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Taktik-Experte im tz-Interview: Favre-Fußball gegen Bayern?

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Von: Sven Westerschulze

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Tobias Escher, Experte bei spielverlagerung.de.
Tobias Escher, Experte bei spielverlagerung.de. © fkn

München - Im tz-Interview spricht Taktik-Experte Tobias Escher von spielverlagerung.de über den kommenden Bayern-Gegner Gladbach und erklärt, was sich dort seit dem Trainerwechsel verändert hat.

Als „Kampf der Systeme“ hatte die tz das letzte Aufeinandertreffen zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach bezeichnet. Auf der einen Seite stand Pep Guardiola, auf der andere Lucien Favre. Zwei Taktik-Tüftler, die sich in jedes noch so kleine Detail verlieben können. Aber während Pep mit dem FCB unaufhaltsam Richtung Schale marschiert, schmiss der Schweizer nach fünf Pleiten aus den ersten fünf Spielen in Gladbach hin. Seitdem hat Andre Schubert das Zepter bei den Fohlen übernommen. Wie sich das Spiel der Borussia verändert hat und ob sie den Münchnern am Samstag gefährlich werden kann, erklärt Taktik-Experte Tobias Escher der tz.

Herr Escher, unter Schubert ist Gladbach in der Liga noch ungeschlagen. Was hat er verändert?

Escher: Schubert hat einige Probleme unter Favre ausgemerzt. Er hat Lars Stindl als verkapptem Zehner eine feste Position gegeben, mit Granit Xhaka und Mahmoud Dahoud eine Stammbesetzung auf der Doppelsechs gefunden. Sie ist die Schaltzentrale im modernen Fußball, gibt defensive Stabilität und offensive Power.

Nahm Schubert denn nur personelle Veränderungen vor?

Escher: Nein, er ist – auch wenn das jetzt ein wenig paradox klingt – zum Favre-Fußball aus der Vorsaison zurückgekehrt. In den ersten Spielen unter Schuberts Regie erinnerte Gladbachs 4-4-2-System an das von Favre aus der Vorsaison. Während der am Anfang der Saison aber viel ausprobiert hat und immer wieder durchgewechselt hat, hat Schubert der Mannschaft die Eingespieltheit zurückgegeben.

Also bedient sich Schubert mehr oder weniger der Idee seines Vorgängers?

Escher: Das ist auch nicht richtig. So hat er die Mannschaft nur in seinen ersten drei, vier Spielen auftreten lassen, um die Stabilität zurückzubekommen. Jetzt wird so langsam seine eigene Handschrift immer deutlicher.

Die wie aussieht?

Escher: Das Gladbacher Spiel ist offensiver geworden. Die Spieler gehen viel früher ins Gegenpressing und ziehen das auch länger durch als noch unter Favre. Bei ihm stand die Kompaktheit über allem, bei Ballverlust ist das Team immer schnell ins 4-4-2 zurückgekehrt. Was ebenfalls auffällt: Jetzt verteidigt die Borussia eher Mann gegen Mann, Favre ließ sie noch im Raum verteidigen.

Die Abwehr wirkt allerdings nicht immer sattelfest.

Escher: Das offensive Denken geht zu Lasten der defensiven Stabilität. Durch das Aufrücken von einem Sechser, meist Dahoud, und vor allem den Außenverteidigern wird es in der Abwehr gefährlich. Selbst bei einer Führung schieben sie den Ball nicht sicher durch die eigenen Reihen, sondern greifen an.

Unter Favre spielte Gladbach zuletzt zweimal zu Null gegen den FCB, gewann im März sogar 2:0 in München. Kann Schuberts System auch erfolgreich gegen den Rekordmeister sein?

Escher: Das könnte schwierig werden, gegen die Offensivstärke der Bayern ist eine sichere Defensive von Nöten. Stuttgart hat ja vorgemacht was passiert, wenn man gegen die Bayern vorne pressen will. Ich glaube, dass hat Schubert aber registriert. Er wird sich an den Spielen seiner Mannschaft aus der Vorsaison orientieren. Es ist gut möglich, dass er Samstag nochmal auf den Favre-Fußball zurückgreift. Der hat ja perfekt funktioniert. Und kontern können die Gladbacher immer noch.

Interview: S. Westerschulze

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