Mazda MX-5 RF: Das klappt ja prima!

Offenfahren im Januar? Das ist keine Sache für Weicheier oder Warmduscher! Bei überaus zapfig wirkenden fünf Grad plus kostet die Entscheidung für die Oben-ohne-Ausfahrt erst einmal eine Portion Überwindung.
Aber schließlich sollen wir hier den neuen Mazda MX-5 RF ausprobieren. Also bleibt nur der exakt 13 Sekunden dauernde Druck auf das unauffällige Knöpfchen am Armaturenbrett. In dieser kurzen Zeitspanne verwandelt sich das schnittig geformte Japan-Coupé in einen feschen Targa. Und der sorgt für mächtig Spaß auch bei niedrigen Temperaturen.
Mazda MX-5 – eine Ikone des Automobilbaus, in gut einem Vierteljahrhundert inzwischen über eine Million Mal gebaut. Regulär kommt die aktuelle vierte Generation mit knappem Stoffmützchen dahergefegt. Doch Mazda macht seinen Kult-Roadster noch vielseitiger und komfortabler.
Denn das Kürzel RF (Retractable Fastback) steht für ein dreiteiliges Alu-, Stahl- und Kunststoffdach, das sich in Windeseile und bis 10 km/h höchst faszinierend und elegant so zusammenfaltet, dass nur die schicken, dreieckigen Dachfinnen hinter den Kopfstützen stehen bleiben. Zusammen mit einem klitzekleinen Plexiglas-Windschott leisten sie Erstaunliches: Im Inneren des Roadsters gibt es kaum Verwirbelungen, auch bei höherem Tempo bleibt es bis auf Windgeräusche von links und rechts hinten ruhig. Die mickrigen fünf Grad verlieren ihren Schrecken, die Heizung sorgt für warme Füße und Hände.
Die ersten knapp 200 Kilometer mit dem RF wurden jedenfalls komplett offen abgespult – bis auf eine kurze Etappe zum Ausprobieren des Akustik-Komforts bei geschlossenem Dach. Das Ergebnis ist keine wirkliche Überraschung: Es ist deutlich leiser als unterm Stoffmützchen.

Bis aufs Dach ist der RF mit dem „normalen“ MX-5 identisch. Das bedeutet ein knappes Platzangebot, angenehm geformte Ledersitze, eine kinderleichte Bedienung – und ein nach oben offenes Fahrspaß-Potenzial. Wie der 3,92 Meter lange und 1,24 Meter hohe RF dank stabilen Fahrwerks und präziser Lenkung durch enge Kurven schwingt, wie er trotz straffer Abstimmung nie zum Rumpeln neigt und wie zügig sich sein Motor hochdrehen lässt – das hat hohes Suchtpotenzial.
Wer RF wählt, steigt in Sachen Ausstattung und Motorisierung oben ein. Denn den Klappdach-Roadster gibt es erst ab der Ausstattungsstufe Exclusive-Line mit netten Sachen wie Spurhalteassistent, 17-Zoll-Alus, Audiosystem, Klimaautomatik, 4,6-Zoll-Display oder Sitzheizung. Und nur mit dem größeren der zwei für den MX-5 angebotenen Motoren mit zwei Liter Hubraum und 160 PS. Der treibt den 1,1-Tonner in 7,4 Sekunden auf 100 Sachen und bis auf 215 km/h.
In den nur 127 Liter großen Kofferraum passen tatsächlich zwei Bordtrolleys und eine geschmeidige Handtasche – mehr Ballast ist für den Wochenend-Trip zu zweit nicht vorgesehen. Erstmals gibt es auch eine Sechsgang-Automatik, aber eigentlich ist das Schalten mit dem knackigen Hebel des Sechsgang-Getriebes passender.

Mindestens 29.890 Euro muss man für den RF anlegen, wobei die geniale Dachkonstruktion von Webasto mit 2700 Euro zu Buche schlägt.
Rudolf Huber
Himmlische Technik - Porsche 911 Targa