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Abschied vom Subaru BRZ! Das stille Sterben der günstigen Sportflitzer

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Von: Rudolf Bögel

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Subaru BRZ Final Edition blau
Lange Motorhaube, kurzes Heck. Der Subaru BRZ folgt der klassischen Sportwagenlinie. © Subaru

Letzte Testfahrt mit dem Subaru BRZ. Das puristische Sportcoupé verabschiedet sich vom deutschen Markt. Schade!

Scheiden tut weh – in diesem Fall ganz besonders. Servus Toyota GT 86, bye bye Subaru BRZ. Mit dem Verschwinden der beiden fast baugleichen japanischen Flitzer wird eine der schönsten automobilen Nischen noch kleiner. Zweisitzige Sportcoupés (2+2) oder Cabrios für einen Preis um die 35.000 Euro sind eine bedrohte Art. Peugeot RCZ – eingestellt. Fiat 124* – vom Markt genommen. Und seit Anfang dieses Jahres sind auch die beiden Japaner weg. Bleibt nur noch der Mazda MX-5. Aber es gibt Hoffnung am Horizont. Bevor wir Wiederauferstehung feiern, sind aber erst einmal stilles Gedenken und wehmütige Erinnerungen gefragt an die letzte Testfahrt mit dem letzten seiner Art. Mit dem Subaru BRZ Final Edition.

Subaru BRZ – der Mini-Porsche aus Fernost

Zweisitzer, Boxermotor, Heckantrieb. Da klingelt doch was. Porsche 911? Nein Subaru BRZ. Die Japaner haben die Gene der Stuttgarter Sportwagenbauer genau studiert und sie zusammen mit Toyota perfekt in eine kleinere aber nicht minder schöne Karosserie implantiert. Mit Boxermotoren kennt sich Subaru aus. Ähnlich wie Porsche halten die Japaner, die als größter Pkw-Allradhersteller der Welt gelten, an diesem Treibwerk fest. Seit 1966, also 55 Jahre lang.

Subaru BRZ Final Edition blau Cockpit
Purismus auch im Cockpit. Für die Final Edition wurde die Farbe Blau als Akzentfarbe eingesetzt. © Subaru

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Reichen 200 PS nicht? Streit um die Leistung

Im aktuellen BRZ werkelt ein 2-Liter-Aggregat. Noch ein echter Sauger, kein Turbo. 200 PS ringen die Entwickler den vier Zylindern ab und ein Drehmoment von 205 Nm. Zu schmalbrüstig meinen die einen, den anderen genügt diese Leistung völlig. Weil es beim Subaru allein darauf nicht ankommt. Wer das nicht verstanden hat, hat auch dieses Auto nie verstanden. Der BRZ ist kein Sportwagen für den schnellen Ampelstart, das ist eine motorisierte Seifenkiste für die Kurven.

Subaru BRZ: Driften leicht gemacht

Und was für eine. Das Heck fliegt wie beim Lambada-Tanz keck um die Ecken. Hier spürt man noch, wie ein Auto wirklich reagiert, wenn die Fliehkräfte ansetzen und nicht von elektronischen Helfern gnadenlos in die Spur geprügelt werden. Beim Subaru ist das Heck schnell weg. Wer das Driften beherrscht, darf hier in den Kurven Gummi geben. Die Lenkung ist leicht und präzise, das Sportfahrwerk hat den nötigen Federkomfort für längere Strecken, lässt einem aber jederzeit den Asphalt spüren.

Subaru BRZ Final Edition blau Heckansicht
Kernig, aber nicht aufdringlich klingt der Subaru BRZ mit seiner Sportabgasanlage. © Subaru

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7,6 Sekunden von 0 auf 100 – Achselzucken am Stammtisch

Puristisch bis in die letzte Reifenrille – so soll das Sportcoupé sein. Verzicht ist auch bei der Beschleunigung angesagt. Denn die liegt mit 7,6 Sekunden von 0 auf Tempo 100 in einem Bereich, der am Stammtisch nur Achselzucken hervorruft. Erreichbar ist dieser Wert aber nur mit dem 6-Gang-Handschalter, die Automatik braucht dazu über eine halbe Sekunde länger. Aber wer lässt sich bei so einem flachen Spaßmobil schon das Schalten wegnehmen? Zackig, exakt und präzise bewegt sich der Hebel zwischen den Gängen.

Bei 1245 kg Gewicht haben 200 PS leichtes Spiel

Runterschalten voller Tritt auf das Gaspedal, beschleunigen, erst spät in die höhere Fahrstufe schalten. Das ist das Geheimnis bei diesem Boxermotor. Denn das maximale Drehmoment von 205 Nm kommt erst zwischen 6400 und 6600 Umdrehungen pro Minute (U/min) um die Ecke. Und die 200 Pferdestärken traben erst bei 7000 U/min vollständig an. Also immer schön im hochtourigen Bereich bleiben, damit sich was rührt unter der Haube. Dabei hat der Motor leichtes Spiel: Leer wiegt der BRZ gerade mal 1245 Kilo, zum Vergleich: Ein Porsche 911 Carrera hat mit 1580 Kilo knapp ein Drittel mehr auf den Hüften.

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Subaru BRZ Final Edition blau Metallplatte Mittelkonsole
Wer diese Metallplatte in der Konsole hat, der darf stolz sein. Nummer 1 von nur 38 Sonder-Exemplaren. © Subaru

Diese gravierte Metallplatte möchten viele

Rund 5.000 Euro mehr kostet die Final Edition des Subaru BRZ als das konventionelle Modell – und damit genau 40.270 Euro. Dafür bekommt man auch etwas, das nicht jeder hat. Auf überschaubare 38 Exemplare ist der 2+2-Sitzer begrenzt. Entweder ganz in Schwarz oder im kräftigen Metallic-Blau, das man schon vom Thekenflitzer WRC her kennt. Die Farbe Blau findet sich auch im Interieur wieder, als Lederapplikation auf dem Lenkrad etwa oder als gesteppte Naht im Alcantara. Ganzer Stolz der Besitzer dürfte jedoch die gravierte Metallplatte auf der Mittelkonsole sein. Üblicherweise steht hier: Subaru BRZ Final Edition. Idealerweise heißt es dann noch: 01/38. Die Nummer 1 von 38 Exemplaren.

Subaru BRZ Final Edition blau Seite
Blauer Lack, rote Bremssättel. Den Anblick des Subaru BRZ sollte man im Gedächtnis behalten. Es wird keinen Nachfolger geben. © Subaru

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Wie sieht die Zukunft des Subaru BRZ aus? Das macht Hoffnung

Final ist der Abschied wohl in der Tat, was den Subaru BRZ und den deutschen Markt angeht. Der Nachfolger soll hierzulande nicht mehr angeboten werden. Zu geringe Stückzahlen, zu hohe Kosten für Homologation und Marktanpassungen – das sind wohl die Gründe dafür. Dafür aber wird es den  baugleichen Toyota GT 86 geben, der jetzt in GR 86 umgetauft wird. GR bedeutet Gazoo Racing. Unter diesem Dach sind die Motorsportaktivitäten der Japaner versammelt. Bei den konventionellen Modellen spielt das Kürzel GR die gleiche Rolle wie M bei BMW oder AMG bei Mercedes.

Das weiß man jetzt schon vom Toyota GR 86

Der Nachfolger wird wohl die Tradition der beiden Sportcoupés in einigen wichtigen Bereichen fortsetzen. Im Herbst kommt der 2-2-Sitzer auf den Markt. Und zwar wieder mit einem Boxermotor – die Debatte um mehr Leistung durch Turbolader ist damit vom Tisch. Trotzdem wächst der wieder von Subaru entwickelte Motor auf 2,4 Liter und liefert nun 235 PS mit 250 Nm Drehmoment. Für PS-Freaks ist das vermutlich immer noch zu wenig. Dafür aber bleibt der Charakter des Autos erhalten. Auch auf Heckantrieb und Handschaltung müssen Fans nicht verzichten. Dass der Nachfolger vermutlich weitaus dynamischer unterwegs sein wird, dürfte an der Karosserie liegen. Toyota setzt voll auf Alu – und will das leichteste Sportcoupé seiner Klasse bauen. Wir sind schon gespannt auf den fliegenden Japaner.

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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