Der neue Opel Astra Sports Tourer: Viel Platz, wenig Verbrauch

Den neuen Opel Astra gibt es endlich auch als Kombi. Der Sports Tourer will Lademeister und als Plug-In-Hybrid auch Spritsparmeister sein. Der erste Fahrtest.
- Caravans haben bei Opel eine lange Tradition, seit 2010 heißen sie Sports Tourer.
- Den Kompakten gibt es jetzt auch als Kombi – und gleich zum Start als Plug-In-Hybrid.
- Praktisch, großzügig gut – das Einladen ist wirklich ein Kinderspiel, doch ein Detail fehlt.
„Mensch, der sieht aber gut aus!“ Der Frankfurter Paketfahrer kriegt sich fast nicht mehr ein, als er den neuen Opel Astra sieht. „Darf ich mich mal reinsetzen.“ „Echt schick“, lautet auch hier sein Urteil, „aber ich warte mit dem Kauf noch, bis der Kombi kommt. Ich brauch was Praktisches.“ Das war vor ein paar Monaten bei der Vorstellung der Limousine und zeigt exemplarisch, was die Verkaufsunterlagen untermauern. Zwei Drittel der Astra-Verkäufe fallen auf den Kombi, bei Opel auch Sports Tourer genannt. Und jetzt gibt es das neue Exemplar, mittlerweile in der elften Generation. Wenn man alle Kadett-Modelle mitzählt, kommt man auf rund 25 Millionen verkaufter Exemplare. Und dann reicht die Geschichte des Kompaktwagens sogar ins Jahr 1936 zurück. Kombis gab es in den 160 Opel-Jahren schon ziemlich lange. Legende ist beispielsweise der Opel Rekord Caravan aus dem Jahr 1953 oder der Kadett A Caravan 1000 aus dem Jahr 1963. Und dieser Tradition fühlt man sich in Rüsselsheim auch heute noch verpflichtet.

Kombi übertrifft Limousine um eine Lineal-Länge
Mit dem neuen Astra Sport Tourer wollte man den Lademeister seiner Klasse machen. Nicht mehr nicht weniger. Ob das gelungen ist, das wird die Testfahrt zeigen. Schade, dass wir den Paketfahrer nicht per Zufall treffen. Den würden wir nämlich nur allzu gerne fragen, ob er den Unterschied sieht zwischen Limousine und Kombi. Das ist gar nicht so einfach – mal ganz abgesehen von der charakteristischen Seiten-Ansicht, die allein schon deshalb auffällt, weil der Kombi um 27 Zentimeter länger ist. Aber von vorne sieht der Sports Tourer so aus wie der Fünftürer. Von hinten ebenfalls. Mehr Gleichteile machen die Produktion eben günstiger. Weitere ausführliche Fahrberichte gibt es übrigens hier.

Das Einladen im Opel Astra Sports Tourer ist einladend
Wer das Heck jedoch genau vergleicht, dem fällt nach längerem Hinsehen dann doch ein wichtiges Detail auf: Das Kennzeichen wurde beim Kombi in die Heckklappe integriert, direkt unter dem Opel-Logo. Bei der Limousine befindet sich das Auto-Schild ganz unten in der Schürze. Vorteil Kombi: Denn dadurch konnten die Ingenieure die Heckklappe höher machen. 1,03 Meter hoch, 1,03 Meter breit, das ist eine Öffnung auch für sperrige Gegenstände. Im Astra ist das Laden wirklich ein Kinderspiel. Zumal der Boden eben wie ein Brett ist, auch wenn man die Sitze umlegt. Und noch eine gute Nachricht: Es gibt so gut wie keine störende Ladekante. Selbst beim PHEV, der ja noch eine zusätzliche Batterie unterbringen muss, sind die Platzverhältnisse ordentlich. 516 - 1.553 Liter passen hinein. Apropos umgelegte Sitzbank. Wer kennt das nicht? Wohin nur mit der Leiste mit der Kofferraumabdeckung? Auch dafür haben die Opelianer eine patente Lösung. Sie wird einfach im doppelten Ladeboden verstaut, dafür gibt es sogar eine entsprechende Aussparung im Kunststoff. Lademeister ist der Astra auch beim Platz-Angebot für die Passagiere. Der Kollege auf dem Fahrersitz misst 1,92 Meter. Aber alles kein Problem. Er kann den Sitz sogar noch weiter nach hinten schieben als nötig. Da wäre sogar noch Luft für 2,10-Meter-Hünen.

Vorsicht beim Bestellen, hier könnte es Ärger geben
Das Innenleben des Astras ist ziemlich schick, auch wenn viel Kunststoff verwendet wurde. Feine Netzstrukturen und Leder-Imitaten verleihen dem Interieur jedoch eine coole, aufgeräumte Optik. Die Mittelkonsole bietet viele pflegeintensive Klavierlack-Oberflächen. Schön ist auch das Pure-Panel-Pro-Display, das Infotainment-Bildschirm und Tacho-Display zu einer Einheit verschmelzt. Ziemlich premium, so wie bei BMW oder Mercedes. Allerdings mit einer großen Einschränkung: Die Screen-Landschaft gibt es in Echt-Glas und soll wohl auch beim Astra Sports Tourer zur Serienausstattung zählen. Allerdings gibt es Lieferschwierigkeiten – und die Alternative, das Plastik-Panel, ist nicht wirklich schön. Unser Tipp: Vor der Bestellung das Problem beim Händler ansprechen, damit hinterher die Enttäuschung nicht zu groß ist. Und noch etwas aus der Mecker-Ecke: Warum es keinen Haken für Jacke oder Jackett gibt – da kann man sich nur wundern. Ist der Sports Tourer doch ein echtes Außendienst-Auto.

Opel Astra Sports Tourer: Ist der Plug-in-Hybrid wirklich so sparsam?
Ach ja – fahren kann der Astra Sports Tourer natürlich auch. Konventionell mit Benziner oder Diesel. Oder gleich modern als Plug-in-Hybrid (PHEV). Der bietet mit 180 PS und 360 Nm Drehmoment zwar die beste Leistung, aber ist er auch die beste Wahl? Bei den ersten Testrunden zeigt sich: Die beiden Motoren arbeiten ordentlich zusammen, solange man im Gleit-Modus ist. Sobald Leistung angefordert wird, genehmigt sich das Getriebe erst einmal eine kurze Gedenksekunde, dann heult der Motor, und schließlich geht es vorwärts. Diesen Antrieb kennt man schon aus dem Stellantis-Universum. Er fühlt sich nicht unbedingt schön an, ist dafür aber effektiv. Am Ende unserer rund 160 Kilometer langen Testfahrt haben wir 4,1 Liter Benzin verbraucht. Den Strombedarf zeigt das System nicht an, aber die Batterie ist komplett leer. Das heißt wir haben vermutlich rund 14 Kilowattstunden verbraucht, das mit bei einem günstigen Preis von 29 Cent noch mal 4,20 Euro Kosten auf 100 Kilometern. Okay– aber nicht unbedingt günstig, wenn man das alles zusammenrechnet. Da kann ein vorsichtig gefahrener Diesel auch bei den heutigen Spritpreisen sogar noch darunter liegen.

Und das kosten die verschiedenen Astra-Varianten
Beim Verkaufspreis liegt der der Plug-in-Hybrid aber auf alle Fälle an der Spitze. Auch wenn man die Umweltprämie abzieht, kostet er mit rund 32.500 Euro immer noch mehr als der 130-PS-Diesel (31.700 Euro). Konkurrenzlos steht der 110-PS-Benziner da. Die Einstiegsvariante schlägt mit nur 27.750 Euro zu Buche. Wenn die staatlichen Zuschüsse für Plug-in-Hybride gekippt werden, und davon ist auszugehen, dann wird der PHEV ein Stück weit unrentabler. Da hilft es auch wenig, dass Opel bereits jetzt verspricht, auch 2023 den Hersteller-Anteil von 2.250 Euro noch zu bezahlen.
Technische Daten Opel Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid
- Verbrenner
- Vierzylinder-Turbo-Benziner
- Hubraum: 1598 ccm
- max. Leistung: 110 kW (150 PS) bei 6.000
- max. Drehmoment: 250 Nm bei 1.750 U/min
- E-Maschine:
- max. Leistung: 81 kW (110 PS)
- max. Drehmoment: 320 Nm
- System:
- max. Leistung: 133 kW (180 PS)
- max. Drehmoment: 360 Nm bei 1.750 U/min
- Batterie: 13,8 kWh
- Reichweite elektrisch (Stadtverkehr): 60 km (70)
- Ladedauer: 2 std. 00 min. mit 7,4 kW (optionaler Onboard-Lader) / Wallbox
- 3 std. 50 min. mit 3,7 kW (serienmäßiger Onboard-Lader) / AC (Wallbox)
- 7 std. 00 min. mit 2,3 kW / AC (Haushaltssteckdose)
- Antrieb: 8-Gang-Automatik, Front
- 0-100 km/h: 7,7 Sekunden
- Spitze: 225 km/h / 135 km/h (elektrisch)
- Normverbrauch: 1,1 l / 100 km
- Stromverbrauch: 14,8 kWh
- CO2-Emission: 25 g/km
- Länge / Breite / Höhe: 4,64 / 1,86 / 1,44 m
- Kofferraum: 516 - 1.553 l
- Leergewicht / Zuladung: 1717 / 453 kg
- Anhängelast (gebr.): 1.400 kg
- Preis ab: 39.750 Euro (abzgl. Umweltprämie 32.572 Euro)
Rudolf Bögel