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Olympia 2016: Das sind die deutschen Medaillen-Hoffnungen

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Von: Erik Petersen, Patricia Kämpf, Tobias Roth, Sophie Rohringer

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Angelique Kerber und Fabian Hambüchen sind heiße Anwärter auf Edelmetall bei Olympia.
Angelique Kerber und Fabian Hambüchen sind heiße Anwärter auf Edelmetall bei Olympia. © dpa

Rio de Janeiro - Mindestens 44 Medaillen sollen die deutschen Sportler in Rio holen - das ist die offizielle Zielvorgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Doch wer darf auf eine Medaille hoffen? Das erfahren Sie hier im Überblick.

Die Marke von 44 Medaillen orientiert sich an den Spielen von 2012 in London, bei denen deutschen Athleten ebenfalls 44 Mal Edelmetall erreichen konnten. Wir haben für Sie die deutschen Medaillen-Hoffnungen nach Sportarten zusammengestellt. 

Badminton: Edelmetall in Rio wäre für den Deutschen

Marc Zwiebler.
Marc Zwiebler. © dpa

Badminton-Verband (DBV) zwar eine Überraschung, allerdings sind die Chancen größer als bei einer Weltmeisterschaft, weil die Top-Nationen nur ein begrenztes Kontingent an Startern haben. Marc Zwiebler ist zumindest das Viertelfinale zuzutrauen, dann fehlen noch zwei Siege zur Medaille. 

Basketball: Weder die Männer noch die Frauen konnten sich für Olympia 2016 qualifizieren.

Bogenschießen: Im Bogenschießen treten deutsche Athleten nur im Herren und Frauen Einzeln an, die Teams verpassten das Rio-Ticket jeweils knapp. Für eine Überraschung könnte Hallen-Weltmeisterin Lisa Unruh (Berlin) sorgen, als absolute Top-Favoriten auf die oberen Plätze zählen allerdings die Sportler aus der Bogenschieß-Nation Südkorea.

Boxen: Sechs deutsche Boxer haben sich für Rio qualifiziert, bei den Frauen gelang es keiner Athletin das Ticket für Olympia 2016 zu lösen. Die Erwartungen an die deutschen Boxer sind gering, 2008 und 2012 blieb man ohne Medaille. APB-Weltmeister Artem Harutyunyan könnte in der Halbwelter-Klasse für eine kleine Überraschung gelingen.

Fechten: In London gab es 2012 durch Britta

Max Hartung.
Max Hartung. © AFP

Heidemann (Degen/Silber) und die Herrenflorett-Mannschaft (Bronze) noch zwei deutsche Medaillen. Doch Peking-Gewinnerin Heidemann konnte sich nicht qualifizieren, mit nur vier Athleten stellt Deutschland zudem das kleinste nationale Aufgebot seit 60 Jahren. Medaillenchancen werden dem viermaligen Florett-Weltmeister Peter Joppich und Säbel-Ass Max Hartung eingeräumt. In den Team-Events fehlt Deutschland komplett.

Olympia 2016: Die Teams von Hurst Hrubesch und Silvia Neid zählen zum erweiterten Favoriten-Kreis

Fußball: DFB-Coach Horst Hrubesch hat trotz vieler Einschränkungen bei der Kader-Nominierung eine ansprechende Mischung gefunden. Aufgrund der nationale und internationale Erfahrung zahlreicher Spieler ist die K.o.-Runde Pflicht, eine Medaille liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Die Frauen wollen beim Abschiedsturnier von Bundestrainerin Silvia Neid endlich Olympia-Gold, nach vierwöchiger Vorbereitung fühlt sich das Team für die Herausforderung auch gewappnet. Ärgste Konkurrenten sind Brasilien um Superstar Neymar (Männer) und Weltmeister USA (Frauen).

Gewichtheben: Ohne Illusionen fahren die deutschen Gewichtheber nach Rio. Lediglich Superschwergewichtler

Almir Velagic.
Almir Velagic. © dpa

Almir Velagic besitzt im fünfköpfigen Team (4 Männer, 1 Frau) bei seinen wohl letzten Olympischen Spielen kleine Medaillenchancen. In Peking (2008) und London (2012) wurde er jeweils Achter. 

Golf: Nach den Absagen zahlreicher Top-Spieler erscheint eine Medaille für den zweimaligen Majorsieger Martin Kaymer beim ersten olympischen Golfturnier nach 112 Jahren wieder realistisch. Der 31-Jährige hat seine Jahresplanung ganz dem Höhepunkt in Rio untergeordnet, ganz nach vorne wird er es wohl aber nicht schaffen.

Olympia 2016: Die Chancen im Hockey und Judo

Handball: Nach dem überraschenden EM-Titel im Januar und der damit verbundenen Olympia-Qualifikation zählen die deutschen Handballer in Rio zum erweiterten Favoritenkreis. Das Erreichen des Viertelfinales ist für das deutsche Team Pflicht, die Halbfinal-Teilnahme - und damit auch eine Medaille - durchaus möglich. Entscheidend wird sein, wie die jungen Spieler mit der neuen Situation umgehen, diesmal nicht der Underdog zu sein. Die Frauen konnten sich nicht qualifizieren.

Hockey: Die deutschen Hockey-Teams haben bei Olympia in Rio ihren Ruf als Medaillenlieferant zu verteidigen. Doch die Konkurrenz aus Australien, den Niederlanden oder Großbritannien ist äußerst stark. Die Männer, in Peking und London gefeierte Olympiasieger, sollten es als ausgewiesene Turniermannschaft ins Halbfinale schaffen, danach entscheidet die Tagesform. Die Frauen müssen sich in der Gruppenphase eine möglichst gute Ausgangsposition fürs Viertelfinale schaffen, um auf Edelmetall hoffen zu können.

Judo: Die Medaillenchancen bei den Judoka stehen besser

Karl-Richard Frey.
Karl-Richard Frey. © AFP

als bei einer WM, da die Topnationen wie Japan oder Frankreich nur einen (statt zwei) Starter ins Rennen schicken können. Es könnte in ähnliche Regionen wie 2012 gehen, als die deutschen Judoka in London vier Medaillen (zwei Silber, zwei Bronze) holten. Vizeweltmeister Karl-Richard Frey (-100 kg), 2015-Europameisterin Martyna Traijdos (-63 kg) und Luise Malzahn (-78 kg) sind die größten Hoffnungen im Team, das seit Ole Bischofs Olympia-Gold 2008 auf einen großen Titel bei WM oder Olympia wartet.

Olympia 2016: Kanuten wollen wieder erfolgreichster deutscher Verband werden

Kanusport: Die Kanuten wollen wie in der Vergangenheit bei Sommerspielen erfolgreichster deutscher Verband werden. Die Aussichten sind prima. In London 2012 gab's für Renn- und Slalom-Paddler acht Medaillen, diesmal könnten es ähnlich viele werden. Größte Gold-Hoffnung ist Renn-Ass Sebastian Brendel im Canadier-Einer über 1000 Meter.

Auch die fünf Slalom-Kanuten haben gute Chancen auf eine Medaille. Hannes Aigner holte in London im Kajak-Einer Bronze, Sideris Tasiadis gewann im Canadier-Einer sogar Silber. Franz Anton und Jan Benzien wurden im Canadier-Zweier im vergangenen Jahr immerhin Weltmeister und bei den Damen könnte Melanie Pfeifer ebenfalls für eine Überraschung sorgen.   

Leichtathletik: Leichtathletik ist natürlich auch in Rio die Disziplin von Usain Bolt - er überstrahlt ohne Probleme alle andere Olympioniken. Doch auch für Deutschland gehen knapp 90 Athleten an den Start, darunter die großen Medaillenhoffnungen Robert Harting, David Storl, Christina Schwanitz, Gesa Felicitas Krause und Cindy Roleder oder Speerwerfer Thomas Röhler. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe darf trotz verpasster Norm nach Brasilien reisen, im Speerwurf der Frauen entschied sich der DOSB in einem knappen Rennen für Christina Obergföll - Weltmeisterin Katharina Molitor muss zu Hause bleiben.

Moderner Fünfkampf: Bei den Frauen zählt Lena SchönebornLena Schönebornzu den großen Favoriten. In allen internationalen Wettbewerben landete sie in dieser Saison auf den ersten drei Plätzen. In Rio startet sie als WM-Dritte in ihren dritten olympischen Fünfkampf. Den Männern werden angesichts der starken internationalen Konkurrenz eher keine Platzierungen auf dem Podium zugetraut.

Lena Schöneborn
Lena Schöneborn © picture alliance / dpa

Radsport: Beim Straßenrennen der Männer stehen die Medaillenchancen eher schlecht. Die Topografie des Kurses ist extrem schwer und kommt, im Gegensatz zum letzten Mal in London, vor allem den Kletterern um Tour-Sieger Chris Froome, dem Italiener Vicenzo Nibali und dem Spanier Alejandro Valverde entgegen. Bei den Frauen dürften Claudia Lichtenberg und Lisa Brennauer Chancen haben. Im Zeitfahren wird es für den ehemaligen Weltmeister Tony Martin ebenfalls schwer. Auch hier dürfte Tour-Sieger Chris Froome neben dem angeschlagenen Tom Dumoulin die besten Chancen haben. Bei den Frauen hofft Trixi Worrack auf eine Medaille.

Auf der Bahn sieht es schon anders aus. Weltmeister Joachim Eilers ist Top-Favorit im Keirin. Roger Kluge könnte im Omnium gute Chancen haben. Bei den Frauen ist vor allem die Olympiasiegerin von London, Kristina Vogel, eine Kandidatin auf Edelmetall. Aber auch in den anderen Disziplinen sind Podestplätze drin. 

Jeweils zwei Startplätze bei den Frauen und Männern hat sich der Bund Deutscher Radfahrer bei den Mountainbikern erkämpft. Manuel Fumic und Moritz Milatz wurden bei den Männern nominiert, bei den Frauen Sabine Spitz die Helen Grobert. Die Medaillenchancen stehen nicht schlecht, bei den Männern ist Manuel Fumic nur an einem überragenden Tag ein ernstzunehmender Anwärter. Sabine Spitz (44) will bei ihren fünften Olympischen Spielen noch ein letztes Mal auf das Podest und kann das auch schaffen.

Olympia 2016: Große Medaillenhoffnungen in die deutschen Reiter

Reiten (Dressur, Springen, Vielseitigkeit): Drei bis fünf Medaillen der deutschen Reiter erwartet der DOSB, aufgrund der guten Form und zahlreicher deutscher Top-Athleten könnten auch einige Plaketten aus Gold sein. Vor allem das Dressur-Team gilt als Top-Favorit. In Form sind auch die Vielseitigkeitsreiter, angeführt von Sandra Auffahrt und Michael Jung, die zuletzt zweimal für Doppel-Gold (Einzel und Team) gesorgt hatten.

Ringen: Deutsche Sportler sind nur im griechisch-römischen

Frank Stäbler (in rot).
Frank Stäbler (in rot). © dpa

Stil dabei, für den Freistil hat keiner das Ticket gelöst. Ein, zwei Medaillen sollten drin sein. Die größte Hoffnung während der Spiele in Rio liegt bei Weltmeister Frank Stäbler (bis 66 kg), der sowohl bei Europa- als auch bei Weltmeisterschaften schon die komplette Elite hinter sich ließ.

Rudern: Der Deutsche Ruderverband (DRV) möchte vier Medaillen und hofft auf mindestens zwei Mal Gold. Der Deutschland-Achter und der Frauen-Doppelvierer sind sichere Medaillenkandidaten. Aber auch im Männer- und Frauen-Doppelzweier und im Männer-Doppelvierer macht sich der DRV Hoffnung auf einen Podestplatz. Alle Boote bekommen es allerdings mit starker Konkurrenz zu tun.

Rugby: Weder die Männer noch die Frauen konnten sich für Olympia 2016 qualifizieren.

Schießen: Die deutschen Schützen haben sich 16 Quotenplätze für Rio gesichert, sowohl Männer als auch Frauen sind in allen drei Disziplinen dabei (Pistole, Gewehr und Flinte). Die Chancen auf Medaillen sind im Schießen traditionell gut: Die Gewehrschützen Daniel Brodmeier und Henri Junghänel sind Podestkandidaten, auch die Pistolenschützen um Christian Reitz und Oliver Geis zählen zur Weltspitze.

Schwimmsport: Beim Schwimmen ist es ähnlich wie

Marco Koch.
Marco Koch. © dpa

in der Leichtathletik - der Name Michael Phelps überragt alle anderen. Doch insgesamt 16 deutsche Beckenschwimmer haben sich für Olympia qualifiziert, darunter die Medaillenkandidaten Marco Koch (200 m Brust), Paul Biedermann (200 m Freistil) und Franziska Hentke (200 m Schmetterlin). Beim Wasserspringen sind acht Sportler des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) in Rio vertreten. Nur das Turm-Synchronspringen der Frauen ist vom DSV nicht besetzt. Die größten Hoffnungen ruhen auf dem Turm-Synchronpaar Patrick Hausding/Sascha Klein, das schon bei der WM 2013 mit Gold die internationale Konkurrenz geschlagen hat. Für Synchronschwimmen und Wasserball haben sich keine deutschen Sportler qualifiziert.

Segeln: Mit einer Medaillenflut ist bei den Seglern nicht zu rechnen. Signale an die Weltspitze hat vor allem Philipp Buhl gesendet.

Philipp Buhl.
Philipp Buhl. © dpa

Der Athlet aus Sonthofen avancierte im Laser 2015 zum Vize-Weltmeister und siegte Ende April/Anfang Mai beim Weltcup in Hyeres. Aber auch Heil/Plößel oder Gerz/Szymanski haben gezeigt, dass sie zu Topleistungen imstande sind.

Taekwondo: Helena Fromm, die 2012 mit Bronze in London die zweite deutsche Olympia-Medaille im Taekwondo gewonnen hatte, ist in Rio nicht dabei. Edelmetall ist 2016 aber durchaus in Reichweite, heißester Anwärter ist Ex-Weltmeister Tahir Gülec (80 kg).

Olympia 2016: Angelique Kerber darf auf Gold hoffen

Tennis: Roger Federer und Tomas Berdych haben ihre Olympia-Teilnahme abgesagt, auch Alexander Zverev und Philipp Petzschner sind krankheitsbedingt nicht dabei. Sicher nach Rio fahren aber natürlich Wimbledon-Zweite Angelique Kerber, die auch die einzige große Medaillenanwärterin im DFB-Team ist, außerdem Laura Siegemund, Annika Beck, Andrea Petkovic, Anna-Lena Grönefeld sowie Philipp Kohlschreiber, Jan-Lenard Struff und Dustin Brown.

Tischtennis: Die Tischtennis-Männer setzen im Einzel auf ihr Top-Duo mit Europameister Dimitrij Ovtcharov und EM-Rekordchampion Timo Boll. Bei den Damen nominierten die Trainer die Weltranglisten-Achte Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona und als Ersatzfrau Sabine Winter. Seit Jahren gelten die deutschen Männer als "best of the rest" hinter den alles überragenden Chinesen. So liegt Dimitrij Ovtcharov in der Weltrangliste auf Platz fünf hinter einem chinesischen Quartett. Weil die Tischtennis-Übernation für das Einzel aber nur zwei Athleten nominieren darf, kann der 27-Jährige auf eine Wiederholung seines Bronze-Coups von 2012 hoffen. Timo Boll wird übrigens die Fahne für Deutschland bei der Eröffnungsfeier tragen. 

Triathlon: Nach Brasilien fahren Anne Haug und

Anne Haug (r.).
Anne Haug (r.). © dpa

Laura Lindemann. Letztlich verzichten die Deutschen aber auf insgesamt vier Startplätze freiwillig. Für Ironman-Weltmeister Jan Frodeno, der 2008 in Peking Gold gewonnen hatte, kommt ein Start wegen seiner Fokussierung auf die Langdistanz nicht infrage. Die Medaillenchancen stehen vermeintlich schlecht. Die Sportler der DTU gehören derzeit nicht zur Weltspitze. Aber: Die Saison ist klar auf Rio ausgelegt, und mit etwas Glück schnappt sich Anne Haug eine Medaille.

Turnen: Im Kunstturnen fahren sechs Männer und sechs Frauen nach Rio: Fabian Hambüchen, Marcel Nguyen, Andreas Toba, Andreas Bretschneider, Lukas Dauser sowie Philipp Herder als Ersatzmann. Bei den Frauen sind es Elisabeth Seitz, Pauline Schäfer, Sophie Scheder, Kim Bui, Tabea Alt und als Ersatz Pauline Tratz. Trampolinturnerin Leonie Adam ist ebenso dabei wie die deutsche Gymnastik-Meisterin Jana Berezko-Marggrander und die deutsche Gymnastik-Gruppe. Die deutschen Sportler haben eher minimale Chancen. Im Kunstturnen können Gerätespezialisten wie Pauline Schäfer (Schwebebalken) oder Sophie Scheder sowie Elisabeth Seitz (Stufenbarren) bzw. Marcel Nguyen im Mehrkampf immerhin auf eine Finalteilnahme hoffen. Auch Reck-Ass Fabian Hambüchen möchte natürlich ins Finale.

Volleyball (Beachvolleyball und Volleyball)

Lars Flüggen und Markus Böckermann.
Lars Flüggen und Markus Böckermann. © dpa

Die Europameisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst sind heiße Medaillenkandidatinnen. Auch Karla Borger und Britta Büthe können oben mitspielen, ihnen ist nach Silber bei der WM 2013 auch durchaus eine Medaille zuzutrauen. Markus Böckermann/Lars Flüggen sind bei den Herren als einziges deutsches Team nur Außenseiter.

Im Volleyball (Halle) verfehlten beide deutschen Teams die Qualifikation. 

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