Eklat an Gedenkstätte des Eishallen-Dramas

Bad Reichenhall - Auch fünf Jahre nach dem Einsturz der Eishalle von Bad Reichenhall sind noch längst nicht alle Wunden verheilt. Bei der Einweihung einer Gedenkstätte für die 15 Opfer der Katastrophe vom 2. Januar 2006 taten sich am Samstag neue Gräben zwischen den Angehörigen auf.
Eishalle Bad Reichenhall: Gedenkstätte für Opfer eingeweiht
Nur eine kurze Gedenkfeier hatten sich die Eltern, Geschwister und Ehepartner der getöteten zwölf Kinder und drei Mütter gewünscht. Doch dann durchbrach Witwer Robert Schromm mit harschen Worten das streng durchgeplante Trauer-Zeremoniell: „Im Sumpf von Geheimniskrämerei und Vetternwirtschaft gediehen 15 bunte Glasstelen“, sagte Schromm mit Blick auf das Denkmal des Wiesbadener Künstlers Karl-Martin Hartmann.
Der habe sich vielleicht mit Geld befasst, nicht aber mit der Eishallen-Katastrophe. Während aus dem Miteinander der Angehörigen „ein erbärmliches Gegeneinander“ geworden sei, habe die Stadt Bad Reichenhall „300 000 Euro Steuergeld auf totem Brachland“ versenkt – und das in einer Stadt „die jahrzehntelang an der Sicherheit todbringend gespart hat“.
Die Wut-Rede von Robert Schromm wollten sich viele Angehörige nicht anhören. Sie wandten ihm den Rücken zu und verließen die Wiese an der Münchner Allee, wo einst die Eishalle stand. Dabei sparten zuvor auch Robert Schmidbauer und Ingeborg Bauer, die vor fünf Jahren ihre Kinder in der Eishalle verloren, nicht mit Kritik an der Stadt.

Schmidbauer: „Fünf Jahre bedeuten für uns auch 1782 Tage unsagbarer Schmerz, Hilflosigkeit und Wut gegen Verantwortliche.“ Und Bauer: „Wir fragen uns: Hat die Stadt die Verantwortung je übernommen? So etwas darf nicht mehr passieren. Hinschauen, nicht wegschauen. Handeln!“ Doch während Robert Schromm die Schuldigen der Katastrophe vor allem im Reichenhaller Rathaus sieht, hoffen die Angehörigen um Robert Schmidbauer auf den neuen Prozess gegen einen Gutachter, der der Eishalle noch 2003 einen guten Zustand bescheinigte. Er muss sich im kommenden Frühjahr erneut vor dem Landgericht Traunstein verantworten.
Zu Schromms Kritik sagte Schmidbauer nur: „Der wettert gegen alles und jeden. Ich finde sein Verhalten hier pietätlos.“ Dennoch wurde auch für Michaela Schromm im Anschluss an die Gedenkfeier eine Kerze entzündet und eine Rose vor dem Stelen-Feld niedergelegt. Während auf der Tafel nur die Namen von 13 Verstorbenen stehen, sind auf der Wasserfläche 15 bunte Säulen vereint, die je nach Sonneneinstrahlung ihre Farbe verändern.
Ingeborg Bauer: „Das symbolisiert ihre Gemeinschaft auf der Eisfläche.“ Die gezackten Enden sollen einerseits für die „Krone des Lebens“, andererseits aber auch für „jäh zerstörtes Leben“ stehen. Dieses Leid, so gestand am Wochenende OB Herbert Lackner ein, werde man niemals ungeschehen machen können. Der Gedenkort solle aber Raum für Trauer und Mitgefühl schaffen. Versöhnung wird er wohl kaum herbeiführen: „Schandmal“, schimpfte Robert Schromm, als er den Stelen den Rücken kehrte.