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„Schönen Gruß von den Russen“: Hoeneß-Schilderungen zeichnen Bild, was Schuhbeck in Landsberg erwartet

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Starkoch Alfons Schuhbeck ist zu einer Gefängnisstrafe von über drei Jahren verurteilt worden. Einen Promibonus wird er in der JVA Landsberg nicht bekommen.

München/Landsberg - Die tiefen, dunklen Ringe unter seinen Augen sprachen Bände. Alfons Schuhbeck wirkte niedergeschlagen, als er am Donnerstag in München sein Urteil wegen Steuerhinterziehung entgegennahm. Drei Jahre und zwei Monate Haft ohne Bewährung lautete es. Er habe Angst vor dem Gefängnis, hatte Schuhbeck schon während seines Prozesses betont. Jetzt ist klar: Er muss tatsächlich in den Knast. Seine Strafe wird er in der Justizvollzugsanstalt Landsberg absitzen. Sein Gefängnisalltag dürfte karg aussehen.

Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech Die Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech das neue Zuhaus
In einer dieser Zellen in der JVA Landsberg wird Alfons Schuhbeck einziehen. © Sammy Minkoff/Imago

Haft in der JVA Landsberg: Das erwartet Schuhbeck in der Vollzugsanstalt

Mit einem Promi-Bonus darf der Starkoch im Gefängnisalltag nicht rechnen. Uli Hoeneß, der von 2014 bis 2016 ebenfalls wegen Steuerhinterziehung in Landsberg einsaß, bekam den auch nicht. Anlässlich seines 70. Geburtstages erinnerte sich Hoeneß im Januar 2022 in der Zeit: „Ich würde sagen, draußen habe ich eine 98-prozentige Sicherheit. Drinnen war das anders.“

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Von kuriosen, aber auch bedrohlichen Begegnungen berichtete der ehemalige FC-Bayern-Präsident. Ein Mitgefangener habe ihn unter der Dusche fotografiert. Ein russischer Mithäftling wiederum hätte sich bei ihm bedankt, dafür, dass Hoeneß mit ihm beim gemeinsamen Kirchbesuch die Hostie teilte und ihm die Nachricht zukommen lassen: „Einen schönen Gruß von den Russen. Ab sofort bist du hier geschützt“.

Die JVA Landsberg: Freiheitsstrafe hinter alten Mauern

Für Schuhbeck ist einer von 581 Haftplätzen hinter einer dicken, orangen Tür reserviert. Die Zellen sind karg eingerichtet: Eine Toilette, ein Waschbecken aus dem nur Kaltwasser kommt, ein Schreibtisch und Schrank und eine bessere Pritsche als Bett. Zwei Meter lang und siebzig Zentimeter breit. Viel bewegen kann man sich in den Zellen nicht. Doch wäre genau das hilfreich: viel geheizt wird in der JVA nicht.

Die Justizvollzuganstalt Landsberg ist ein altes Haus. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia bezeichnet das Gemäuer mit den beiden Zwiebeltürmen am Eingangsgebäude als „im zurückhaltend barockisierende Reformstil“ erbaut. Errichtet wurde die JVA 1908. Zur Zeit der Weimarer Republik diente die Anlage als Festung- und Schutzhaftanlage. In diesem Zusammenhang hat besonders eine Zelle eine dunkle Geschichte. Die Zelle Nummer Sieben gilt als „Hitlerzelle“. 1924, nach dem Hitler-Ludendorff-Putsch, saß Adolf Hitler hier in Festungshaft und diktierte Teile seines Buches „Mein Kampf“. 1933 kam der Diktator an die Macht, der Umstand, dass er in Landsberg in Haft saß, wird Teil der NS-Propaganda.

Die ehemalige Festung Landsberg - ein Knast mit viel Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Amerikaner. Die heutige JVA Landsberg war fortan das „War Criminal Prison No. 1“. Freiheitsstrafen und bis 1951 auch Todesurteile aus diversen Prozessen - auch gegen deutsche Kriegsverbrecher - wurden dort vollstreckt. Als Kriegsverbrechergefängnis Nummer Eins diente die Einrichtung bis zum 9. Mai 1958. Der Betrieb als Justizvollzugsanstalt startete ein Jahr später.

Der Eingang der JVA Landsberg
Der Haupteingang der JVA Landsberg, einem alten Gefängnis mit viel Geschichte. © Nicolas Armer/dpa

Wildmoser, Hoeneß und jetzt Schuhbeck: Prominente Häftlinge in Landsberg

Seitdem hat die JVA den ein oder anderen prominenten Insassen gesehen. Darunter den ehemaligen Geschäftsführer von 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser Junior und Hoeneß. Jetzt soll also Schuhbeck seine Haft antreten. Ob er direkt in die JVA muss, entscheidet sich in den kommenden Tagen. Das hängt davon ab, ob Revision eingelegt wird. Binnen einer Woche nach der Urteilsverkündung haben Verteidigung und Staatsanwaltschaft die Möglichkeit dazu.

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