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War früher wirklich alles billiger?

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Heute kann man meistens billiger einkaufen als früher.
Heute kann man meistens billiger einkaufen als früher. © dpa (Symbolbild)

München - War früher wirklich alles billiger? In einer Studie wurde die Kaufkraft pro Lohnminute von 1961, 1991 und 2011 verglichen. Die tz hat das Ergebnis.

Jeder kennt dieses Gefühl: „Früher war alles billiger!“ Das wird beim Blick auf die Angebote im Supermarkt genauso klar wie beim Studium der Speisekarte im Restaurant. Wenn man dann noch beginnt, die Preise von Euro in D-Mark umzurechnen, ist alles aus! Doch der Schein trügt, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln beweist.

Wahr ist: Fast alles ist teurer geworden – und zwar deutlich! 250 Gramm Butter kosteten 1961 umgerechnet 0,83 Euro, heute müssen Verbraucher stolze 1,33 Euro hinblättern. Ähnlich sieht es bei anderen Lebensmitteln aus. Der Liter Vollmilch ist sogar von 0,22 Euro 1961 über 0,66 Euro 1991 auf 0,80 Euro im Jahr 2011 geklettert. Allein im Zeitraum von 1991 bis 2011 stiegen die Preise um 43 Prozent – also fast um die Hälfte.

Die andere Seite der Medaille: Otto-Normal-Verbraucher bekommt für seine geleistete Arbeit pro Stunde 45 Prozent mehr Lohn als noch vor zwanzig Jahren. „Für einen identischen Warenkorb muss damit heute im Schnitt genauso lange gearbeitet werden wie 1991“, erklärt Christoph Schröder vom IW Köln.

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Ob man günstiger als vor 20 Jahren unterwegs ist, hängt maßgeblich von den eigenen Vorlieben ab. „Wer sich von Bier allein ernährt, stellt sich derzeit kaum besser als 1991“, rechnet das IW vor. Für eine Flasche Gerstensaft musste der Durchschnittsarbeitnehmer damals wie heute drei Minuten lang arbeiten. Ob er mit der Bierdiät allerdings 20 Jahre durchgehalten hätte, sei dahingestellt. Schon der Griff zum Schweinekotelett ändert die Situation: „Statt 36 Minuten fürs Kilo im Jahr 1991 genügen jetzt 30 Minuten Arbeit“, hat das IW ausgerechnet. Und 1961 war das Kotelett noch echter Luxus: Zweieinhalb Stunden musste Otto-Normal-Verbraucher dafür schuften.

Der Deutschen liebster Muntermacher zeigt sich über die Jahre als äußerst preisstabil. Für ein Pfund Bohnenkaffee musste man vor 20 Jahren noch 23 Minuten arbeiten, jetzt sind es 21 Minuten. 1961 war der Kaffee noch ein Exot im Kolonialwarenladen und verlangte vom Kaffeetrinker dreieinhalb Stunden Arbeit. Ein Ausreißer bei den Lebensmitteln ist der Kabeljau: 1961 konnte der Arbeitnehmer schon nach 54 Minuten Arbeit einen Fisch genießen, heute braucht er 1:09 Stunden.

Bei Elektrogeräten kann sich der Verbraucher über den größten Vorteil freuen. Zwar will ein Fernsehgerät immer noch mit über 30 Stunden hart erarbeitet sein, doch das ist nichts im Vergleich zu den fast 338 Stunden, die ein Arbeitnehmer im Jahr 1961 für einen Fernseher leisten musste – und der war dann auch noch schwarz-weiß… Außerdem sind die Preise für Kleidung im Schnitt weniger stark gestiegen als die für den Rest des täglichen Bedarfs – wenngleich ungerecht auf die Geschlechter verteilt: Für einen Herrenanzug beträgt die Arbeitszeitersparnis über fünf Stunden, für Damenpumps nur eindreiviertel Stunden.

An der Tankstelle trügt der Eindruck übrigens nicht. Hier ist wirklich alles teurer geworden. Für eine Tankfüllung musste im Jahr 2011 fast zwei Stunden länger gearbeitet werden als noch vor zwanzig Jahren.

Hier sehen Sie einen Überblick zwischen 1961, 1991 und 2011

M. Kniepkamp

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