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Auto-Apps im Test: Spion an Bord

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Eine Auto-App mag praktisch sein, sie gibt aber auch viele Daten preis.
Eine Auto-App mag praktisch sein, sie gibt aber auch viele Daten preis. © dpa

Fahrzeug orten, Klimaanlage fernsteuern, Türen öffnen, Kilometerstand checken: Mit Apps wollen Hersteller ihre Autos smarter machen. Das klingt sehr praktisch und schick.

Der Nutzer hört begeistert, wie sich die Schließanlage magisch entriegelt – und sieht nicht die Datenströme, die gleich zeitig mit unbekanntem Ziel unterwegs sind. Experten der Stiftung Warentest haben für das test-Heft 10/2017 geprüft, was die Apps noch alles können – und oft tun, ohne dass der Nutzer darüber informiert wird. Im modernen, vernetzten Auto sitzt der Spion mit dabei, so das Ergebnis.

Welche Funktionen können die Apps haben?

Sie streamen Musik aufs Autoradio, finden die nächste Werkstatt oder senden eine Adresse aus dem Smartphone-Verzeichnis ans Navi. Einzelne Funktionen können auch von außerhalb gesteuert werden: zum Beispiel Standheizung bedienen, Türe verriegeln, Tankfüllung überprüfen.

Welche Daten muss man dafür preisgeben?

Um das herauszufinden, haben die Tester Anwendungen von 13 Herstellern untersucht: Die zwölf unten aufgeführten Apps plus die des US-Elektroauto-Pioniers Tesla. Dabei stellten sie fest, dass die Auto-Apps mehr Daten als nötig an den Hersteller selbst und an Dritte senden. Einen Fragenkatalog an die Hersteller schickte nur Daimler zurück. Demnach können aktuelle Mercedes-Modelle technische Daten an das Unternehmen übertragen: Reifendruck, Geschwindigkeiten. Der Konzern bietet einen Dienst an, mit dem der Kunde sein Fahrzeug orten kann. Die Daten liegen auf deutschen Servern. Bewegungsprofile würden nicht erstellt.

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Wie werden die Daten übertragen?

Moderne Pkw sind mit Sensoren ausgestattet, die zum Beispiel Tempo, Bremsverhalten und Füllstände erfassen. Viele Modelle lassen sich per- Bluetooth mit dem Smartphone koppeln, das wiederum mit dem Internet verbunden ist. Höherklassige Fahrzeuge haben bereits einen eingebauten Mobilfunkanschluss, der mit dem Hersteller verbunden ist.

Welche Angaben muss man für die Apps eintippen?

Bei den meisten Apps muss man sich mit vollem Namen, oft noch mit Adresse und Geburtsdatum sowie der Identifikationsnummer des Fahrzeugs (FIN, früher Fahrgestellnummer) registrieren.

An wen werden welche Daten weitergeleitet?

Die meisten der getesteten Apps übermitteln Namen und FIN. Oft wurde im Test der Standort des Gerätes an Dritte wie Google, Apple oder Kartendienstanbieter geschickt, auch wenn die Ortungs- oder Navigationsfunktion gerade gar nicht genutzt wurde. Auch eindeutige Handy-Kennungen, der Name des Mobilfunkanbieters oder andere Nutzungsstatistiken gingen häufig an die Autohersteller oder Drittanbieter von Internetdiensten.

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Warum finden die Tester diese Freigiebigkeit mit Daten kritikwürdig?

Auch wenn einige Daten für sich genommen harmlos erscheinen: Apps sollten nach dem Prinzip der Datensparsamkeit arbeiten und nur solche Informationen erheben, die für die eigentliche Funktion nötig, sind, kritisieren die Tester. Je mehr Details über einen Nutzer vorliegen, desto präzisere Profile ließen sich erstellen.

Welche Auskunft geben die Unternehmen über den Datenschutz?

Da sieht es quer durch die Bank mau aus. Die Prüfer stellten bei allen deutliche oder sehr deutliche Mängel fest. Das Datensendeverhalten wurde bei allen Anwendungen als kritisch eingestuft. Entweder es gab im Google Play Store beziehungsweise im Apple App Store gar keine oder nur eine allgemeine Datenschutzerklärung für eine App. Manche Erklärungen gibt’s nur auf Englisch, Französisch oder Italienisch.

Wie sieht die Zukunft aus?

Ab April 2018 müssen alle Neuwagen mit einem System ausgestattet sein, das bei einem schweren Unfall automatisch den Standort an eine Notrufzentrale sendet. Das heißt, dass mittelfristig alle Autos ständig über ein Mobilfunkmodul mit den Servern der Hersteller oder deren Dienstleistern verbunden sind, über das im Prinzip beliebige Daten fließen können.

Wie gut sind dieses Apps?

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