Ausländer-Report Bayern
München - Die Integration von Einwanderern in Bayern läuft besser als oft vermutet, besagt eine neue Studie. Die tz fasst die wichtigsten Ergebnisse der 300 Seiten dicken Arbeit zusammen:
So haben laut einer neuen Studie 70 Prozent der Zuwanderer und ihrer Kinder in Bayern eine geregelte Arbeit. „Die Erwerbsquote ist höher als in anderen Bundesländern“, freut sich Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU).
Knapp 300 Seiten dick ist die Studie, die das Ministerium bei der
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Universität Bamberg in Auftrag gegeben hat. Sie gibt einen detaillierten Überblick darüber, wie Mitgranten in Bayern leben. Und sie zeigt, wie unterschiedlich die Lebensentwürfe der Einwanderer sind. Unter ihnen sind Migranten aus der Türkei, amerikanische Top-Manager und österreichische Ingenieure, genauso wie die Kinder der zahlreichen deutsch-ausländischen Ehen, bei denen zu Hause nur deutsch gesprochen wird.
Die tz fasst die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen:
Herkunft:
- Sind alle Menschen mit Migrationshintergrund Ausländer? Nein. Über die Hälfte (51,2 Prozent) sind Deutsche. 19,2 Prozent sind EU-Ausländer, die restlichen 29,7 Prozent stammen nicht aus der EU.
- Sind alle Menschen mit Migrationshintergrund eingewandert? Nein. 717 000 der 2,4 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund haben selber keine eigene Migrationserfahrung. Sie sind Ausländer, die in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben (479 000). Oder sie sind deutsche Staatsangehörige, von denen mindestens ein Elternteil zugewandert oder ein in Deutschland geborener Ausländer ist (439 000).
- Wie viele Menschen kommen, wie viele gehen? Aus dem Ausland sind 2008 insgesamt 119 573 Menschen nach Bayern gezogen – davon waren 99 823 Ausländer und 19 750 Deutsche. Gleichzeitig verlassen viele Bürger den Freistaat in Richtung Ausland: 131 675 Menschen sind weggezogen, davon waren 99 705 Ausländer und 31 970 Deutsche.
Wohnen:
- Wie viele Migranten leben in Bayern? 2,4 Millionen. 19,4 Prozent der 12,5 Millionen Einwohner des Freistaats haben also einen Migrationshintergrund. 9,5 Prozent sind Ausländer.
- Wo wohnen sie? Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist mit 23,5 Prozent in Oberbayern am größten. In Mittelfranken liegt der Anteil bei 22,1 Prozent, in Schwaben bei 19,8 Prozent, in Unterfranken bei 15,8 Prozent und in Niederbayern bei 14,4 Prozent. Am niedrigsten sind diese Werte in Oberfranken (13,3 Prozent) und in der Oberpfalz (12,3 Prozent).
- Wie hoch ist der Migranten-Anteil in den drei größten Städten? In München leben 457 000 Menschen mit Migrationshintergrund, das sind 35,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. In Nürnberg (38,3 Prozent) und Augsburg (39,5 Prozent) ist der Anteil noch höher. In Nürnberg haben mittlerweile über zwei Drittel der Kinder im Vorschulalter einen Migrationshintergrund, in Augsburg knapp über 60 Prozent und in München knapp unter 60 Prozent.
- Wie wohnen sie? In Familien mit Kindern unter 18 Jahren hat in Migraten-Familien jedes Familienmitglied 24,7 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Bei Familien ohne Migrationshintergrund sind es 33,2 Quadratmeter.
Bildung:
- Wie viele Migranten-Kinder gehen in die Kinderkrippe? 20,4 Prozent der Unter-Dreijährigen, die eine Kindertagesstätte in Bayern besuchen, haben einen Migrationshintergrund. Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren liegt der Wert bei 23,8 Prozent. Der Trend: Der Anteil der Migranten-Kinder in den Kitas steigt stetig an.
- Welche Schule besuchen Migranten? In der 8. Jahrgangsstufe dominiert bei Kindern mit Migrationshintergrund die Hauptschule (60,1 Prozent). 21,2 Prozent besuchen die Realschule und 18 Prozent das Gymnasium. Kinder ohne Migrationshintergrund verteilen sich gleichmäßig auf die drei Schulformen.
- Welchen Schulabschluss erlangen Migranten? Auch hier dominiert die Hauptschule mit 45,1 Prozent in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen. 19,5 Prozent haben das Abitur (siehe Tabelle). Betrachtet man nur die Schulabgänge im Jahr 2008, so verließen 13,5 Prozent der ausländischen Kinder die Schule ohne Abschluss – gut dreimal so viele wie Deutsche. Der Trend geht allerdings zu einer besseren Schulbildung der Migranten-Kinder. Im Jahr 2006 gingen noch 17,3 Prozent ohne Abschluss von der Schule ab.
Einkommen & Arbeit:
- Wie viele Migranten sind arbeitslos? Die Erwebslosenquote liegt bei Zugewanderten im Alter von 15 bis 65 Jahren bei 8,5 Prozent. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund liegt die Quote dagegen bei 3,4 Prozent.
- Wie hoch ist das Armutsrisiko für Migranten? Insgesamt liegt die Armutsrisikoquote für Migranten bei 23,2 Prozent – und damit deutlich höher als bei Menschen ohne Migrationshintergrund (11,3 Prozent). In beiden Fällen ist das Armutsrisiko im Alter besonders groß. Bei Migranten liegt die Quote bei den Über-65-Jährigen bei 31,5 Prozent, bei der einheimischen Bevölkerung immerhin auch bei 17,1 Prozent.
- Woher bekommen Migranten ihr Geld? Die Hälfte (50,5 Prozent) der Zugewanderten bestreiten ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus eigener Erwerbstätigkeit. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund ist der Wert ähnlich hoch (51 Prozent). 23.9 Prozent der Bildleben von ihren Angehörigen (17,7 Prozent ohne Migrationshintergrund), 13,4 Prozent von ihrer Rente (26,4 Prozent ohne Migrationshintergrund), 0,5 Prozent zehren von eigenem Vermögen (0,6 Prozent ohne Migrationshintergrund und 11,7 Prozent erhalten öffentliche Transferleistungen (4,2 Prozent ohne Migrationshintergrund).
Kriminalität:
- Wie viele Ausländer werden verdächtigt, eine Straftat begangen zu haben? Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen liegt bei 22,5 Prozent. 18,8 Prozent sind in Deutschland gemeldet. 77,5 Prozent der Tatverdächtigen sind Deutsche.
- Wie hoch ist die Quote der Verurteilungen? Insgesamt sind 24,4 Prozent der verurteilten Straftäter in Bayern Ausländer. In der Altersgruppe zwischen 14 und 18 Jahren ist die Quote am niedrigsten (18,5 Prozent), bei den über 25-Jährigen am höchsten (26,4 Prozent).
MK