was wir jetzt aber darüber hinaus machen, kann ich nicht sagen. Dafür ist es einfach noch zu früh. Ich habe neulich auch gelesen, wir hätten einen Beschluss für das gefasst, was im Juli passiert. Nein, das haben wir nicht. Über den Januar hinaus gibt es keine Entscheidungen, darauf schwöre ich Stein und Bein.

Lewandowski: Chronik des langwierigen Wechsels

Böse Zungen behaupten, Guardiola sei über jeden verletzten Spieler froh, weil er dann einen Star weniger auf die Bank setzen müsste.

Rummenigge: Das ist natürlich völliger Schwachsinn. Wir sind froh über jeden Spieler, der im Kader ist. Der Kalender ist so brachial voll, und danach steht ja auch noch eine WM an. Wir brauchen alle, um die Ziele zu erreichen. Das hat man vergangenes Jahr gesehen. Wir müssen uns ein Stück weit von dem alten Herberger-Satz lösen. Nein, ihr müsste nicht mehr elf Freunde sein. Ihr müsst zwanzig Freunde sein. Natürlich gefällt es keinem, wenn er nicht spielt. Wenn sich jemand zufrieden auf die Bank setzen würde, dann müsste er sich darüber Gedanken machen, ob er noch beim richtigen Klub spielt. Er sollte Enttäuschung spüren und diese in Leistung umwandeln.

Herr Rummenigge, wie sehr freut es Sie, wenn Bastian Schweinsteiger wieder schmerzfrei ist?

Rummenigge: Sehr. Bastian ist ein ganz wichtiger Spieler für uns, der immer wieder für Stabilität gesorgt hat. Ich erinnere mich an Juventus, an Barcelona und an viele andere Spiele. Ich hoffe, dass er so schnell wie möglich zurückkommt. Am Samstag habe ich ihn gesehen, da hat er sich hier an der Säbener Straße behandeln lassen. Er meinte, es wäre eine Reizung am Knie. Es scheint jedenfalls nichts Schlimmes zu sein. Ich hoffe einfach, dass er so schnell wie möglich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann und Pep Guardiola zur Verfügung steht. Das gilt auch für Arjen Robben. Noch mal: Wir brauchen alle.

Und Franck Ribéry? Hat er die Gala zum Balon d’Or bereits verdaut?

Rummenigge: Alle drei, die da oben auf der Bühne standen, sind wunderbare Spieler, die ihre Klubs prägen. Nichtsdestotrotz ist es eine Momentaufnahme und sehr schwer zu sagen, wer der Beste ist. Nach der Gala war ich noch mit Franck essen, weil ich gemerkt habe, dass er ein bisschen enttäuscht war, und habe ihm gesagt: „Franck, da standen keine Nobodys mit dir da oben. Das sind die drei besten Spieler der Welt. Da musst du nicht unglücklich sein.“

Hätten Sie eine Chance gegen die drei gehabt?

Rummenigge: Von der Schnelligkeit her schon. Die 100 Meter bin ich damals in 10,8 gelaufen. Dennoch ist es schwieriger heute.

War Ribéry sehr traurig?

Rummenigge: Traurig ist das richtige Wort dafür. Als wir dann fertig waren mit dem Essen, habe ich ihm gesagt: „Fahr mit nach München, da kannst du besser schlafen.“ Und dann hat er auf dem Rücksitz geschlafen wie ein kleines Kind (lacht). Da war mir klar, dass er das bereits verdaut hat.

Dass Ribéry stets betont, seine Karriere in München beenden zu wollen, muss Musik in Ihren Ohren sein, oder?

Rummenigge: Bisher hat er bei allen Vereinen immer nur anderthalb bis zwei Jahre agiert, hier befindet er sich nun in seinem siebten Jahr. Das zeigt mir, dass er seine Heimat hier gefunden hat. Er fühlt sich sehr wohl, seine Familie auch, wir sind hochzufrieden, bei den Fans ist er der Hero – es war also sehr gut, dass wir damals hart geblieben sind, als unter anderem Real Madrid 2008 großes Interesse gezeigt hat.

Wie lief das damals zwischen den beiden Klubs ab?

Rummenigge: Wir haben das damals sehr gentlemanlike gelöst, obwohl ich korrekterweise sagen muss, dass es kein finanzielles Angebot gab. Sie haben lediglich ihr Interesse bekundet, wir haben aber die Tür strikt zugemacht. Wir hätten auch große Kasse machen können, weil wir ein Angebot von Chelsea auf dem Tisch hatten, das für damalige Verhältnisse Wahnsinn war. Es war aber die richtige Entscheidung, ihn nicht abzugeben, weil seither alle verstanden haben, dass Bayern München kein Verkauf-, sondern lediglich ein Kaufklub ist. So ist es nämlich auch bei diesen beiden Klubs: Wenn Barcelona oder Madrid nicht verkaufen wollen, hast du keine Chance. Das Gleiche gilt heutzutage für uns.

Interview: J. Carlos Menzel Lopez

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