Arena-Ausbau: Skepsis auch bei der Polizei

München - Die Stadion-Erweiterung wurde begonnen, obwohl die Baugenehmigung noch aussteht - jetzt mehren sich Bedenken wegen des Verkehrs.
Kaum war das letzte Saison-Spiel abgepfiffen, da rollten schon Bagger statt Bälle durch die Allianz Arena. Die Stadion GmbH nutzt die Sommerpause, um Münchens Fußball-Tempel zu erweitern (wir berichteten). Die Baugenehmigung dafür steht allerdings noch immer aus. Die Lokalbaukommission prüft derzeit die Pläne - unter anderem auch die „verkehrlichen Gegebenheiten“, wie Thorsten Vogel, Sprecher des städtischen Referates für Stadtplanung und Bauordnung, erklärt. Doch genau dabei herrscht Skepsis, sowohl bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wie auch seitens der Polizei.
Seit knapp zwei Wochen wird in der Arena an zwei Fronten gearbeitet: Das Spielfeld wird komplett ausgetauscht und die Südkurve umgebaut. Die Blöcke 109 bis 117 werden zu reinen Stehplätzen für nationale Begegnungen. Die Sitze verschwinden dabei unter Metallplatten, die in der Liga als Treppenstufen benutzt werden. Bei internationalen Partien, wo Stehplätze verboten sind, können die Sitze hochgeklappt werden. Die Kapazität erhöht sich damit in der Bundesliga um rund 3800 auf 75 024 Plätze, internationale Spiele könnten künftig vor maximal 69344 Zuschauer ausgetragen werden.
Doch das Mehr an Zuschauern bedeutet auch mehr Verkehr. Die Stadion GmbH als Bauherrin hat kürzlich ein von ihr beauftragtes Verkehrsgutachten bei der Stadt vorgelegt. Dieses kommt zu dem Schluss, dass der Ausbau nicht am Verkehr scheitern müsse, die vorhandenen Infrastrukturen ausreichend seien. Doch ist das wirklich so? Nein, sagt zum Beispiel die MVG. Die U6 habe, zumindest bei Spielen an Werktagen sowie während des Oktoberfestes, keine Kapazität mehr für zusätzlichen Stadionverkehr, heißt es dort. Vielmehr drohen bei zusätzlichen Belastungen aus Sicherheitsgründen sogar temporäre Betriebseinstellungen. „Die MVG steht einer neuerlichen Ausweitung der Stadionkapazität daher ablehnend gegenüber“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Dies könnte nicht unwesentlich sein für die Lokalbaukommission, die den Bauantrag derzeit noch prüft und neben bautechnischen Fragen auch die verkehrlichen Auswirkungen abwägen muss. Zumal auch die Polizei Bedenken anmeldet. „Die Münchner Polizei sieht hier noch einigen Klärungs- und Diskussionsbedarf - wir werden uns in den zuständigen Gremien noch einbringen“, betont Polizei-Sprecher Wolfgang Wenger. Seit der Eröffnung der Arena reißen die Klagen von Freimannern nicht ab, dass ihre Straßen bei Spielen zugeparkt werden. Warum? Weil viele Besucher sich die Parkgebühren sparen oder auch dem Abreisestress entgehen wollen. Schon jetzt dauert es bis zu eineinhalb Stunden, bis sich die Parkhäuser nach Spielende geleert haben. Die Abreisezeit wird sich künftig weiter verlängern, egal ob mit dem Auto, Bus oder der U-Bahn.
Jürgen Muth, Geschäftsführer der Stadion GmbH, hofft dennoch auf eine schnelle offizielle Ausbaugenehmigung. „Durch die Fußball-Weltmeisterschaft haben wir heuer eine sehr lange Sommerpause“, erklärt Muth. „Anfang August müssen die Arbeiten aber abgeschlossen sein.“ Da startet der TSV 1860 in die Zweitliga-Saison. Der FC Bayern hat sein erstes Spiel am 22. August. Vor wie vielen Zuschauern, ist noch unklar.
Sven Rieber