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Brand im Bürgerhaus Augsburg: Womöglich war der Akku eines E-Scooters schuld

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Totalschaden: Haus Nr. 15 in der Augsburger Karolinenstraße war das älteste Gebäude in dieser traditionsreichen Straße. Mittlerweile ist es abgerissen
Totalschaden: Haus Nr. 15 in der Augsburger Karolinenstraße war das älteste Gebäude in dieser traditionsreichen Straße. Mittlerweile ist es abgerissen. © Stadt Augsburg/dpa

Ein denkmalgeschütztes Haus in der Augsburger Innenstadt hat etliche Katastrophen überstanden, sogar Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Bis ein E-Scooter hingestellt wurde.

Augsburg – Eine riesige Trümmerhalde vor der Brandruine in der Karolinenstraße 15 unweit des Augsburger Rathauses* – das war alles, was am Samstagmorgen von dem einst stolzen Bürgerhaus noch übrig war. Nach einem Brand in der Nacht war das Haus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit einer markanten Marien-Holzskulptur am Giebel unbewohnbar. Erst am Sonntag konnte letzte Glutnester gelöscht werden. Mittlerweile ist das Haus fast komplett abgerissen.

Augsburg: Großfeuer vernichtet Baudenkmal - Akku eines E-Scooters schuld?

In Augsburg ist der Brand, der vier Studenten-WG’s obdachlos machte, ein großes Thema – und bei der Suche nach der Ursache des Großfeuers gibt es nun eine Theorie: Ein explodierender Akku eines E-Scooters, den sich ein Bewohner gekauft hatte, soll den Brand ausgelöst haben. „Diese Vermutungen bestehen seit dem ersten Brandtag“, sagte ein Polizeisprecher. Grund seien Aussagen mehrerer Zeugen. „Irgendjemand schrie, dass oben ein E-Scooter wie ein Feuerwerk explodiert sei“, sagte ein Student der Augsburger Allgemeinen. Noch kann die Polizei diese Theorie nicht erhärten, die Ermittlungen laufen und weitere Zeugen wurden am Mittwoch vernommen. Reste eines E-Rollers wurden in den Trümmern bisher nicht gefunden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass explodierende Akkus eine Katastrophe auslösen. Erst im April dieses Jahres brannte die Wohnung zweier jungen Frauen in einem Mehrfamilienhaus in der Münchner Au aus. Zuvor hatte sich der Akku eines E-Rollers entzündet. Er soll defekt gewesen sein. Solche Defekte entstehen durch mechanische Einwirkung. Auch Überladen oder Überhitzen kann ein Problem sein – die meisten Brände entstehen nach Erkenntnis des TÜV bei Ladevorgängen, etwa wenn man einen E-Roller über Nacht an die Steckdose anschließt. Auch Elektroautos geraten öfter mal in Brand, wie zuletzt im Landkreis Freising*.

Wie schnell ein E-Scooter Feuer fangen kann, zeigt ein aufgenommener Vorfall in China:

Augsburg: Feuerwehr musste schon öfter zu Akkubränden ausrücken

Für die Augsburger Feuerwehr wäre es der erste derartige Brand, sagt Sprecher Friedhelm Bechtel. Er erinnert sich allerdings, dass die Feuerwehr in Augsburg* schon öfter zu Akkubränden ausrücken mussten, die durch defekte Handys oder Laptops verursacht wurden. Die Gefahr dürfe nicht unterschätzt werden, in Akkus stecke gewaltige Energie. Aus Spaß hat die Feuerwehr einmal in den Akku eines Modellflugzeugs einen Nagel eingeschlagen – „es gab eine riesige Stichflamme“. Bechtel rät, Akkus nur auf einer nicht-brennbaren Unterlage, etwa einer Glasplatte, aufzuladen. Leider halte sich fast niemand an diesen Sicherheitshinweis.

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber, die derzeit im Urlaub ist, ließ sich von einem lokalen Krisenstab unterrichten. „Ich bin froh, dass niemand ernsthaft verletzt wurde“, erklärte sie. Auch besteht Erleichterung, dass die beiden angrenzenden Häuser nicht vom Brand beschädigt wurden. Aus den Trümmern des abgebrannten Hauses konnte sogar die Madonnenfigur geborgen werden – sie ist allerdings ein Duplikat, das Original aus dem 18. Jahrhundert befindet sich im Museum.

Vier Wohngemeinschaften, an die das Haus vermietet war, stehen indes vor dem Nichts, eine Spendenaktion für die Studenten läuft. Nicht zu ersetzen ist jedoch der immaterielle Schaden: Einige der 20 Bewohner standen vor wichtigen Uni-Prüfungen, fast alle ihre Unterlagen sind ein Raub der Flammen geworden. (dw/lby) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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