ESC-Eklat: Kümmert gewinnt, will aber nicht nach Wien

Hannover - Das Publikum wählte zum Eurovision Song Contest Andreas Kümmert auf Platz 1 - doch der Sieger strahlte nicht. Er gab seinen Titel vor laufender Kamera weiter die Zweitplatzierte, die Sängerin Ann Sophie. Ann Sophie wird Deutschland beim Eurovision Song Contest 2015 in Wien vertreten.
Update vom 22. Mai 2015: Am Samstag wird Arabella Kiesbauer den Eurovision Song Contest in Wien mitmoderieren. Hierzulande ist es in den vergangenen zehn Jahren etwas ruhiger geworden um die Frau, die in den 1990ern die Talkshow-Gemeinde aufgerührt hat. Wir haben vor dem ESC-Finale exklusiv mit Arabella Kiesbauer gesprochen.
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Die Sensation des Abends war nicht eingeplant und geschah, als alle eigentlich zur großen Feier des Siegers ansetzen wollten: Mit den Worten "Ich bin nur einer kleiner Sänger" nahm Andreas Kümmert den Titel, den ihm das Publikum beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest verliehen hatte, nicht an.
Die Folge: Newcomerin Ann Sophie wird Deutschland beim Eurovision Song Contest in Österreich vertreten. Eigentlich hatte Andreas Kümmert die Wahl gewonnen, nahm aber die Wahl nicht an. Das Publikum reagierte mit Buh-Rufen. Die Hamburgerin, die in New York ihre Musikkarriere startete, hatte sich im Februar beim ESC-Clubkonzert die Wildcard für den deutschen Vorentscheid gesichert. In der live aus Hannover übertragenen ARD-Show „Unser Song für Österreich“ schlug Ann Sophie im Finale den Rock- und Bluessänger Andreas Kümmert.
Buh-Rufe aus dem Publikum
Das überraschte Publikum in der Halle in Hannover reagierte mit Buh-Rufen. Moderatorin Barbara Schöneberger sagte, sie könne Kümmert wohl nicht mehr umstimmen. Damit endete die live in der ARD übertragene Show „Unser Song für Österreich“ mit einem schalen Beigeschmack.
Die zweitplatzierte Ann Sophie singt jetzt am 23. Mai beim ESC-Finale in Wien ihren souligen Popsong „Black Smoke“. Die 24-Jährige hatte sich beim ESC-„Clubkonzert“ in Hamburg die Wildcard für den Vorentscheid gesichert. Internationale Erfahrung bringt die Hamburgerin mit. Sie wurde in London geboren und ging mit 20 nach New York, um Schauspiel zu studieren. Daneben startete sie ihre Musikkarriere, sang in Bars und nahm ihre ersten selbst geschriebenen Songs auf.
Acht Solokünstler und Bands stellten sich dem Votum der Zuschauer, die per Telefon und SMS abstimmen konnten. Im Halbfinale gewannen Ann Sophie und Andreas Kümmert gegen die Berliner Frauenband Laing und die für den Echo nominierte Sängerin Alexa Feser. Mrs. Greenbird, Faun, Fahrenhaidt und Noize Generation waren bereits nach ihrem ersten Song ausgeschieden.
Die bärtige Diva Conchita Wurst verlieh der Show Glamour. Die ESC-Gewinnerin präsentierte zum Auftakt ihren Siegersong aus dem vergangenen Jahr, „Rise Like a Phoenix“, und vor der Entscheidung ihr neues Lied „You Are Unstoppable“.
Der Eurovision Song Contest wird seit 1956 ausgetragen. Deutschland hat bisher nur zwei Mal gewonnen, 1982 mit Nicole und 2010 mit Lena. 2014 war das Frauentrio Elaiza für Deutschland angetreten und auf dem enttäuschenden 18. Platz gelandet.
Das Finale des 60. Eurovision Song Contest wird am 23. Mai 2015 in der Stadthalle in Wien stattfinden. Conchita Wurst hatte durch ihren Sieg beim ESC 2014 in Kopenhagen (Sigertitel: Rise Like a Phoenix) den Wettbewerb nach Österreich geholt. Die Vorjahressiegerin wird übrigens die ORF-Moderatoren Alice Tumler, Arabella Kiesbauer und Mirjam Weichselbraun beim Eurovision Song Contest 2015 als Backstage-Reporterin im Green Room (dem Bereich mit den Bands) unterstützen.
"Heart of Stone": Mit diesem Lied war Kümmert angetreten
Bilder: Vorentscheid zum Eurovision Song Contest
Deutschland beim Eurovision Song Contest: Die Bilanz der letzten 20 Jahre
In den vergangenen 20 Jahren wechselten sich für Deutschland beim Eurovision Song Contest Licht und Schatten ab. Lagen wir vorne, dann lagen wir weit vorne oder gewannen den Eurovision Song Contest. Wie zuletzt vor fünf Jahren mit Lena Meyer-Landrut. Oder wir lagen ganz hinten, wie Gracia, die vor zehn Jahren den letzten Platz holte. Was ihr die No Angels drei Jahre später nachmachten.
Eurovision Song Contest | Teilnehmer | Lied | Platzierung | Punkte |
---|---|---|---|---|
1994 | Mekado | Wir geben 'ne Party | 3 / 25 | 128 |
1995 | Stone & Stone | Verliebt in Dich | 23 / 23(letzter) | 1 |
1996 | Hanne-Haller | Blauer Planet | nicht qualifiziert | nicht qualifiziert |
1997 | Bianca Shomburg | Zeit | 18 / 25 | 22 |
1998 | Guildo Horn | Guildo hat euch lieb | 7 / 25 | 86 |
1999 | Sürpriz | Reise nach Jerusalem – Kudüs’e seyahat | 3 / 23 | 140 |
2000 | Stefan Raab | Wadde hadde dudde da? | 5 / 24 | 96 |
2001 | Michelle | Wer Liebe lebt | 8 / 23 | 66 |
2002 | Corinna May | I Can’t Live Without Music | 21 / 24 | 17 |
2003 | Lou | Let’s Get Happy | 12 / 26 | 53 |
2004 | Max Mutzke | Can’t Wait Until Tonight | 8 / 24 | 93 |
2005 | Gracia | Run & Hide | 24 / 24 (letzter) | 4 |
2006 | No No Never | Texas Lightning | 15 / 24 | 36 |
2007 | Roger Cicero | Frauen regier’n die Welt | 19 / 24 | 49 |
2008 | No Angels | Disappear | 23 / 25 (punktgleich mit Polen und Großbritannien) | 14 |
2009 | Alex Swings Oscar Sings! | Miss Kiss Kiss Bang | 20 / 25 | 35 |
2010 | Lena | Satellite | 1 / 25 (Sieger) | 246 |
2011 | Lena | Taken By A Stranger | 10 / 25 | 107 |
2012 | Roman Lob | Standing Still | 8 / 26 | 110 |
2013 | Cascada | Glorious | 21 / 26 | 18 |
2014 | Elaiza | Is It Right | 18 / 26 | 39 |
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