„One Love“-Binde: So wenig Rückgrat, das muss schon schmerzhaft sein – Kommentar zum Rückzieher

Nach der Androhung von sportlichen Strafen durch die FIFA wird Manuel Neuer bei der WM 2022 keine „One Love“-Binde tragen. Ein Kommentar von Nico-Marius Schmitz.
München — Die Bosse von acht europäischen Fußballverbänden werden die restliche Weltmeisterschaft über gekrümmt durch die Straßen Katars laufen. So wenig Rückgrat, das muss schon schmerzhaft sein.
Eigentlich hatten sich die Teams aus Deutschland, England, den Niederlanden, Belgien, Schweiz, Wales, Frankreich und Dänemark auf das Tragen einer „One Love“-Armbinde bei der WM 2022 geeinigt. Doch nicht mit der FIFA um den Schweizer Schurken (aktueller Wohnort Doha) Gianni Infantino.
Der Weltverband hat massiven Druck auf die europäischen Verbände ausgeübt, mit erheblichen Sanktionen, etwa Gelben Karten für die Kapitäne, gedroht.
WM 2022 in Katar: Diskussion um „One Love“-Binde - die Fifa agiert autoritär
Das Ungetüm FIFA wütet durch den Weltfußball, wie es ihm beliebt. Dass die Länder nun in einem Staat, der Homosexuelle ausgrenzt und verfolgt, mit dem Slogan „Fußball vereint die Welt“ auflaufen müssen, ist eine Verhöhnung. Die FIFA agiert autoritär, lässt sich für genügend Geld von jedem Regime kaufen.
Doch es ist auch ein Versagen des europäischen Bündnisses. Haltung entsteht dann, wenn man trotz möglicher Konsequenzen standhaft bleibt. Die europäischen Verbände sind der Reihe nach eingeknickt, sie beugen sich dem System Infantinos.
DFB verzichtet in Katar auf „One Love“-Binde — Neuendorf frustriert
Wochenlang hatte sich der DFB um Präsident Bernd Neuendorf für die „One Love“-Binde stark gemacht. Immer wieder betont, dass man (Geld-)Strafen in Kauf nimmt.
Am Sonntag hatte Neuendorf noch mal bekräftigt, dass Manuel Neuer mit besagter Binde auflaufen wird. Nur einen Tag später waren die forschen Aussagen nichts mehr wert. Natürlich muss man auch an die Spieler denken. Für viele wird es vielleicht die einzige Weltmeisterschaft sein, der Höhepunkt ihrer Karriere.
One-Love-Binde: Kapitulation beweist der FIFA nun einmal mehr, dass sie Narrenfreiheit hat
Der DFB und die restlichen Verbände müssen sich aber endlich gegen die FIFA wehren. Und deutliche Zeichen setzen. Neuendorf sagte, man sei „frustriert“ und verwies zugleich darauf, dass man Infantino keine Stimme für die kommende Präsidentschaftswahl gegeben habe. Das reicht aber nicht.
Es darf nicht weiter zugeschaut werden, wie Infantino den Sport verunstaltet. Ein erster Schritt wäre gewesen, auf die Binde zu pochen. Gemeinsam Stärke zu zeigen. Die Kapitulation beweist der FIFA nun einmal mehr, dass sie Narrenfreiheit hat.
Ein Kommentar von Nico-Marius Schmitz