VW Beetle: Neue Power statt Flowerpower
Mein allererstes Auto war ein Käfer, ein VW 1200. Am Steuer meines Traumautos, einem VW Cabrio 1302, saß ich letztmals vor 20 Jahren – ein Unfall hat uns getrennt. Doch alte Liebe vergeht nicht:
Bei unseren Testfahrten dieser Tage mit den beiden neumotorisierten Beetle – einem 105 PS starken 1,6 Turbodiesel und dem Benziner 1,4 TSI – entwickelt sich prompte Zuneigung zu den Käfer- Erben. Wichtigstes Testergebnis: Die neuen Motoren sind sparsam wie nie zuvor. Und der alte Käfer-Slogan „Er läuft und läuft und läuft“ bekommt eine völlig neue Bedeutung. Insgesamt bietet Volkswagen den Beetle somit ab sofort in insgesamt fünf Motorversionen von 105 PS (1,2 l) bis 200 PS (2,0 TSI) an (wir berichteten).
Das größte Sparpotenzial verspricht der neue 180 km/h schnelle Beetle 1,6 TDI: Mit 4,5 Litern auf 100 Kilometern ist er der sparsamste und mit 119 Gramm CO2 pro Kilometer auch der sauberste Käfer aller Zeiten!
Mit vollem 55-Liter-Tank lassen sich bis zu 1.200 Kilometer am Stück absolvieren. Die Super- Spritsparquote erreichten wir im Test hingegen nie: Der Bordcomputer kam nicht unter fünf Liter Verbrauch. Was immerhin noch für eine direkte Fahrt von Lissabon nach München reichen würde. Im Sommer soll für den 1,6 TDI aber eine noch verbrauchsärmere Blue-Motion-Technology-Version mit Start-Stopp-System folgen.
Der neue VW Beetle
Ob in der Stadt, auf der Landstraße oder der Autobahn – in dem Vierzylinder ist man überall recht zügig unterwegs. Den Turbo spürt man schon sehr früh, bereits bei 1.500 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment von 250 Newtonmetern zur Verfügung. Außerhalb des 50 km/h-Bereichs verschwindet das leicht
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vernehmbare Diesel-Nageln und der Motor verfällt in ein Flüstern. Auch beim kräftigen Tritt aufs Gaspedal bleibt der Beetle akustisch zurückhaltend. Von null auf 100 km/h kamen wir in angegebenen 11,5 Sekunden. Lediglich bei Fahrten in bergigem Gelände muss man das Fünfgang-Getriebe fleißig bedienen, um in Schwung zu bleiben. Alles in allem läuft und läuft der 1,6 TDI zuverlässig und ruhig wie einst der alte Käfer. Der Einstiegspreis liegt bei 19.375 Euro – ein gleichmotorisierter Golf ist erst ab 21.125 Euro zu haben.
Für sportlichere Naturen empfiehlt sich die ebenfalls neue Benziner-Version 1,4 TSI (Einstiegspreis: 19.825 Euro). Hier ist Power statt Flowerpower Programm: Das 160-PS-Kraftpaket mit dem Sechsgang- Getriebe zeigte bei unserem Test keinerlei Schwächen und schafft in der Spitze 208 km/h. Im Mittel verbraucht der Kraft-Käfer rund 6,6 Liter /100km.
Einziges Manko: Die Windgeräusche bei schneller Fahrt und offenem Fenster. Doch Frischluftfanatiker sollten sich dann vielleicht doch noch bis Anfang 2013 gedulden: Da kommt ja das neue Beetle-Cabrio …
HEINZ WILHELM
HIER NOCH EIN WENIG STATISTIK
Die beiden neuen Beetle-Triebwerke sollen in Deutschland zusammen mit dem Einstiegsbenziner (1,2-Liter TSI mit 77 kW/105 PS) zwei Drittel der Beetle- Motorisierungen ausmachen.
Vom Vorgängermodell, dem New Beetle, hat VW zwischen 1998 und 2010 jährlich weltweit 1,2 Millionen Fahrzeuge verkauft – in Deutschland waren es 122 000.
Vom brandneuen Beetle-Modellen wurden hierzulande vor allem wegen Problemen mit dem Sonnendach seit Dezember 2012 erst wenige zugelassen, doch sollen die Zahlen dank der neuen Motorenpalette jetzt stark anziehen.
Erklärtes VW-Ziel ist ein jährlicher Beetle-Absatz von 120 000 Autos in Deutschland. Eben ganz dem alten Käfer-Motto entsprechend: Er läuft und läuft …