Luxus auf Französisch: So fährt es sich mit dem neuen DS 4

Geboren in Paris, gebaut in Rüsselsheim. Mit dem DS 4 schickt die Nobelmarke sein viertes Modell auf den Markt. Ein feiner Franzose mit Flair und deutscher Technik.
- Der DS4 ist eine flotte Kreuzung aus Kompaktwagen und SUV.
- Punkten will der Franzose mit Luxus und Oberklassen-Charme.
- An zwei wichtigen Punkten zeigt sich das Auto jedoch zickig.
Der neue DS 4 im Fahrtest
Der DS 4 ist ein echter Franzose. Und ein typischer noch dazu. Da bleibt kein Klischee unerfüllt. Allein schon, wie die Ausstattungslinien heißen! Mon Dieu! Die günstigste und damit die dem Volk am nächsten stehende heißt Bastille. Dort, wo mit dem Sturm auf die gleichnamige Königsfestung die Französische Revolution begann, dort beginnt zumindest namentlich auch der Preis des günstigsten DS 4. 28.900 Euro kostet das Exemplar mit 130 PS. So recht fraternisieren wollen sich die Kunden jedoch nicht mit diesem Modell. Den meisten (99 Prozent) ist die Bastille egal, sie nehmen sich die Freiheit, bessere Varianten zu ordern. Etwa die mondäneren Modelle „Trocadero“ oder gleich „Rivoli“, die 34.900 oder gleich 38.900 kosten. Für die Bourgeoisie reserviert ist „La Premiere“. Hier kann man ab 50.000 Euro mit gestepptem Leder, graviertem Aluminium oder geschmiedetem Karbon im Luxus schwelgen.
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DS 4: Wo ist nur der Startknopf? Die Suche beginnt…
Womit wir schon beim wichtigsten Erkennungsmerkmal eines DS sind. Komfort steht ganz oben, weil Komfort neben Zeit der wahre Luxus der Moderne ist. Komfort bedeutet Bequemlichkeit – und die hat ja immer auch etwas mit Einfachheit zu tun. Weil einfache Dinge stressfrei sind. Beim DS 4 ist vieles einfach. Das fängt bei den versenkten Türgriffen an, die automatisch ausfahren. Die Sitze sind mit Tasten an der Seite schnell eingestellt und auch die (vielleicht ein wenig zu kleinen) Seitenspiegel hat man flott im gewünschten Blickfeld. Handy per Bluetooth anschließen – voilá, das geht so einfach wie warme Butter schneiden. Nur das Auffinden des Startknopfes gestaltet sich schwierig. Er residiert mitten im Cockpit, knapp oberhalb der Mittelkonsole. Ein ungewöhnlicher Platz. Aber dafür sieht er wirklich cool aus, mehr wie ein Schmuckstück als ein Gebrauchsgegenstand. Und das will DS auch sein. Modisch, mit einem klaren Hang zu Chique und Extravagance. Geboren in Paris eben – der Metropole der Mode und des guten Geschmacks. Aber gebaut in Rüsselsheim, dort wo der Stellantis-Konzern (Citroen, Peugeot, Opel, FCA) zu dem DS gehört, seine neue Zentrale hat. Und wo seit jeher deutsche Ingenieurskunst zu Hause ist.

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Diamanten-Scheinwerfer und perlendes Tagfahrlicht
Wertig sieht dieser Cross-Over auf alle Fälle aus. Die drei Scheinwerfer auf jeder Seite wirken wie Edelsteine, das Tagfahrlicht schlängelt sich senkrecht an der Karosserie entlang wie eine Perlenkette. Und auch hinten fällt der DS 4 auf: durch feine schmale Rücklichter, markante Linien im Blech und trapezförmigen Auspuff-Blenden. Mit dieser Erscheinung gehört dem gar nicht mal so kleinen Franzosen (zwölf Zentimeter länger als ein Golf) die ganze Aufmerksamkeit auf dem Asphalt-Laufsteg. Das merkt man bei den ersten Testfahrten an den erstaunten und dann anerkennenden Blicken der Passanten.

Nappa-Leder, Eschenholz und Karbon im neuen DS 4
Zum Auffallen ist der DS 4 auch verdammt. Denn – wie das so ist in Großkonzernen – bei Antrieb und Technik gibt es keine großen Unterschiede zur engeren Verwandtschaft. Die heißt in diesem Fall Citroen C4, Peugeot 308 und Opel Astra. Zu 70 Prozent sind diese Fahrzeuge identisch. Und da müssen die restlichen 30 Prozent schon ausgenützt werden, um der werten Kundschaft die Vorteile nahezubringen. Bei DS ist es neben der markanten Karosserie vor allem das Innenleben. Nappa-Leder mit Bracelet-Finish, dunkles Eschenholz oder geschmiedetes Karbon – das alles läuft unter dem Motto SustaiNobility, also edel und nachhaltig. Und ist auch mehr als das, was ein normaler Mittelklasse-SUV zu bieten hat.

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Das Fahrwerk hat den Durchblick und sieht voraus
Dazu zählt auch das todschicke Head-Up Display, das seinem Fahrer den Weg durch den Asphaltdschungel einer Großstadt erleichtern soll. Oder diverse Fahrassistenten wie zum Beispiel der Nachtsichtfunktion, bei der Lebewesen sogar hinunter bis zur Kaninchengröße erfasst werden. Häufig nur bei Premium-Autos eingebaut ist auch ein intelligentes Komfort-Fahrwerk, das mit einer Kamera sehen kann. Schon weit im Voraus wird der Asphalt nach Unebenheiten oder Bodenwellen abgescannt. In Milli-Sekundenschnelle stellen sich die Dämpfer darauf ein und ermöglichen so ein sanftes Gleiten, das mehr an einen fliegenden Teppich erinnert als an ein Stahlross auf vier Rädern. Apropos. Die sind beim DS 4 mindestens 18 Zoll groß und von daher ebenfalls ein Statement.

Drei Motoren, einer hat ein Doppelherz
Bei den Motorisierungen greift DS selbstverständlich ins Stellantis-Regal. Zwei Benziner, ein Dreizylinder mit 130 PS und ein Vierzylinder mit 180 PS stehen zur Auswahl. Dazu ein Diesel mit 130 PS und ein Plug-In-Hybrid mit einer Systemleistung von 225 PS und einer elektrischen Reichweite, die über 50 Kilometern liegen soll. Getestet haben wir den großen Benziner bei einem einstündigen Kurztrip. Zumindest so viel lässt sich nach der kleinen Ausfahrt sagen: Spritzig ist der Antrieb mit der achtstufigen Automatik nur im Sport-Modus und da auch nur beim Spurt auf den ersten Metern. Reicht für einen Kavalierstart an der Ampel, wenn man unbedingt möchte. Denn eigentlich ist der DS 4 ein sanfter Franzose. Mehr ein fahrendes Accessoire als ein Sportgerät. Und so ist man gut beraten, wenn man sich auf der Stellung Komfort durch die Stadt schaukeln lässt.

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Der DS ist eine Diva – und hat deshalb auch Zicken
Obwohl schon ziemlich prätentiös – dennoch ist beim DS 4 ist bei weitem nicht alles Gold, was glänzt. Zum Beispiel Spurhalteassistent und Abstandsradar. Ersterer greift zunächst zu spät und dann ziemlich grobschlächtig ein, wenn Seiten- oder Mittelstreifen zu nahekommen. Und auch beim Abstandhalten wird eher mit Degen als mit Florett gefochten. Statt sanft zu bremsen, steigt das System für unseren Geschmack zu stark in die Eisen. Und dann wäre da noch Iris. Sie ist die kleine Schwester von Alexa und als Sprachassistenten für DS tätig. Zwar stellt sie ohne Murren die Heizung höher, wenn man sagt, dass es zu kalt ist. Und auch Radio B.O.B. findet sie auf Befehl. Nur die Landsberger Straße 101 in München mag sie nicht. Auf die Bitte, diese Adresse anzusteuern, reagierte sie mit Adressen in Fürstenfeldbruck oder Landsberg. Wir sagen „Fahre“, „Navigiere“, wir nennen zuerst München und dann die Straße und umgekehrt. Wir befehlen mit fester Stimme, wir bitten mit weichem Timbre. Aber Iris bleibt verstockt und weigert sich – bis wir die Adresse dann auch erfolgreich per Hand eingeben. Aber vielleicht mag die Pariserin einfach keine Dirndl, dort in der 101 befindet sich nämlich ein berühmtes Trachtenmodehaus.
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Technische Daten DS 4 Pure Tech 225
- Motor: Reihen-Vierzylinder-Benziner
- Hubraum: 1598 ccm
- max.Leistung: 165 kW (224 PS) bei 5.500 U/min
- max.Drehmoment: 300 Nm bei 1.900 U/min
- Antrieb: Achtgang-Automatik, Front
- 0-100 km/h: 7,9 Sekunden
- Spitze: 235 km/h
- Normverbrauch: 6,6 – 6,9l /100 km
- CO2-Emission: 149 - 155 g/km
- Länge / Breite / Höhe: 4,40 / 1,83 / 1,47 m
- Kofferraum: 430 l
- Leergewicht / Zuladung: 1.419 / 571 kg
- Anhängelast (gebr.): 1.600 kg
- Preis ab: 42.900 Euro
Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.