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RB Leipzig: Das steckt hinter dem Retortenclub

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Von: Jochen Lehbrink

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Ralf Rangnick, RB Leipzig
Ralf Rangnick war ab 2012 Sportdirektor bei RB Leipzig, wechselte im Sommer 2015 aber auf den Trainerstuhl. © dpa

Leipzig - RB Leipzig! Über keinen Verein wird im deutschen Fußball heftiger gestritten als über die Roten Bullen. Sponsor, Fans, Stadion, Proteste. Das steckt hinter dem Retortenclub aus dem Osten.

Sportlich ist RB Leipzig am 3. Mai 2014 in die 2. Fußball-Bundesliga aufgestiegen. Allerdings tobte zunächst ein heftiger Streit, ob die Roten Bullen in der kommenden Saison auch tatsächlich gegen den 1.FC Kaiserslautern, 1860 München oder den FC St. Pauli antreten dürfen. Die DFL hatte die Lizenz nur unter strengen Auflagen erteilt. Offenbar sollte der Einfluss des Sponsors Red Bull zurückgedrängt werden - und dagegen gingen die Verantwortlichen des Vereins vor. Erst nach langem Hin und Her wurde das Spielrecht am 15. Mai 2014 erteilt. 

Doch rechtliche Auseinandersetzung hin oder her - was verbirgt sich eigentlich hinter dem Klub, der im Jahr 2009 plötzlich in der Oberliga auftauchte, innerhalb von fünf Jahren dreimal aufgestiegen ist und nun den Angriff auf die Bundesliga angeht? Ein Überblick.

RB Leipzig - das steckt dahinter

RB Leipzig wurde am 19. Mai 2009 gegründet. Hinter dem Verein steht der Getränkegigant Red Bull als finanzkräftiger Sponsor und (de facto)Eigentümer. Schon 2006 wollte der Konzern beim mittlerweile nicht mehr existierenden FC Sachsen Leipzig einsteigen, was aber der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und auch Fan-Proteste (u.a. gegen die geplante Änderung der Vereinsfarben) verhinderten.

Die Abkürzung RB steht für RasenBallsport. Das ungewöhnliche Wortkonstrukt wurde gewählt, weil die Namensgebung zu Werbezwecken durch die Satzung des DFB nicht erlaubt ist - Red Bull Leipzig schied somit aus. Um dennoch direkt mit dem Konzern in Verbindung gebracht zu werden und die Werbewirkung aufrecht zu erhalten, nahm man sich die Initialen Red Bulls, also RB, und schuf die einzigartige Vereinsbezeichnung RasenBallsport Leipzig.

Problematisch

RB Leipzig
Zum Vergleich: Links das Logo bis 2014, rechts das aktuelle Emblem von RB Leipzig. © RB Leipzig auf Facebook

für RB Leipzig war zudem das Vereinslogo. 2009 lehnte der Sächsische Fußball-Verband (SFV) alle Entwürfe für das Vereinsemblem ab. "Änderungen, Ergänzungen oder Neugebung von Vereinsnamen und Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung sind unzulässig", heißt es in den Statuten. Ähnlich handhabt es auch der DFB. Erst im Mai 2010 akzeptierte der SFV eine modifizierte Version Emblems. Nach dem Aufstieg in die 2. Liga im Sommer 2014 musste RB das Logo nochmals abändern, da nun die Deutsche Fußball-Liga für die Lizenzierung zuständig war und das alte Logo ablehnte. Die gelbe Sonne verschwand aus dem Wappen, dafür rückte der Fußball ins Zentrum zwischen die charakteristischen beiden Bullen, die bleiben durften.

Seit der Saison 2014/2015 sind der Profifußball-Bereich sowie die Nachwuchsteams ab der U15 in die RasenBallsport Leipzig GmbH ausgelagert. Deren Gesellschafter sind zu 99 Prozent die Red Bull GmbH und zu einem Prozent der Verein.

Warum durfte RB Leipzig 2009 gleich in der Oberliga starten?

Warum musste RB Leipzig nicht ganz unten - also in der Kreisklasse - einsteigen und sich hocharbeiten? Das würde die Satzung des DFB nämlich vorsehen. Die Antwort ist einfach: Der Verein übernahm das Startrecht des SSV Markranstädt, der zu diesem Zeitpunkt in der Süd-Staffel der Oberliga Nordost spielte. Es gingen die erste Männermannschaft sowie einige Jugendteams zu RB über. Das neu formierte Team startete zur Saison 2009/2010 den Ligabetrieb. Es folgte sogleich der Aufstieg in die Regionalliga. Der Sprung in die dritte Liga ließ dann drei Jahre auf sich warten. Der Sprung in Liga zwei gelang sportlich im ersten Anlauf in der Saison 2013/2014, der Durchmarsch war perfekt.

RB Leipzig spielt in der Red Bull Arena

Heimat

Red Bull Arena
RB Leipzig trägt seine Heimspiele in der Red-Bull Arena aus. © dpa

der Roten Bullen ist die Red Bull Arena. Die Spielstätte, die anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland komplett neu gebaut wurde, steht im Erdwall, das früher das alte Zentralstadion ("Stadion der Hunderttausend") bildete. Nach dem Turnier lag das Stadion einige Jahre brach, ehe RB Leipzig es im Sommer 2010 bezog. Zudem erwarb Red Bull die Namensrechte an dem Bauwerk bis 2040. 42.959 Fans finden hier aktuell Platz, nachdem im Jahr 2015 die VIP- und Pressebereiche vergrößert wurden. Es gibt bereits Überlegungen bei einem Aufstieg in Bundesliga die Arena auf 55.000 Plätze auszubauen, indem in den Kurven ein zweiter Rang eingebaut wird. Mittlerweile gibt es weitergehende Überlegungen, eine komplett neue Arena zu bauen - für bis zu 80.000 Fans.

Sportliche Ziele von RB Leipzig

Ziel von RB Leipzig ist der Aufstieg in die Bundesliga, ferner sogar die Qualifikation für den Europapokal. Dafür hat der Sponsor Red Bull bereits viele Millionen investiert. Der Club setzte zunächst vorwiegend auf junge, hochtalentierte Spieler. Geld floss aber nicht nur in Neuzugänge, sondern auch in die Infrastruktur. So wurde in Leipzig ein neues Trainings- und Nachwuchszentrum für 35 Millionen Euro gebaut, das Anfang August 2015 bezogen wurde.

Mittlerweile gibt RB Leipzig aber richtig Geld für Neuzugänge aus. Junioren-Nationalspieler Davie Selke (20) kam zur Saison 2015/2016 beispielsweise für acht Millionen Euro von Werder Bremen. Überhaupt beliefen sich die Transferausgaben im Sommer 2015 auf für einen Zweitligisten unglaubliche 18,6 Millionen Euro. Das hatte heftige Kritik zur Folge.

Fans lehnen RB Leipzig ab und boykottieren Spiele

Viele Fans in Deutschland lehnen den Retortenclub aus Leipzig ab. Die Argumente sind immer die gleichen: keine Tradition, keine Fußballkultur, nur der Kommerz und das Marketing stehe bei dem Projekt im Vordergrund. Zum Saisonfinale der Bundesliga Anfang Mai 2014 attackierten Fans des FC Bayern den Klub aus dem Osten mit einem Transparent in der Allianz Arena. Zu lesen war der Schriftzug "DFL: Auf die eigenen Regeln achten und den roten Bullen schlachten!"

Solche Aktionen sind keine Seltenheit. Die Ablehnung geht so weit, dass schon mehrere Vereine auf Drängen der eigenen Fans hin Testspiele mit RasenBallsport absagen mussten. Auch werden die Heimspiele von RB Leipzig regelmäßig von Fans der gegnerischen Mannschaften boykottiert, sodass die Gäste-Blöcke in der Red Bull Arena regelmäßig auffallend leer sind.

RB Leipzig ist in der Stadt angekommen

In Leipzig hingegen ist die Resonanz auf den Verein überragend. Zu lange lechzte die Stadt nach Profifußball. Mit über 16.000 Zuschauern im Schnitt bei den Heimspielen landete der Verein seinerzeit auf Platz eins der Zuschauertabelle in Liga drei. In der 2. Liga lag der Schnitt dann schon bei 25.025, das bedeutete Rang vier. In der Saison 2015/2016 dürfte der Schnitt die 30.000er Marke knacken. Bei einem Aufstieg in die Bundesliga dürfte das Zuschauerinteresse noch stärker zunehmen.

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