Coronavirus & Carsharing: Wie sicher ist man vor der Ansteckung?

Ein mit Sars-CoV-2 infizierter Carsharing-Nutzer fährt mit dem Auto, das danach Sie verwenden: Dieses Szenario wirft Fragen auf. Ist so eine Ansteckung mit Coronaviren möglich?
Sie nutzen gerne Carsharing*? An sich eine gute Sache, schont man so nicht nur die Umwelt, sondern entlastet auch die ohnehin überfüllten Straßen in München oder anderen Städten. Doch in Zeiten der aktuellen COVID-19-Epidemie stellen sich viele die Frage: Sollte man neben Vorsichtsmaßnahmen wie gründlicher Händehygiene auch aufhören, Carsharing zu nutzen?
Coronavirus: Führt Carsharing zur Ausbreitung von Erregern?
Vor allem in großen Städten gibt es eine Fülle von Carsharing-Anbietern. Der Gedanke hinter dem Konzept: Autos werden gemeinschaftlich genutzt, um Kosten zu sparen und Ressourcen zu schonen. Auch bei modernen Mobilitätskonzepten für Städte spielt Carsharing eine Rolle, da sich durch das Teilen von Autos (Carsharing heißt übersetzt soviel wie "geteilte Autos") die Verkehrslage entspannen würde. Anders als bei herkömmlichen Autovermietungen ist im Rahmen des Carsharings auch ein kurzzeitiges, minutenweises Anmieten von Fahrzeugen möglich. Abgerechnet wird über einen Zeit- oder Kilometertarif - oder über eine Mischform.
Doch neben einigen Vorteilen birgt das Teilen von Autos auch Schwierigkeiten. So kann prinzipiell jeder mit einer entsprechenden App wie DriveNow oder Car2Go ein Auto anmieten - auch wenn derjenige mit 40 Grad Fieber eigentlich ins Bett gehört.
Viruserkrankungen wie die Grippe* oder auch das Coronavirus werden in erster Linie über Tröpfcheninfektion übertragen. Gelangen Atemwegssekrete infizierter Personen über Husten oder Niesen auf die Schleimhäute anderer Personen - etwa Rachen- oder Nasenschleimhaut - dringen die darin enthaltenen Viren in den Körper ein und verursachen typische Symptome*. Auch über Schmierinfektion ist dies möglich: Dabei gelangen Viren, die etwa in die Hand gehustet werden, auf Oberflächen und können so verbreitet werden.
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COVID-19: Viren können auf Oberflächen einige Tage infektiös bleiben
Eine unschöne Vorstellung: Ein mit Influenza- oder Coronaviren infizierter Carsharing-Nutzer hustet und verteilt so Viren auf dem Lenkrad und der Armatur. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) merkte zu diesem Thema an: "Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg (Anmerkung der Redaktion: als über Tröpfchen- oder Schmierinfektion), etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch importiertes Spielzeug, mit dem neuartigen Coronavirus infiziert* haben. Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt. Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, sind allerdings durch Schmierinfektionen denkbar. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich."
Dem widerspricht Virologe und Laborleiter Martin Stürmer im Interview mit dem Südwestrundfunk. Demnach sei in einer Studie nachgewiesen worden, dass infektiöse Coronaviren bis zu neun Tage auf Türklinken nachweisbar sind. Doch Stürmer fuhr fort: "Es sind behüllte Viren, das macht sie weniger stabil, sie sind empfänglicher für Desinfektionsmittel* und Umwelteinflüsse. Dementsprechend sind sie eigentlich nicht so lange haltbar. Bis zu ein paar Tage können sie je nach Material infektiös bleiben".
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Im Video: Privates Carsharing
Carsharing: Diese Vorsichtsmaßnahmen sollten Sie treffen
Was bedeutet das für den Carsharing-Nutzer? Wer sich nicht in einem Risiko-Gebiet aufhält, also einer Stadt oder einem Bundesland mit bereits vielen gemeldeten Coronavirus-Infektionen, kann nach aktuellem Wissensstand weiterhin ohne Bedenken Carsharing nutzen. Allerdings sollten die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, dazu zählt in erster Linie gründliches und regelmäßiges Händewaschen* und das Niesen und Husten in die Armbeuge, um die Ansteckungsgefahr für andere zu minimieren. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, trägt beim Autofahren Handschuhe.
Umfrage zum Thema
Quellen: www.rki.de; www.bfr.bund.de; www.swr.de
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jg
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