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Augsburg stimmt über Königsplatz ab

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© dpa

Augsburg - Zum zweiten Mal in nur drei Jahren sind die Augsburger dazu aufgerufen, über den geplanten Umbau des Königsplatzes in der Innenstadt abzustimmen. Eine Initiative will einen Tunnel unter dem “Kö“. Die Stadt wehrt sich mit einem Ratsbegehren gegen diese Pläne.

Auf dem Augsburger Königsplatz herrscht reger Betrieb - im Sekundentakt halten Busse und Trams an den Haltestellen. Besonders am Morgen ist der Platz bevölkert von hunderten Pendlern und Schülern, insgesamt steigen hier mehr als 110 000 Menschen täglich aus, ein und um. Schon bald sollen jedoch die Bagger anrücken und den grünen “Kö“ in eine Großbaustelle verwandeln. Über die Frage, ob ein Tunnel gegraben wird oder nicht, ist ein heftiger Streit entbrannt. An diesem Sonntag soll der zweite Bürgerentscheid in nur drei Jahren endlich die Entscheidung darüber bringen, welche Variante umgesetzt wird.

Rund 195 000 Augsburger sind dann in Bayerns drittgrößter Stadt aufgerufen, über die Forderung einer Bürgerinitiative abzustimmen, die einen autofreien “Kö“ mit einer 135 Meter langen Untertunnelung will. Die Initiative hatte unter dem Motto “Tunnel am Kö statt Chaos in der Innenstadt“ bis Anfang September die für das Bürgerbegehren nötigen 9730 Unterschriften gesammelt. Gleichzeitig geht die Stadt mit einem Ratsbegehren in den Bürgerentscheid.

Bürgerbegehren-Initiator Wolf Noack begründet seinen Einsatz damit, dass die Verkehrssituation in der Innenstadt verbessert werde. Die Autos könnten unter dem Königsplatz hindurchfahren, Fußgänger, Busse und Straßenbahnen oben bleiben. Die Kosten für diese Variante beziffert Noack auf rund 17,9 Millionen Euro. Ohne einen Tunnel entstünden 27 Millionen Euro, sagt der Augsburger. Außerdem würden Geschäfte in der Innenstadt davon profitieren und Bäume auf dem “Kö“ erhalten.

Die Gegner des Tunnels, unter ihnen Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU), sehen diese Vorteile nicht. Sie fürchten vor allem Verzögerungen beim Großprojekt “Mobilitätsdrehscheibe Augsburg“, zu dem auch die Pläne für den Königsplatz, der Bau zweier neuer Straßenbahnlinien sowie der Umbau des Hauptbahnhofes gehören. Hier sind eine unterirdische Haltestelle für die Straßenbahn sowie Rolltreppen und Aufzüge geplant, die älteren und behinderten Menschen den Zugang zum Bahnhof erleichtern sollen.

Insgesamt werden 248 Millionen Euro in das Projekt investiert, das Stadt und Umland verkehrstechnisch besser vernetzen soll. Bund und Freistaat fördern die “Mobilitätsdrehscheibe“ mit rund 160 Millionen Euro. Den Rest teilen sich Bahn, Stadtwerke und Stadt.

Sollten sich die Augsburger am Sonntag für einen Tunnel aussprechen, verzögerten sich die Bauarbeiten am Bahnhof um mindestens zweieinhalb Jahre, befürchten die Stadtwerke Augsburg und der Oberbürgermeister. Damit würden sie erst nach dem Auslaufen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) im Jahr 2019 fertiggestellt und seien nicht mehr durch Subventionen abgedeckt.

Die Kosten müssten dann Stadtwerke und Stadt übernehmen. “In diesem Fall können und dürfen wir nicht mehr bauen“, sagte Geschäftsführer Norbert Walter kürzlich. Das wichtigste Projekt in Gribls zweijähriger Amtszeit stünde damit vor dem Aus.

Ob Tunnel ja oder nein - der Oberbürgermeister steht schon jetzt in der Kritik. Denn vor drei Jahren setzte sich Gribl als Kandidat für das Oberbürgermeisteramt für einen Tunnel ein und warb mit Parolen wie “Tunnel statt Chaos“. Die CSU konnte sich nach dem gewonnenen Bürgerentscheid beim Kommunalwahlkampf 2008 gegen die rot- grüne Stadtratsmehrheit stellen und letztlich den Posten des Oberbürgermeisters zurückerobern.

Seinen Sinneswandel begründet Gribl heute damit, dass ein durch den aktuellen Bürgerentscheid ausgelöster Ideenwettbewerb ihn überzeugt habe. “Der Kopf ist rund. Der ein oder andere Gedanke kann sich mal drehen oder die ein oder andere Erkenntnis. 17 Preisrichter hätten sich dabei gegen einen Tunnel ausgesprochen. “Der Kopf ist rund. Der ein oder andere Gedanke kann sich mal drehen oder die ein oder andere Erkenntnis“, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. “Selbst wenn ich nicht überzeugt worden wäre, würde mir die Legitimation fehlen, einfach meinen eigenen Kopf durchzusetzen“, betonte er.

Ob die Augsburger Gribls Ansicht sind, wird sich beim Bürgerentscheid am Sonntag zeigen. Doch ob der Oberbürgermeister dann den Kommunalwahlen im Jahr 2014 gelassen entgegenblicken kann, ist ungewiss. Denn ohne den Tunnelbau müssten zehntausende Schüler und Pendler zwei Jahre lang mit einem eingeschränkten Fahrplan zurechtkommen. Von den derzeit mehr als 2000 Straßenbahnen und Bussen pro Tag könnten dann nicht mehr alle am “Kö“ an- und abfahren.

dpa

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