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Nissan Qashqai im Test – so fährt sich das neue Topmodell mit Allrad

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Nissan Qashqai blau Front
Die verchromte V-Spange gibt dem neuen Nissan Qashqai einen unverwechselbaren Auftritt. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

Mit Allrad, Automatik und 158 PS fährt Nissan das Topmodell des Qashqais auf. Erste Testfahrt mit dem Bestseller.

Testfahrt mit dem neuen Topmodell mit Allrad:

Erfolg macht nicht einsam, sondern schafft einem jede Menge Konkurrenz auf den Hals. So erging es den japanischen Autobauern von Nissan anno 2007 als sie mit dem Qashqai eine völlig neue Fahrzeug-Kreuzung auf den Markt brachten. Der Crossover war eigentlich eine Limousine – aber in der Gestalt eines SUVs. Schon im ersten Jahr wurden von dem Auto mit dem unaussprechlichen Namen 300.000 Exemplare verkauft. In Europa avancierte der Qashqai sogar zum wichtigsten Produkt. Bis heute gingen drei Millionen von dem in England entwickelten CUV (SUV im C-Segment) an die Kunden, weltweit darf man noch mal zwei Millionen drauflegen.

Nissan Qashqai Cockpit
Cockpit für moderne Zeiten. Der Qashqai holt im Vergleich auch hier zur Konkurrenz wieder auf. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

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Qashqai – das bedeutet der Name

Dazu passt der Name. Qashqai ist zwar laut Nissan eine Anlehnung an das gleichnamige Nomadenvolk im Süden Irans, das für die besondere Qualität seiner Teppiche berühmt ist, hört sich auf Englisch aber verdächtig nach Cash Cow an. Die Bezeichnung für ein Produkt, das sich besonders gut verkauft – und deshalb viel Cash, also Bargeld in die Kassen einer Firma spült. Von diesem Erfolg angelockt, tummelt sich im C-Segment der Geländewagen eine illustre Bande von über 30 Autos aller möglichen Hersteller. Hier trifft der Qashqai etwa auf VW Tiguan, Skoda Karoq, Renault Kadjar, Seat Ateca, Mazda CX-5 und, und, und…

Nissan Qashqai blau Heck
Knackig und stramm wirkt das Heck des Nissan Qashqai. Gelände kann er dank Allrad, wenn auch nur bedingt. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

Victory-Zeichen als Chromspange – ein Hingucker

Von daher dürfte die Motivation von Nissan groß gewesen sein, mit der neuen, dritten Generation einen großen Wurf hinzulegen. Zumindest bei den Dimensionen ist das gelungen, denn der Qashqai hat bei Länge, Höhe und Breite überall zugelegt – der Innenraum ist sichtlich und merklich gewachsen. Auffällig ist auch das Design, das zwar das Erfolgsmodell immer wieder zitiert, insgesamt tritt dieser Nissan jetzt jedoch kantiger und markanter auf. Über den Kühler zieht sich eine V-förmige doppelt Chromspange. V für Victory – zumindest vom Front-Design überzeugt der Qashqai schon mal. Das Hinterteil ist knackig, die skulpturalen Leuchten verstecken sich nicht in der Karosserie, wirken aber trotzdem - schmal wie sie sind - ziemlich elegant. Schmal sind auch die Frontscheinwerfer – fast möchte man meinen, der Qashqai blinzelt einen mit seinen Schlitzaugen an.

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Nissan Qashqai Cockpit
Cockpit für moderne Zeiten. Der Qashqai holt im Vergleich auch zur Konkurrenz wieder auf. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

Voll digitales Cockpit – aber mit K(n)öpfchen

Das Interieur des Japaners ist aufgeräumt und zeitgemäß. Zentrales und einfach zu bedienendes Display, digitaler Tacho – und Gottseidank hat man bei Nissan nicht alle Knöpfe verbann. So kann man die Klima-Anlage mit einem Dreh regulieren, das Scrollen auf dem Navi funktioniert ebenfalls mit einem Knöpfchen und dass man die Lautstärke ebenfalls noch analog regeln kann, verdient Applaus. Da spricht nicht etwa Technikfeindlichkeit aus dem Testfahrer, sondern die Erfahrung, dass bestimmte Bedienungen auch im Interesse der Verkehrssicherheit schnell gehen müssen.

Wer erst lange im Untermenü nach einer passenden Digital-Kachel suchen oder an einem schlecht platzierten Slider rumfummeln muss, der ist im Straßenverkehr nicht so aufmerksam wie er sein müsste. Und so ganz darf man sich ja trotz teilautonomer Funktionen, die es jetzt auch im Qashqai gibt, nicht auf die Maschine verlassen. Gut funktioniert der Abstandstempomat und der Nissan folgt auch ordentlich seinem Vordermann. Die Lenkung reagiert selbständig und sanft auf die Straßenführung, allerdings will sie schon relativ schnell spüren, dass da noch jemand am Steuer sitzt und rebelliert mit entsprechendem Alarm. Für die tägliche Stausituation jedenfalls ist das System völlig ausreichend und entlastet den Fahrer.

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Nissan Qashqai Panoramadach
Im riesigen Panoramadach spannt sich der Himmel über den Nissan Qashqai und schafft so mehr Raumgefühl. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

Wie gut ist der neue Mild-Hybrid-Antrieb?

Ausgemustert hat Nissan bei den Motoren den Diesel – stattdessen gibt es nur noch zwei Antriebe, wovon einer erst im nächsten Jahr auf den Markt kommt und ein wenig eigen ist. Aber dazu später. Den Qashqai ordert man in aller Regel mit einem 1,3 Liter großen Benziner, der als Mild-Hybrid ausgeführt ist. Das heißt hier wird dem Vierzylinder mit einer E-Maschine geholfen. Die Power dazu bezieht er aus einer kleinen Batterie, die sich beim Fahren auflädt. Das System gibt es entweder mit 103 kW oder 140 PS oder etwas stärker mit 158 PS. Außerdem kann der geneigte Käufer zwischen zwei Antriebsarten wählen: Einen Fronttriebler mit Automatik und Handschalter. Oder den Allrad-Qashqai mit der intelligenten Automatik Xtronic, die das Drehmoment zwischen den Achsen verschiebt, je nach Fahrsituation. Mehr Power von vorne, wenn es die Stabilität verlangt, etwa bei Regen oder Schnee. Mehr Kraft von hinten, wenn es um die Beschleunigung geht.

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Nissan Qashqai Kofferraum
Besonders beliebt ist bei Qashqai-Kunden das so genannte Flexi-Board. Ein flexibler Ladeboden im Kofferraum. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

Die Beschleunigung ist kein Leckerbissen

Hier bietet der Allrad-Qashqai, den wir auf unseren Testfahrten hatten, allerdings nur Schonkost. Knapp unter zehn Sekunden von 0 auf Tempo 100 – das ist etwas für die gemütliche Fahrer-Fraktion. Wobei man zugestehen muss: Die Beschleunigung fühlt sich tatsächlich besser an, vor allem weil das Drehmoment bei 1.800 Umdrehung schon frühzeitig ansetzt. So richtig Spaß macht jedoch das Fahrwerk, das beachtlich agil ist. Der Qashqai schmeißt sich mit einer Präzision und Stabilität in die Kurven, dass es eine wahre Freude ist.

Nissan Qashqai Handy kontaktlos aufladen
Das Handy kann man im neuen Nissan Qashqai kontaktlos aufladen. Allerdings wird es dabei sehr heiß. © Wolfgang Groeger-Meier / Nissan

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Der Qashqai als E-Auto – ein komischer Kompromiss

So viel zum Thema Verbrenner. Aber wird es den Bestseller von Nissan auch als Elektro-Auto geben? Ja und nein! Zwar kommt im nächsten Jahr eine Version unter dem Titel e-Power auf den Markt - mit dem Antrieb eines herkömmlichen E-Fahrzeugs hat er aber nichts zu tun. Zwar wird das Auto in der Tat von einem Elektro-Motor angetrieben – allerdings stammt der Strom nicht aus der Steckdose, sondern wird im laufenden Betrieb parallel von einem Verbrenner produziert. Das heißt der Motor fungiert als Strom-Generator. Welchen Vorteil hat so ein System? Laut Nissan hat man damit quasi ein Elektroauto, das man nicht aufladen muss. Und zweitens sei diese Art des Antriebs besonders effektiv und sparsam beim Benzinverbrauch. Bleibt abzuwarten. Zwei Nachteile eines solchen Systems muss man jedoch jetzt schon nennen. Eine Elektroförderung wird man für dieses Auto nicht bekommen, weil es sich im Grunde genommen ja um einen Verbrenner handelt. Und bei Fahrverboten in Innenstädten dürfte dieser Nissan auch nicht ungeschoren davonkommen. Was den Verbrauch angeht, so sind wir skeptisch. Der Mild-Hybrid des aktuellen Qashqais zum Beispiel möchte auch effizient sein. Den angegebenen Verbrauch von 6,2 Litern haben wir aber um fast drei Liter übertroffen. Und das auf Landstraßen im Hochtaunus, wo es gefühlt die höchst Blitzerdichte Deutschlands gibt.

Nissan Qashqai blau
Testfahrt im neuen Allrad-Topmodell des Nissan Qashqai. Autor Rudolf Bögel. © Frank Ratering / Nisan

Und wann kommt der Ariya?

Wer ein echtes Elektroauto von Nissan haben will, der braucht noch ein wenig Geduld. Mitte 2022 soll endlich der Ariya kommen, ein voll elektrisches SUV-Coupé, das vor allem dem ID4 von Volkswagen Konkurrenz machen soll. Zwar wurde der E-Nissan schon Mitte 2020 vorgestellt, aber der Chip-Mangel hat wohl auch hier den pünktlichen Marktstart verhagelt. Der Ariya soll eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern haben, die Top-Version wartet mit knapp 400 PS auf.

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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