Konzert im Kuhstall! LaBrassBanda-Chef im tz-Interview

München - Ein akustisches Album sollte es werden. Bei dem Versuch ist etwas ganz anderes herausgekommen: ein Konzert in einem Kuhstall, bei dem das Publikum ausschließlich aus Rindviechern besteht.
So heißt denn die neue CD von LaBrassBanda auch Kiah Royal. Wir sprachen mit Sänger und Trompeter Stefan Dettl.
Wer ist auf die Idee gekommen, ein Konzert im Kuhstall zu geben?
Stefan Dettl: Ja, die haben wir so bei einer Halben Bier bekommen, die Idee. Es war dann doch mehr Arbeit, als wir uns gedacht haben. Wir haben nichts nachbearbeitet, weil die Geräusche von den Kühen, die Atmosphäre einmalig waren. Und auf die paar Fehler, die drauf sind, kommt’s nicht an.
Wie habt ihr den Bauernhof für die Aufnahmen gefunden?
Dettl: Zuerst habe ich einen Hof von einem meiner Spezl angeschaut. Die Produktionsfirma aus München meinte aber, alles müsse etwas uriger sein, mit mehr Holz und so. Dann haben sie Location-Scouts losgeschickt. Und die haben einen idealen Hof gefunden. Wie sich dann herausstellte, ist das ein Hof in meinem Ort an der Alz. Es war auch deshalb schön, weil die Kühe nicht angekettet sind. Die können sich frei bewegen. Das war eine richtig gemütliche Atmosphäre im Stall.
Habt ihr beim Spielen dann aufgepasst, dass die Kühe nicht erschrecken?
Dettl: Wir haben uns vier Wochen darauf vorbereitet. Immer wieder im Stall gespielt. Und die Kühe haben ja auch so eine Tagesform. Wenn das Wetter schön ist, dann sind sie etwas gemütlicher, wenn es donnert, sind sie unruhig. Die drei Stunden vor den Aufnahmen waren wir dann doch sehr nervös: Hoffentlich funktioniert das mit dem ganzen Team, den ganzen Kameras und Geräten … Dann haben wir uns die ersten drei, vier Lieder sehr auf die Kühe konzentriert. Ja nicht zu laut spielen. Es war ohnehin alles ohne Lautsprecher, also nur der Klang, der im Raum ist. Und dann haben sie sich entspannt, die Kühe. Nach einer halben Stunde war es eine wunderschöne Atmosphäre.
Sind Kühe gute Zuhörer?
Dettl: Ja, voll. Vielleicht jetzt nicht nur direkt auf die Musik. Sie spüren komplett, ob du aufgeregt bist. Sobald jemand nervös wurde, schauen die Kühe alle auf. Die Musik nehmen sie mit: Wenn’s schön ist, ist’s cool. Aber wichtiger ist ihnen, wie die Leute drauf sind.
Ihr musstet die Stücke umarrangieren. Viel Arbeit?
Dettl: Ursprünglich wollten wir unsere Lieder einfach ganz entspannt etwas leiser spielen. Dann kam aber doch mehr dazu. Das Schlagzeug war einfach zu laut. So haben wir die Bassdrum gegen einen Blumentopf getauscht, weil der dumpfer klingt. Dann war wieder die Snare zu laut. Die vier Wochen waren wirklich viel Arbeit. Am letzten Tag vor den Aufnahmen war es dann so: Jetzt haben wir’s! Das Klavier, das am Anfang das leiseste Instrument war, mussten wir dann dämpfen, weil es im Vergleich zu laut wurde. So leise waren wir mittlerweile. Die Stücke haben natürlich eine andere Stimmung bekommen. Bierzelt, das eigentlich eine Techno-Polka-Nummer ist, wurde zu einem Latin-Bossanova-Stückl.
Das Klavier ist wirklich dominant …
Dettl: Wir haben sonst noch nie mit Klavier gearbeitet. War auch eine schöne Erfahrung.
Bleibt das Klavier bei euch?
Dettl: Nein, das war nur für diese Gelegenheit.
Wird das Programm jetzt bei der nächsten Tour so gespielt?
Dettl: Nein. Das war ja das Problem. Wir wollten eigentlich so ein Unplugged-Album machen. Zuerst wollten wir es in einem Theater machen, in einem schönen Raum, vielleicht in einem Wohnzimmer. Aber dann wussten wir: Sobald zwei, drei Leute vor uns stehen, dann geht es mit uns durch. Das sind wir nicht live. Wenn die Leute wissen, wie bei uns die Partys abgehen … Wir wussten, dass wir unplugged nur ohne Publikum spielen können. Also nur vor uns oder im Idealfall vor Lebewesen, die uns dazu zwingen, ganz ruhig Musik zu machen.
Wie wär’s mit einer Tournee durch Tierheime?
Dettl: Das wäre natürlich möglich (lacht). Könnten wir machen. Nur Menschen sind halt nicht erlaubt.
Arbeitet ihr schon an neuen Stücken?
Dettl: Momentan sind wir auf Tour, und die Vorbereitung für das Kuhkonzert war ein Vierteljahr. Dann hat man eigentlich keine Zeit. Die Tour geht bis Dezember, dann haben wir wieder ein halbes Jahr Pause. Das ist unser Zyklus: halbes Jahr Tour, halbes Jahr Pause.
Wie akzeptieren euch die Nordlichter?
Dettl: Super. Wir haben im vergangenen Jahr in Berlin die Columbia-Halle ausverkauft mit knapp 4000 Leit. Die Große Freiheit in Hamburg war auch zweimal ausverkauft.
Und wie kam’s zur Zusammenarbeit mit Stofferl Well?
Dettl: Den kennen wir ja schon länger. Der hat mit seiner Band so viel bewegt. Und er ist ein wahnsinnig guter Musiker.
Ihr spielt viel auf Festivals. Und wann kommt Wacken?
Dettl: Das war sogar schon einmal im Gespräch. Am liebsten spielen wir auf Festivals, wo es viele verschiedenen Stile zu hören gibt. Ich werde mir Wacken erst einmal als Besucher anschauen. Ich meine, Metal-Spieler sind ohnehin immer die nettesten Typen. Sehr höflich, sehr freundlich. Aber wir wollen da niemanden verschrecken.
Antonio Seidemann