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Wege in die Auto-Zukunft

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„Astrein!“ Dieser 1er fährt mit Wassereinspritzung direkt in den Motor. Rechts die Anzeige im Bordcomputer.
„Astrein!“ Dieser BMW 1er fährt mit Wassereinspritzung direkt in den Motor. Rechts die Anzeige im Bordcomputer. © BMW

Wohin geht die Reise bei der individuellen Mobilität? Womit fahren wir im Jahr 2016, 2020 oder 2030? BMW ließ jetzt einen Blick in die Zukunft zu:

Im französischen Testzentrum Miramas konnten wir Antriebskonzepte von morgen und übermorgen ausprobieren – vom Plug-in-Hybriden bis zum Brennstoffzellen-5er. Eine spannende Angelegenheit, verbunden mit einer großen Portion Freude am Fahren.

BMW 2er Active Tourer mit Doppelherz Plug-in-Hybridautos gibt es inzwischen eine ganze Menge, jetzt greifen auch die Münchner in einem Fahrzeugsegment mit hohen Stückzahlen an. Ab Anfang nächsten Jahres wird es den kompakten 2er Active Tourer auch in einer Version mit Benzin- und Elektroantrieb geben. Vorne sitzt der 1,5 Liter-Benziner aus dem 218i mit 136 PS, hinten ein Elektromotor, der es auf 88 PS bringt. Miteinander leisten die beiden Aggregate 220 PS, schaffen eine Sprintzeit von 6,5 Sekunden und 205 km/h Spitze. Und das bei einem eher theoretischen Normverbrauch von 2,0 Litern auf 100 Kilometer. Rein elektrisch fährt der Hybrid-Tourer 38 Kilometer, dank schlauer Software lässt sich die Nutzung von Verbrenner und E-Motor sogar aufs Streckenprofil abstimmen. 

Beim ersten Ausprobieren zeigte der Plug-in-Hybrid ordentlich Muckis und feine Manieren, das Umschalten vom E- auf den Benzinmotor erfolgt sehr sanft, am Fahrverhalten spürt man ein bisschen, dass der Doppelherz-2er rund 150 Kilo mehr rumträgt als der „normale“ Active Tourer. Perfekt gelöst ist die Integration der Zutaten für den E-Antrieb: Der Kofferraum blieb unangetastet, ebenso der Passagierraum. Ein willkommener Nebeneffekt der beiden Motoren: Sie ergeben zusammen einen sehr effektiven Allradantrieb. Über die Preise will man bei BMW noch nichts Konkretes sagen. Sie dürften aber auf dem Niveau des in etwa gleich starken 225i mit Allradantrieb liegen.

Sprit sparen durch Wasser im Motor? 

Im ersten Moment klingt das für Laien ziemlich verrückt: Wasser in den Motor einspritzen, damit er mehr leistet und weniger verbraucht? Diese Technik funktioniert astrein, so BMW-Entwickler Werner Mährle. Die Münchner arbeiten intensiv an einer Lösung für die Serienfertigung. Immer mehr Leistung aus immer weniger Hubraum – diese Entwicklung stößt irgendwann an ihre Grenzen. Der Motor wird bei hohen Drehzahlen zu heiß, er beginnt zu „klopfen“, wie Fachleute

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© BMW

diesen unerwünschten Zustand nennen. Hier hilft das Wasser im Verbrennungsraum. Das wird über die Luftansaugung zugeführt, doch feiner dosierbar und effektiver ist es, das H2O zusammen mit dem Kraftstoff einzuspritzen. Die beiden Komponenten werden im Verhältnis 30 zu 70 in einer Hochdruckpumpe gemischt und dann in den Zylinder geschickt. Der Effekt ist deutlich: Der Realverbrauch lässt sich um bis zu acht Prozent senken, die Leistung steigt um bis zu zehn Prozent. Bei ersten Testfahrten mit einem „Wasser“-1er zeigte der Bordcomputer, wie die Methode am besten funktioniert: Wer ordentlich aufs Gas steigt, wird am deutlichsten belohnt, bei niedrigen Geschwindigkeiten hält sich der Spareffekt in Grenzen. Das Wasser für die Einspritzung stammt übrigens nicht aus einem Extra-Tank, der regelmäßig nachgefüllt werden muss: Es wirdüber die Klimaanlage per Verdunstungswasser frei Haus geliefert.

Wasserstoff marsch! 

Kommt er jetzt endlich, der Durchbruch des Brennstoffzellen-Antriebs? Seit Jahren wird daran geforscht, Toyota ist mit dem Mirai bereits auf dem Markt. Aber die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen ist noch winzig, bis Ende des Jahres sollen es laut BMW in ganz Deutschland gerade mal 50 sein. Doch die Münchner trauen der Technik eine ganze Menge zu und arbeiten zusammen mit Toyota an Fahrzeugen, bei denen hinten nur noch ein bisschen Wasserdampf rauskommt. Wir konnten jetzt in einem mit Wasserstofftank und Brennstoffzelle ausgestatteten 5er GT-Versuchsfahrzeug erste Runden drehen. Die Vorteile der Antriebsart liegen auf der Hand: Durch einen von BMW entwickelten Tank, in dem dank hohen Drucks, einer Vakuum-Isolierung und Temperaturen unter minus 200 Grad gut sieben Kilo flüssiger Wasserstoff passen, schaffen die 5er Reichweiten um die 700 Kilometer ohne lokale Emissionen: Der Wasserstoff wird in der Brennstoffzelle in Strom und Wasser verwandelt. 

Der Strom treibt einen gut 200 PS starken E-Motor an, und das durchaus munter: 8,4 Sekunden für den 100er-Sprint, 180 Spitze – damit muss man sich nicht verstecken. Beim Prototypen wird das Beschleunigen noch von kräftigem Fauchen untermalt, doch das würde in der Serie natürlich komplett verschwinden. Der große Tank passt exakt in den Kardantunnel, das Platzangebot des H-5ers entspricht dem der Verbrenner-Versionen. Wann der erste BMW mit dieser Technik in Serie geht, ist noch offen: Bis 2020 sollen erst einmal die einzelnen Komponenten fertig sein. Besonderen Charme hat die Brennstoffzellen-Technik angesichts der deutschen Energiewende: An sonnigen und windigen Tagen gibt es bei uns eine dramatische Strom-Überproduktion. Die einzige Methode, diese Energie sinnvoll zu speichern sei die Umwandlung in Wasserstoff, heißt es bei BMW.

Der neue BMW 2er Active Tourer

Rudolf Huber

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