Autonomes Fahren: Was haben Kängurus mit Volvos zu tun?

2015 verkündete Volvo, sein Fußgängererkennungssystem bremse bald auch für Kängurus. In Australien wurde jetzt getestet. Mit ungewöhnlichen Problemen.
Vor zwei Jahren begann Volvo mit Tests seiner autonomen Autos im australischen Straßenverkehr. Besondere Sicherheitsmechanismen sollten vor größeren Tieren, darunter auch Kängurus, warnen.
"Kängurus sind unberechenbare Tiere, denen man nur schwer ausweichen kann, aber wir sind zuversichtlich, unsere Technik so verfeinern zu können, dass wir die Tiere erkennen und Kollisionen auf dem Highway vermeiden können", zeigte sich der Chef-Sicherheitsingenieur Martin Magnusson damals noch optimistisch.
Doch jetzt tauchten während der Tests unvorhergesehene Probleme auf.
Känguru-Gehopse: Zu viel für die Volvos
Das Hopsen der Kängurus beziehungsweise deren ungewöhnliche Art, sich zu bewegen, bringe das Erkennungssystem der Fahrzeuge völlig durcheinander. Das Problem sei die Beurteilung des Tieres im Sprung: "Wenn es in der Luft ist, sieht es eigentlich so aus, als wäre es weiter weg. Dann landet es und es scheint viel näher zu sein", wird der verantwortliche technische Manager David Pickett von ABC News Australien zitiert. Hüpfende Kängurus verwirren die Fahrzeuge, weil die Autos den Boden als Bezugspunkt nutzen.
Zuvor hatten bereits Tests in Schweden stattgefunden. Auf andere große Tiere wie etwa Elche, Hirsche oder Karibus (eine Rentier-Art) hatten die Volvos gut reagiert. Mit den Kängurus gestaltet sich die Sache jedoch deutlich schwieriger. "Die Form eines Känguru ist immer eine andere - abhängig davon, ob es am Straßenrand sitzt oder steht oder in Bewegung ist" erklärt Pickett.
Das sei gar nicht so sehr anders als bei Menschen: "Wir sehen uns an, wie ein Mensch aussieht, wie ein Mensch spaziert etc. Dabei sind nicht alle Typen gleich: Es gibt kleine Menschen, große Menschen, Menschen, die Mäntel tragen."
Känguru-Problem hat keine Auswirkung auf Marktreife
18 Monate dauern die Tests im Tidbinbilla Nature Reserve in Canberra schon, an einer Lösung der Problematik wird aber noch immer fieberhaft gearbeitet. Pickett stellt aber klar, dass dieses Problem den Start von fahrerlosen Autos in Australien nicht ausbremsen würde. 2021 sollen die ersten selbst fahrenden Volvos bei den Händlern stehen.
Bei der Entwicklung arbeitet Volvo mit dem Grafikkartenhersteller NVIDIA zusammen. Wie übrigens auch Audi.
Über 20.000 Unfälle mit Kängurus pro Jahr
Hintergrund der umfangreichen Tests sind die vielen Unfälle mit Kängurus auf australischen Straßen. Nach Angaben der australischen Verkehrsbehörde NRMA (National Roads & Motorists' Association) ereignen sich jedes Jahr mehr als 20.000 Kollisionen mit Kängurus. Dabei werden Versicherungskosten von mehr als 75 Millionen australische Dollar verursacht. Hinzu kommt der nicht detailliert bezifferbare Schaden durch schwere Verletzungen und Todesfälle.
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mop