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Unicef-Expertin: "Die Kinder frieren hier im Schlamm"

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Alltag für die Camp-Kinder: frieren und spielen im Schlamm. © Ammar Asmaro

Die Lage in den Flüchtlingscamps im Nordirak wird immer schlechter. Regen und Kälte setzen besonders den Kindern zu. UNICEF-Nothilfe-Expertin Freya van Groote spricht über die Situation in den Notunterkünften.

Der erste Blick in der Früh geht hinaus in den Himmel. Regen? Wolken? Sonne? Nicht ungewöhnlich, dass einem das Wetter wichtig ist. Für

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UNICEF-Nothelferin Freya van Groote. © Ammar Asmaro

Freya von Groote (38) hat das tägliche Wetter aber eine lebenswichtige Bedeutung. Regnet es, werden die Schlammmassen in den Flüchtlingscamps im Nordirak größer, die Bedingungen immer schlechter. Ist es trocken, verschärft sich die Lage nicht. Vielleicht. In der vergangenen Woche hat es viel geregnet. „Und nachts zeigt das Thermometer derzeit Temperaturen von drei Grad Celsius an“, erzählt die Deutsche, die seit vier Jahren für Unicef im Irak arbeitet. Die Nothilfe-Expertin hat uns bereits im Oktober begleitet, als wir die Flüchtlingskinder in Kurdistan besuchten. Wie sich die Lage seitdem verändert hat? Das erzählt uns Freya von Groote regelmäßig am Telefon. Einmal pro Woche berichtet die 38-Jährige für Sie von der aktuellen Lage in den Notunterkünften. Auch am Sonntag – bei unserem wöchentlichen Anruf im Irak.

Gibt es zum 1. Advent gute Neuigkeiten?

Freya von Groote: Es scheint zumindest die Sonne. Nach sechs Tagen mit heftigen Regenfällen ist das schon eine gute Nachricht. Da können die Böden wenigstens ein bisschen abtrocknen und die Menschen können ihre Zelte wieder neu abdichten und sichern.

Wie ist die Lage gerade in den Camps?

Von Groote: Es fehlt den Menschen einfach an allem. Die Verhältnisse sind wirklich ganz verheerend. Es ist kalt und es gibt kaum Heizmöglichkeiten. Dazu kommen Öl- und Benzinengpässe. Familien, die vielleicht einen Ofen hätten, können diesen nicht mal betreiben, weil sie nicht wissen, mit was.

Was könnt Ihr von Unicef da für die Kinder tun?

Von Groote: Wir haben inzwischen 21 000 Kinder mit warmer Kleidung versorgt. 35 000 Menschen haben von uns Decken, Unterlagen und anderes Wärmematerial bekommen, um ihre Zelte zu isolieren. In unseren provisorischen Schulzelten und Kinderschutzeinrichtungen haben wir Öfen installiert. So können sich die Kinder wenigstens einmal am Tag einigermaßen aufwärmen.

tz-Aktion mit Unicef: Bilder aus den Krisengebieten

Was ist mit den Kindern, die nicht zur Schule kommen?

Von Groote: Das ist wirklich problematisch. Vor allem vor dem Hintergrund, dass schätzungsweise in den letzten zehn Wochen rund 3000 Flüchtlingsbabys auf die Welt gekommen sind. Sie liegen in Kisten, nur notdürftig versorgt. Viele laufen Gefahr, die nächsten Wochen ohne Hilfe nicht zu überleben. Wir unterstützen die Regierung, Medikamente wie Antibiotika zu verteilen. Denn viele Kinder leiden bei der kalten Nässe unter Lungeninfekten, sie können sich ja nirgends auskurieren.

Schrecken der Winter und diese Verhältnisse die Menschen ab, ihre Heimat in Syrien oder anderen Gebieten im Irak trotz des Krieges zu verlassen?

Von Groote: Zwar kommen derzeit nicht mehr so viele Flüchtlinge an wie es vor ein paar Wochen der Fall war, aber noch immer erreichen Familien aus Kobane täglich die türkisch-irakische Grenze in Zakho. Sie fliehen vor dem Tod durch die IS-Milizen und nehmen schlechte Bedingungen für ein Leben, vor allem für das Leben ihrer Kinder, gerne in Kauf. Inzwischen gibt es im Zentralirak massive Gewalt. All diese Menschen befinden sich auch auf der Flucht, wissen nicht, wohin sie sich in Sicherheit bringen können.

Dorit Caspary

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tz.de/unicef

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