Neuer Ford Mustang Mach-E: Besser als ein Verbrenner? So fährt sich der sportliche Elektro-SUV

Das erste Elektro-Auto von Ford trägt einen großen Namen. Mustang - so wie der legendäre amerikanische Sportwagen. Wieviel Rasse und Klasse steckt im Mustang Mach-E? Eine Testfahrt.
- Den Liebling der Hollywood-Stars gibt es jetzt auch als E-Auto
- Der Elektro-SUV bietet eine Reichweite von bis zu 610 Kilometern
- Ein verrücktes Detail macht diesen Mustang zum gern gesehen Partygast.
Wer Mustang hört, der riecht Benzin. Beim Mach-E riecht und hört man nichts. Und trotzdem soll dieses Elektroauto ein echter Mustang sein. Kann das gut gehen? Nach Meinung der eingefleischten Mustang-Fans lautet die Antwort: Nein! Nichts wurde in US-Medien und einschlägigen Social-Media-Portalen nach der Präsentation des ersten reinen Elektro-Autos von Ford so heftig diskutiert, wie die Frage, was an diesem Auto denn Mustang sein soll. Außer dem legendäre Pony-Zeichen auf dem Lenkrad vielleicht. Bei Ford hat man sich bewusst für diesen Tabubruch entschieden, um den Aufbruch in das neue E-Zeitalter zu demonstrieren. Deshalb heißt das neue Familienmitglied, das zusammen mit der Verbrenner-Herde beim Kunden antraben soll, auch Mach-E.

Ford Mustang Mach-E: Beschleunigungstest auf Flugzeug-Rollfeld
So schnell wie der Schall, wofür ja das Wort Mach steht, ist dieser Mustang natürlich nicht, auch wenn wir die Beschleunigung auf einem Rollfeld ausprobieren durften. Aber beeindruckend sind die Leistungen des fünfsitzigen Elektrosportler schon. Mit seinen beiden Elektromotoren, jeweils auf Vorder- und Hinterachse montiert, spurtet der Mach-E Allrad unter Einsatz des maximalen Drehmoments von 580 Nm und 258 kW (351 PS) in 5,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Ende des Jahres macht dann noch der GT seinen Aufgalopp und schafft die Marke sogar in 3,7 Sekunden – mit 358 kW (487 PS) und brachialen 860 Nm Drehmoment.
Bei „ungezügelt“ geht der Mustang so richtig ab
Die sportliche Seite des 4,70 Meter langen und 2,2 Tonnen schweren Schiffs wird von den unterschiedlichen Fahrprogrammen orchestriert. Da gibt es passend zum Namen Mustang „Zahm“ „Aktiv“ und „Ungezügelt“ – am schärfsten galoppieren die Pferdchen, wenn sie ungezügelt sind. Wild ist die Beschleunigung, brettlhart wie ein neuer Sattel die Federung, und in den Kurven werden die Fliehkräfte von den elektronischen Helfern nur mit Mühe gebündigt. Wer lieber traben will, sollte auf die untersten Stufen umschalten, beim One-Pedal-Drive ist man ziemlich entspannt unterwegs. Und der Spieltrieb wird auch bedient. So wenig bremsen wie möglich, so viel Energie zurückholen wie geht. Das weckt nicht nur das Kind im Mann, sondern auch in der Frau. Sogar ein eigenes Programm für Bergabfahrten hält der Ford parat. Hier wird die Rekuperation quasi als elektronische Motorbremse eingesetzt.
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Den günstigsten Ford Mustang Mach-E gibt es für 46.900 Euro
Im Test hatten wir die kräftigste und reichweitenstärkste Variante – den Mach-E Allrad. Den gibt es wahlweise mit größerer Batterie und 540 Kilometer oder mit kleinerem Akku und 400 Kilometer Reichweite. Alternativ dazu wird Ford eine Mach-E mit Heckantrieb und dann natürlich nur einem Motor anbieten. Der leistet wahlweise 269 oder 294 PS soll aber als Extended-Range-Version sogar 610 Kilometer schaffen. Die Preise variieren zwischen 46.900 und 62.900 Euro. Dafür bekommt man schon eine sehr ordentliche Serien-Ausstattung. Wer die beiden Technik-Pakete für jeweils 2000 oder 3000 Euro je nach Ausstattung ordert, bekommt ein Auto mit fast allem, was man braucht.

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Diese Details erinnern an den echten Mustang
Neben den sportlichen Fahrleistungen erinnern auch ein paar Design-Zitate an den „echten“ Mustang, dem Liebling von Hollywood-Legenden wie Steve Mc Queen, Bruce Willis, Miranda Kerr oder Cameron Diaz. Am auffälligsten sind die drei vertikalen Heckleuchten, die ausgestellten Kotflügel und die wie bei einem Coupé nach hinten leicht abfallende Dachlinie. Wer häufig Basketball- oder Footballspieler mitnehmen will, wird sich über das Panoramadach freuen. Denn das bietet hinten zusätzliche Kopffreiheit auch für Zwei-Meter-Hünen. Man sieht: Der Ford Mach-E ist ein zutiefst amerikanisches Auto.

Perfekter Begleiter für Tailgate-Parties
Apropos: Schon mal was von Tailgate-Parties gehört? Vor Football-Spielen treffen sich üblicherweise viele Fans auf dem Stadion-Parkplatz und stimmen sich mit kaltem Dosenbier ein. Das liegt dann in großen Plastikwannen mit viel Eis im Kofferraum, der auf Englisch tailgate heißt. Beim Mustang Mach-E gibt es dafür einen eigenen Platz unter der Motorhaube. Ein mit Kunststoff ausgekleideter voll abwaschbarer Zusatz-Kofferraum, der neben zwei Cupholdern auch über einen eigenen Ablauf verfügt. In Europa dürfte dieser praktische Zusatzplatz eher für dreckige Wanderstiefel, nasse Klamotten oder sandige Strand-Handtücher genutzt werden. Einfach den Schmutz mit dem Schlauch abspritzen, Bajonettverschluss öffnen und auf die Straße ablassen. Eine saubere Lösung.

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Auch am 15-Zoll Bildschirm dreht man am Rad
Das alles sind Tugenden, die mit dem Ur-Mustang und seinen neuzeitlichen Nachfolgern nicht mehr viel gemein haben. So wie das digitale Innenleben. Beim Mach-E dominiert ähnlich wie bei Tesla ein Riesen-15,5-Zoll-Tablet (39 Zentimeter Bildschirm-Diagonale) in der Mitte. Die Bedienung läuft wie beim Smartphone. Hinter dem Lenkrad liegt die ebenfalls voll digitale 10,2 Zoll große Instrumententafel. Analog ist im Mach-E-Cockpit nichts mehr. Mit einer Ausnahme. An einem Chrom-Rad regelt man die Lautstärke ganz altmodisch. Ein Wunsch der Kunden, sagt Ford.
Das Smartphone als Autoschlüssel
Auf Wunsch kann man sein Fahrzeug auch weiterhin mit dem Schlüssel öffnen. Aber eigentlich braucht man das klobige Teil nicht mehr. Die Schlüsseldaten werden einfach auf dem Handy hinterlegt, per Bluetooth erfolgt dann der neue digitale Sesam-öffne-Dich. Vorausgesetzt man hat sein Telefon in der rechten Hosentasche. Links kann es aber im Einzelfall schon mal zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Auto und Handy kommen. Wer sein Handy verlegt hat – auch kein Problem. Direkt an der Tür kann man über einen kleinen Touchscreen einen 7-stelligen Pin-Code eingeben. Und wenn das Handy leer ist – gestartet wird das Auto ebenfalls über einen weiteren Code.

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Knopfdruck statt Türgriff
Echte Türgriffe, schon gar nicht solche aus Chrom, gibt es auch nicht mehr im Mach-E. Diesen Mustang öffnet man nur noch per Knopfdruck, dann gehen die Türen ein Stück weit auf. Eine kleine Griffleiste hilft dennoch beim Öffnen. Angst vor zugefrorenen Türen muss man nicht haben. Ein entsprechend starker Motor kriegt sie auch bei zweistelligen Minustemperaturen auf.

Mustang Mach-E oder doch lieber ein Achtzylinder?
Wer einen echten Mustang erwartet, muss auf den Verbrenner mit seinen acht Zylinder umsatteln. Wer einen modernen SUV mit sportlichem Charakter fahren will, liegt beim Mach-E richtig. Ob selbst das Zeug zur Legende hat, muss er noch zeigen.
- Technische Daten Mach-E Allrad, Extended Range
- Leistung 258 kW (351 PS)
- Drehmoment: 580 Nm
- Reichweite: 540 km
- Batteriekapazität: 88 kWh
- Ladezeit: 45 Minuten (10 – 80 Prozent am Schnellader)
- Länge/B./H.: 4,71/1,88/1,63
- Leergewicht/Zuladung: 2218/470 kg
- Anhängelast gebremst: 750 kg
- Kofferraum hinten: 519 – 1420 l
- Kofferraum vorne: 81 l
- 0 – 100 km/h: 5,8 s
- Spitze: 180 km/h
- Normverbrauch: 18,7 kW
- Preis ab: 62.900
Rudolf Bögel (ahu) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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