Karl Hopfner: "Geld schießt Tore"

Er ist der Mann im Hintergrund: Seit 25 Jahren ist Karl Hopfner Geschäftsführer des FC Bayern. Als er im Juli 1983 seinen Job antrat, machte der Klub 142 000 Mark Gewinn – heute sind es 18,9 Millionen Euro.
In einem seiner seltenen Interviews sprach Hopfner mit der tz über die Bedeutung des Geldes im Fußball und wie sehr er sich auf Jürgen Klinsmann freut.
Herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Dienstjubiläum, Herr Hopfner. Was bedeutet Ihnen dieser Klub?
Hopfner: Vielen Dank. Der FC Bayern bedeutet mir sehr viel. Das ist der Hauptteil meines Berufslebens. 1983, bei meinem Beginn, konnte ich mir nicht vorstellen, 25 Jahre hier zu bleiben. Da gab es Höhen und Tiefen. Aber es hat immer Spaß gemacht. Wir waren damals noch ein e.V. Es gab zwei leitende Mitarbeiter. Uli Hoeneß als Manager und meine Wenigkeit als Geschäftsführer. Es erfüllt einen mit Stolz zu sehen, was man mitaufgebaut hat.
Den Job bekamen Sie auf eine Stellenanzeige hin.
Hopfner: Richtig, im Herbst 1982. Ich habe mich beworben. Einige Zeit nichts gehört. Und im Frühjahr 1983 kam es dann zu Vorstellungsgesprächen und man hat sich für mich entschieden. Meine Bemerkung dazu: Alle Besseren haben wohl abgesagt.
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Wie viel Bessere gab es denn?
Hopfner (lacht): Jetzt kenne ich ja die Ordner. Es waren über 400 Bewerber.
Sind Sie persönlich ein kühler Rechner?
Hopfner: Ich weiß nicht. Ich kann auch sehr emotional sein. Man muss schon unterscheiden. Die normale Arbeitswoche, in der man die Geschäfte tätigt, und das Fußballspiel. Und dabei bin ich sehr emotional.
Allerdings sind von Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge weit mehr Gefühlsausbrüche überliefert.
Hopfner: Fragen sie mal den Karl-Heinz Rummenigge, der bei den Spielen neben mir sitzt.
Wobei geht Ihnen das Herz auf?
Hopfner: Wenn wir Titel gewinnen. Ganz einfach. Wenn es ein schönes Spiel war, tolle Tore gefallen sind. Da bin ich ein ganz normaler, fußballbegeisterter Fan.
Was nimmt Sie emotional eher mit: Die Verkündung von Rekord-Zahlen oder der Gewinn der Champions-League?
Hopfner: Wenn wir die Champions-League gewinnen und dabei ein wirtschaftliches Ergebnis erreichen ohne dabei Verluste zu machen. Da geht mir das Herz auf.
Und privat?
Hopfner: Wenn ich meine Ruhe habe, zuhause bin und mich entspannen kann. Ab und zu eine Runde Golf, ein guter Rotwein. Das sind Sachen, die mir Spaß bereiten.
Ihre Position bringt es mit sich, eher im Hintergrund zu agieren. Entspricht das Ihrem Naturell?
Hopfner: Ich glaube, dass das nichts mit Hintergrund zu tun hat. Die internen Entscheidungen fallen im Vorstand und dort wir auch kontrovers diskutiert. Nach außen hin ist es normal, dass Rummenigge und Hoeneß den Verein vertreten und in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Da gibt es keine Klagen.
Waren Sie schon immer ein Bayern-Fan?
Hopfner: Ja.
Sie sind Jahrgang 1952. Wie muss man sich den Karl Hopfner im Jahre 1968 vorstellen?
Hopfner: Da ging ich zur Schule und war Klassen- und Schulsprecher.
Früh schon in der Verantwortung?
Hopfner: Verantwortung? Es hat einfach Spaß gemacht.
Genauso wie viele Momente beim FC Bayern – welcher war ihr schönster?
Hopfner: Sicherlich 2001, der Champions-League Sieg.
Schütteln Sie den Kopf bei dem Satz: Geld schießt keine Tore?
Hopfner: Geld schießt Tore. Das ist meine feste Überzeugung. Qualität kostet. Die Preise sind ins Exorbitante gestiegen. Es ist aber ein Unterschied zu Spaniern, Italienern und Engländern, wenn man durch TV-Einnahmen 120 Millionen Euro bekommt. Wir bekommen für ein erfolgreiches Jahr 27 Millionen. Da können die ganz anders agieren.
Wie wäre es denn mit einem Abramowitsch oder einem Glazer?
Hopfner: Der Stolz des FC Bayern ist, dass wir alles selbst geschaffen haben. Unsere Gewinne haben wir investiert. Darauf sind wir alle stolz.
Mit einem milliardenschweren Investor könnte man sich aber jedes Jahr einen Ribéry leisten.
Hopfner: Nicht empfehlens- und erstrebenswert. Man würde in eine zu große Abhängigkeit geraten.
Wie sehen Sie Hoffenheim mit Dietmar Hopp?
Hopfner: Es ist ungerecht, was gegen ihn läuft. Man muss wissen, er hat in dieser Mannschaft selbst gespielt, kommt aus dieser Gegend. Es ist begrüßenswert, was er dort aufbaut. Überhaupt nicht vergleichbar mit Investoren wie zum Beispiel Glazer und Abramowitsch.
Geht hoher finanzieller Aufwand im Fußball Hand in Hand mit dem Erfolg?
Hopfner: Es ist planbar in einem bestimmten Bereich. Aber wir haben es mit Menschen zu tun. Und nicht jeder Transfer kann ein hundertprozentiger Volltreffer sein.
Was bedeutet Ihnen persönlich Geld?
Hopfner: Es ist eine schöne Sache, aber sicherlich nicht alles im Leben.
Was ist wichtiger?
Hopfner: Harmonie und persönliche Zufriedenheit. Damit man sich nicht wichtiger nimmt als man ist.
Wenn Sie sehen, was sich hier in den letzten 25 Jahren getan hat – wie sehen Sie die Entwicklung?
Hopfner: Wir sind fast eine Jobmaschine. 1983 waren wir zwölf Mitarbeiter. Jetzt über 400. Wir haben was geschaffen, auf das wir alle stolz sind.
Jürgen Klinsmann leitet eine neue Ära ein. Wie blicken Sie der kommenden Zeit entgegen?
Hopfner: Es ist Zeit, in eine neue Richtung zu gehen. Jürgen hat tolle Ideen. Ich freue mich auf die Ära. Ich konnte mir das gleich vorstellen.
Wie liefen die Verhandlungen?
Hopfner: Die haben Uli Hoeneß und ich mit dem Anwalt von Jürgen geführt. Auch mit Jürgen Klinsmann wurden selbstverständlich Gespräche direkt geführt, als er hier war. Ich sehe da eine positive Aufbruchstimmung.
Wie groß sind die Chancen, in absehbarer Zeit die europäische Spitze zu erreichen?
Hopfner: Dass wir den Anspruch haben, Champions-League zu spielen, ist klar. Unter die letzten acht oder vier soll schon unser Anspruch sein.
Interview: Mario Volpe
Quelle: tz