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Der Fiat 500 war schon immer ein echter Italiener. Klein - aber oho! Ab sofort muss es jedoch heißen: Klein – aber elektro! Aus dem Cinquecento wird nämlich ein Italo-Tesla. Die erste Testfahrt.
- Kleiner Fiat ganz groß: 400 Kilometer Reichweite sind drin.
- Den Elektrosound hat ein Oscar-Gewinner komponiert.
- Neben Limousine und Cabrio gibt es sogar einen 3+1-Türer.
Der Fiat 500 ist so wendig – der könnte fast auf einem Tiramisu-Teller umdrehen. 9,7 Meter sind es in Wirklichkeit. Das ist schon ziemlich gut – nur der vergleichbare Honda E* schafft das Ganze mit einem Meter weniger. Dennoch ist der kleinste Fiat damit absolut tauglich für die moderne Großstadt. Das Fahrwerk ist komfortabel – vielleicht einen Tick zu schwammig. Bei schlechten Straßen fühlt man sich ein wenig wie auf hoher See mit starkem Wellengang.
Der neue Fiat 500: An der Ampel ist er ein König
Munter und direkt reagiert hingegen der Abzug der E-Maschine, die in drei Sekunden Tempo 50 erreicht, und damit ihren Fahrer in der Stadt zum Ampelkönig macht. Den forschen Druck aufs Strompedal muss man ganz im Gegensatz zu einem Verbrenner nicht beim Verbrauch büßen. Denn beim Bremsen holt sich der 500er die Energie wieder zurück. So richtig spürt man das im sogenannten One-Pedal-Driving. Auf der höchsten Rekuperationsstufe verzögert der Motor so, dass man fast ohne Bremsen auskommt. Das erfordert ein wenig Übung und Erfahrung. Beherrscht man diese Technik, stößt man in ganz neue Fahrspaß-Dimensionen vor, die bislang nur Hausmeistern von Aufsitz-Rasenmähern vorbehalten waren. Und das Beste ist: Dank Energierückgewinnung erhöht sich die städtische Reichweite von 300 auf 400 Kilometer.
Fiat 500: Espresso trinken – und 50 Kilometer Reichweite tanken
Mit 400 Kilometern dürften die meisten Menschen locker eine Woche Autofahren ohne Aufladen bewältigen. Den Strom tankt man per Haushaltssteckdose, das dauert allerdings. Von 0 auf 100 Prozent in knapp über 15 Stunden. An einer Wallbox geht es schneller. Mit bis zu 11 kW ist die Batterie in etwas mehr als vier Stunden wieder voll.
Aber Vorsicht! Dank deutscher Schieflast-Verordnung werden es im trauten Heim kaum mehr als 4,6 kW in der Stunde. Das heißt, dass der 42-kW-Akku auch an der Wallbox erst in knapp über 10 Stunden voll ist. Der Vollständigkeit halber: Bei Gleichstrom mit einem 85-kW-Lader ist der Fiat in 35 Minuten bis zu 80 Prozent gefüllt. Wem das zu kompliziert ist: Die Turiner Autobauer haben dafür eine zum Fahrzeug passende Faustformel gefunden. Der 500er Fiat „tankt“ in fünf Minuten 50 Kilometer Reichweite. So lange wie ein Italiener an der Bar für einen guten Espresso braucht.
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Fiat 500: Frecher Augenaufschlag auf der Motorhaube
Mit dem Begriff stylisch sind die Marketing-Abteilungen der Autohersteller meistens schnell zur Hand – beim neuen (wie schon beim alten) Cinquecento trifft das aber zu. Mit kleinen zum Teil feinsinnigen Änderungen wurde das Auto modisch weiterentwickelt. So wurden die Frontscheinwerfer geteilt, der obere Lichtbogen sitzt jetzt wie eine Augenbraue keck auf der Motorhaube. Der 500er-Schriftzug prangt jetzt ziemlich dominant mitten im Kühlergrill, und die hinteren Heckleuchten formen dezent ein E für Elektromobilität.
Suchspiel: Wo haben die Italiener Turin versteckt?
Im Inneren wirkt der neue Fiat aufgeräumter. Schon allein, weil er mehr Platz bietet als sein Vorgänger. Der Zwerg aus Turin hat der Länge und Breite rund sechs Zentimeter zugelegt, in der Höhe um drei und beim Radstand um etwas mehr als zwei Zentimeter. Außerdem gibt es ja für Verbrenner typische Platzdiebe wie den Kardantunnel nicht mehr. Das großzügigere Raumangebot wurde für noch mehr Ablageflächen und zusätzlichem Stauraum genützt. Für Schirm, Flasche und Handy. Letzteres liegt im – natürlich mit einer Induktivlademöglichkeit ausgestatteten – Mittelfach. Hier rentiert sich auch ein genauerer Blick: Im schwarzen Plastik wurde die Silhouette der 500er-Geburts- und Produktionsstadt Turin eingearbeitet.
Fiat 500: An der Ladesäule zahlt man mit dem Handy
Das Smartphone wird mit der neuesten Generation des Bordsystems „UConnect“ verknüpft. AppleCarPlay und AndroidAuto funktionieren problemlos. Mit einer App lässt sich der Elektro-Fiat auch von der Ferne überwachen und steuern. Zum Beispiel kann man den Ladezustand überprüfen oder die Heizung einschalten. Und an der Ladesäulen wird auch mit dem Handy bezahlt.
High-Tech bieten die Turiner auch bei den Assistenten. Als erstes Auto in diesem Segment ist autonomes Fahren auf Level 2 möglich. Der Cinquecento bleibt selbständig in der Spur, hält Abstand zum Vordermann und fährt automatisch, solange man die Hände am Lenkrad hat.
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Fiat 500: Türen wie beim Rolls Royce Ghost
Vom 500er kann man vier Modelle mit zwei Antriebsarten bestellen. Den letzten Mild-Hybrid-Verbrenner für Traditionalisten oder Menschen, die bei der Reichweite auf Nummer sicher gehen wollen. Und das brandneue Elektroauto mit wahlweise 95 oder 118 PS. Bei den Karosserievarianten kann der Kunde zwischen drei Optionen wählen:
- Die Limousine,
- das Cabriolet
- und das sogenannte 3+1 Modell.
Hinter der geheimnisvollen Zahlenkombination verbirgt sich eine ungewöhnliche aber durchaus gewitzte Idee. Auf der Beifahrerseite gibt es nämlich noch eine Zusatztüre, die wie beim Ur-500er anno 1957 oder etwa beim Rolls Royce Ghost nach hinten öffnet. Allerdings ist diese Portaltüre nur halb so breit wie eine normale, dafür gibt es keine störende Trennsäule. Damit lässt sich die hintere Sitzreihe leichter bestücken. Zur Montage eines Kindersitzes etwa, oder zum Verstauen der Wochenendeinkäufe. Dieses praktische Extra kostet extra: 2.000 Euro mehr als die Limousine.
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Der neue Fiat 500: Elektroauto fast so günstig wie ein Benziner
Noch ein Tausender mehr – dann bekommt man seinen Cinquecento auch als Cabrio (allerdings nicht als 3+1). Los geht es bei 23.560 Euro für das kleinste Modell „Action“, das neben geringerer Leistung auch eine kleinere Batterie (Reichweite bis zu 180 km) hat. Wenn man die 9.000 Euro Umweltprämie abzieht, dann landet man preislich ziemlich in der Nähe des nun eingestellten normalen Benziners. Mit fast allem kommt das Sondermodell „La Prima“ daher – da werden dann 34.900 Euro fällig (Cabrio 37.900 Euro).
Fiat 500: Spiel mir das Lied vom Italo-Tesla
Die Entdeckung der Stille ist wie immer bei einem Elektroauto eine verblüffende Erfahrung. Nur Wind- und Rollgeräusche. Mit einer Ausnahme. Bis Tempo 20 lässt der Fiat 500 von sich hören. Muss er auch gesetzlich, damit Fußgänger den kleinen Italiener nicht übersehen. Während bei anderen Herstellern dieser künstlich hergestellte Elektro-Sound zwischen „Star Wars“, „Raumschiff Enterprise“ oder „Avengers“ angesiedelt ist – greifen die Turiner auf das Werk eines echten Oscar-Preisträgers zurück. Es ist eine Melodie des Film-Komponisten Nino Rota (unter anderem „Der Pate“) und klingt wie das Happy-End eines Liebesfilms. Das passt zum neuen Fiat 500 – der soll schließlich ein Auto zum Verlieben sein. (Rudolf Bögel) * tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Redaktionsnetzwerks.
Datenblatt Fiat 500 Passion Limousine
Länge / Breite / Höhe: | 3,63 / 1,68 / 1,53 Meter |
Permanentmagnet | E-Motor |
Batterie | 42 kwH |
Ladezeit (AC Haushalt / AC Ladesäule): | 15 h 15 min / 4 h 15 min |
maximale Leistung: | 87 kW/118PS |
maximale Drehmoment: | 220 Nm |
Getriebe: | 1-Gang-Automatik, Frontantrieb |
0-100 km/h: | 9 Sekunden |
Spitze: | 150 km/h |
Normverbrauch: | 14kW/100 km |
maximale Reichweite (kombiniert/innerorts) : | 315 / 449 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Kofferraumgröße / umgeklappt: | 185 / 550 l |
Leergewicht / Zuladung: | 1.365 / 400 kg |
Preis: | ab 27.560 Euro |
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