Perfektionist Pep: Was er wie durchplant

München - Schon nach wenigen Tagen zeigt sich, wie perfektionistisch und akribisch Pep Guardiola arbeitet. Training, Ernährung, Rasen: ein Überblick.
Seit Pep Guardiola beim FC Bayern ist, muss Karl-Heinz Rummenigge auf seinen Fahrer verzichten. Giuseppe Flotta heißt der Mann, war früher mal Polizeichef von Rom, danach persönlicher Chauffeur von Rummenigge. Nun aber wurde er abgezogen, um sich um den neuen Trainer zu kümmern. Und Flotta fühlt sich nicht nur als Fahrer, er macht für Pep auch den Bodyguard. Kompromisslos räumt er jeden aus dem Weg, ohne Nachfrage. So bekommt der Ex-Polizist hautnah mit, wie akribisch Guardiola beim FC Bayern arbeitet. Alles ist bis ins Detail durchgeplant.
Das Training: Sogar bei den üblichen Fünf-gegen-Zwei-Spielchen wird vorher festgelegt, wer mit wem spielt. Pep schreibt vorher auf, wer bei welcher Spielform welches Leibchen (orange, gelb oder lila) bekommt, gibt diesen Zettel dann an seine Co-Trainer weiter. Die Dauer der einzelnen Übungen ist exakt festgelegt, wird von Hermann Gerland sekundengenau überwacht. Zufälle gibt es nicht. Und: Pep achtet darauf, dass die Amateure eingebunden werden, es gibt innerhalb des Teams keine Amateur- oder Profi-Grüppchen.
Videostudium: Guardiola legt großen Wert auf Evaluation. Per Video wurden alle Testspiele aufgenommen, auch wenn die Gegner nur Jux-Teams waren. Und: Kompliziertere Trainingsformen werden den Spielern vor der Trainingseinheit auf Video gezeigt, um Missverständnisse auszuschließen.
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Regeneration: Noch in der Kabine bekommt jeder Spieler einen Bananen-Milchshake. „Das gibt Power für die Regeneration“, erklärt Pierre-Emile Höjbjerg. Im Hotel angekommen, müssen alle Spieler für fünf Minuten in die Eistonne. Eine bewährte Methode zur Prophylaxe von Muskelverletzungen und zur schnelleren Regeneration. Dazu hat Pep eigens vier mannshohe Tonnen im Spa-Bereich des Hotels aufstellen lassen, die nach dem Training mit Eiswasser gefüllt sein müssen.
Ernährung: Für Guardiola ist die richtige Ernährung seiner Spieler ein wichtiges Thema. Schon lange vor seiner Ankunft in München beauftragte er Sterne-Koch Alfons Schuhbeck mit der Erstellung eines Ernährungsplans für die Profis. So kam heraus, dass einige Spieler morgens nicht richtig oder gar nicht frühstückten und mit leerem Magen beim Training auftauchten. Anderen bekamen die Nudeln nicht, die sie nach den Spielen noch in der Kabine essen sollten, um die Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Also wurde DFB-Ernährungsberaterin Mona Nemmer beauftragt, nach leicht verträglichen Lebensmitteln zu suchen und neue Menüs zu entwerfen. Außerdem spricht sie mit dem Hotelkoch die Buffets für die Profis ab. Wenn die Spieler wieder in München sind, wird gemeinsam gefrühstückt und zu Mittag gegessen. So stellt Pep sicher, dass sich alle gesund ernähren.
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Der Platz: Auch was den Rasen angeht, ist Guardiola Perfektionist. So ließ er über den in Riva vorhandenen Kunstrasenplatz extra einen echten Rollrasen verlegen, weil ihm die Verletzungsgefahr auf Kunstrasen zu groß war. Kosten: rund 150 000 Euro, die der FC Bayern nicht selber tragen muss. Das Problem: Nach der Rasenverlegung war Guardiola der Platz zu weich, ein Training wird deswegen dort nicht stattfinden. Und so wird der Rollrasen nach dem Trainingslager ungenutzt wieder abgerollt. Dafür ist der Rasen auf dem Haupttrainingsplatz der Bayern perfekt. Um das sicherzustellen, hatte Guardiola in den vergangenen zwei Monaten zweimal pro Woche einen Bayern-Mitarbeiter nach Riva geschickt – zur Kontrolle.
Pep, der Perfektionist! Er weiß: Nur wenn alles funktioniert, kann der Triumph des Vorjahres wiederholt werden. Denn auch wenn er das öffentlich nie zugeben würde – für ihn gibt es nur ein Ziel: die Triple-Verteidigung.
Jan Janssen