Kombi-Vergleich: Mercedes CLA gegen Hyundai i30 – ist der Unterschied 14.000 Euro wert?

Zwei Autos, zwei Welten. Kann der Hyundai i30 Kombi dem rund 14.000 Euro teureren Mercedes CLA Shooting Brake den Rang ablaufen. Wir haben die beide Kombis getestet.
- Der Shooting Brake von Mercedes glänzt mit Stern, Schick und Charme.
- Der i30 Kombi hält mit mehr Platz und einem geringeren Preis dagegen.
- Wer von den beiden Kompakt-Kombis hat am Ende die Nase vorne?
Auch wenn die ganze Welt über SUVs* spricht, es geht doch nichts über einen Kombi, wenn man oft und viel zu transportieren hat. Entweder als Handwerker oder als Häuslebauer, als Familienpapa, der neben Kind auch Kegel unterbringen muss, oder als Familien-Mama, die für ihre hungrige Meute Woche um Woche beim Diskounter die Regale leert. Wer beim Thema Kombi nicht gleich in die Vollen gehen will mit VW Passat Variant, Skoda Octavia oder Audi A 4 Avant, der hat schon bei den Kompaktwagen eine Klasse darunter eine gute Auswahl. Bei diesem Test lassen wir zwei Autos aus zwei ganz verschiedenen Welten gegeneinander antreten. Hier der elegante Mercedes CLA Shooting Brake aus Stuttgart – dort der Hyundai i30 Kombi aus Südkorea. Die beiden trennt nicht nur der ganze eurasische Kontinent, sondern auch knapp 14.000 Euro beim Anschaffungspreis. Ist das gerechtfertigt? Ein Test in fünf Disziplinen.

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1:0 für Mercedes beim Design
Auch wenn Geschmack im jeweiligen Auge des Betrachters liegt und man sich beim Thema Design vortrefflich streiten kann: Der erste Punkt in der ersten Disziplin „Aussehen“ geht ganz klar an die Autobauer mit dem Stern. Ist der CLA schon als Limousine ein elegantes Auto, das sich für jedes Parkett eignet, so wird aus dem lang gestreckten Shooting Brake ein echter Shooting-Star vom Design her. Ein Auto für Feinschmecker, denn das Auge isst mit. Der Korea-Kombi steht hingegen für echte Hausmannskost. Mit 4,59 Metern ist er auch um ganze zehn Zentimeter kürzer als die feine Konkurrenz, dadurch kann die Coupélinie nicht ganz so elegant abschwingen wie beim Mercedes. Auch bei den Front- und Heckpartien zeigt Mercedes mehr Charakter. Beim Hinsehen, hat der Hyundai einfach das Nachsehen.

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Punkteiteilung zwischen i30 und CLA beim Interieur
Was leider auch auf das Interieur zutrifft. Die großen Chrom-Luftdüsen im CLA erinnern an kleine Flugzeug-Triebwerke und verleihen dem Mercedes eine Extravaganz, die man in dieser Klasse normalerweise kaum vorfindet. Ein Klassenunterschied macht sich auch bei den Displays bemerkbar. Die zwei HD-Bildschirme von Mercedes werden von einem Glasrahmen gefasst und schauen futuristisch aus. Auch die Grafik wirkt edel und pfiffig, während das alles beim i30 eher konventionell aussieht. Zwei Displays streng getrennt, beim Infotainment funktioniert alles mit einer einfachen Kachel-Optik. Dafür aber punktet der Hyundai bei der Bedienung. Hier ist alles logisch, das mühselige Suchen in Untermenüs entfällt fast völlig. Bei Mercedes hingegen man ein Sammelsurium von Bedienelementen. Am Lenkrad, auf dem Display, auf dem Touchpad, auf der Mittelkonsole – nahezu überall kann man etwas schalten, einstellen, drücken oder wischen. Das war uns bei den Testfahrten ehrlich gesagt zu viel. Man fragt sich, warum der Gesetzgeber einen kurzen Blick auf das Handy brutal bestraft, aber auf dem Fahrzeugdisplay darf man minutenlang herumspielen, um das richtige Ambientelicht zu finden. Beim Interieur teilen sich CLA und i30 die Punkte. Ein klares 1:1. Mercedes räumt beim Design ab, Hyundai kontert bei der Bedienbarkeit.

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Die Wahrheit liegt auf dem Platz, Vorteil Hyundai
Kommen wir zu den Platzverhältnissen. Hüben wie drüben steht ordentlich Raum zur Verfügung für die Passagiere, vor allem vorne, natürlich. Aber der Hyundai ist nicht nur kürzer, sondern auch einen Deut schmäler, dafür aber ein wenig höher als der Mercedes. Das mag der Grund sein, warum man sich im Daimler als Fahrer und Beifahrer vielleicht ein wenig wohler fühlt. Beim Einsteigen hinten muss man beim CLA wegen der niedrigen Coupélinie den Kopf ordentlich einziehen – und das schon ab einer Körperlänge von 1,70. Das geht beim Hyundai zwar ein wenig leichter, weil höher. In beiden Fällen bekommt man jedoch leichte Beklemmungen, wenn man sich eine längere Tour vorstellt. Das ist aber der Fahrzeuggattung geschuldet, schließlich bewegen wir uns im Kompaktsegment. Hier hat kein Modell einen eindeutigen Vorteil. Beim Kofferraumvolumen geht das Spiel anders aus. Hier wartet der i30 schon fast mit Mittelklasse-Werten auf. 602 bis 1.650 Liter (bei vollständig umgeklappter Rückbank) passen hier rein. Beim Mercedes sind es 495 respektive 1.360 Liter.

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Leichter laden beim Hyundai i30
Trotzdem hat der ADAC bei Tests einen faktischen Gleichstand festgestellt. In beide Kombis passen genau elf Getränkekisten, haben die Experten nachgemessen. Warum dann der große Unterschied? Offenbar rechnen die Kollegen aus dem Fernen Osten jeden Kubikzentimeter Stauraum mit, der im Ladeboten oder in den Seitenteilen zur Verfügung steht. Dennoch geht der Punkt für die Platzverhältnisse an Hyundai. Denn hier ist die Ladekante laut Messungen des ADAC nur 63 Zentimeter hoch, beim Mercedes liegt sie bei 75 Zentimetern. Und außerdem ist sie beim Auto mit dem Stern auch noch unpraktisch, weil sie im Fahrzeuginneren bis zum Ladeboden um 22 Zentimeter absinkt, während sie beim Hyundai plan ist. Was ein stressfreieres und leichteres Einladen ermöglicht. Punktsieg für den i30.

Das Diesel-Aus bringt Hyundai ins Hintertreffen
Bei den Motoren hat Daimler leichte Vorteile, zumindest wenn man auf Diesel-Aggregate steht. Die hat Hyundai zumindest beim i30 in einer Nacht- und Nebelaktion entfernt, es stehen nur noch leicht elektrifizierte Benzin-Motoren zur Verfügung. Wir hatten noch den alten 1,6 Liter großen Turbo-Diesel und waren mit seiner Durchzugskraft und dem Verbrauch eigentlich ganz zufrieden. Sechs Liter genehmigte sich das Triebwerk, aber es steht – wie gesagt – zumindest auf dem Neuwagenmarkt nicht mehr zur Verfügung. Beim CLA hatten wir das Vergnügen mit dem 190-PS-Turbodiesel. Der beschleunigt in flotten 7,2 Sekunden von 0 auf 100 mit dem kernigen Drehmoment von 400 Newtonmetern (Nm), das schon bei 1.600 Umdrehungen einsetzt. Den Spaß am Gaspedal merkt man jedoch auch am Geldbeutel. Knapp sieben Liter verbrauchte der Selbstzünder bei den Testfahrten. Trotzdem wieder ein Punkt für den Mercedes.

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Hauchdünner Sieg für Mercedes – von wegen!
Mit 3:2 geht der Vergleich denkbar knapp zugunsten des CLA Shooting Brake aus. Ein hauchdünner Sieg, der aber in der der Nachspielzeit quasi in der 93. Minuten noch in ein Unentschieden kippt. Dann nämlich, wenn es um den Preis geht. Der ist bei Mercedes naturgemäß heiß. Rund 14.000 Euro zahlt man mehr für das Premium-Modell.
Technische Daten Mercedes CLA 220d Shooting Brake
- Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
- Hubraum: 1.950 ccm
- Leistung: 140 kW (190 PS)
- Drehmoment: 400 Nm bei 1.600 U/min
- Antrieb: Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Front
- 0 – 100 km/h: 7,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 221 km/h
- Normverbrauch: 5,0 - 5,6 l (Testverbrauch 6,9l)
- CO2-Ausstoß: 131 - 147 g/km
- Länge/Breite/Höhe: 4,69/1,83/1,45 m
- Leergewicht/Zul.: 1.585/555 kg
- Anhängelast (gebr.): 1.600 kg
- Kofferraum: 495 – 1.360 l
- Preis ab 43.425 Euro (Einstiegsmodell CLA 180 34.319)
Technische Daten Hyundai i30 Kombi 1,5 T-GDI, 48V, Hybrid*, Trend
- Motor: Vierzylinder-Turbo-Benziner (Mildhybrid)
- Hubraum: 1482 ccm
- Leistung: 118 kW (160PS)
- Drehmoment: 253 Nm bei 1500 U/min
- Antrieb: DCT-Getriebe, Front
- 0 – 100 km/h: 8,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
- Normverbrauch: 6,3 l (ADAC-Test: 7,1 l)
- CO2-Ausstoß: 142 g/km
- Länge/Breite/Höhe: 4,59/1,80/1,47 m
- Leergewicht/Zul.: 1.376/504 kg
- Anhängelast (gebr.): 1.410 kg
- Kofferraum: 602 – 1.650 l
- Preis ab 29.590 Euro (Einstiegsmodell 19.990)
- *Getestet wurde noch der alte 1,6 CRDI-Motor, den es jetzt nicht mehr im I30 gibt. Der Vierzylinder Turbodiesel hatte 136 PS, ein Drehmoment von 320 Nm und lag beim Verbrauch bei 5,4 Liter Diesel (laut technischen Daten), im Test genehmigte er sich einen halben Liter mehr.
Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.