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Krasses Ergebnis bei U18-Wahl in Bayern zeigt, was jetzt „dringend notwendig“ ist

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Bei der U18-Wahl in Bayern landet die AfD auf dem zweiten Platz. Dieses Ergebnis „muss ernst genommen werden“, fordert der Präsident des Bayerischen Jugendrings.

„Die AfD hat ihr Ergebnis im Vergleich zur vergangenen U18-Wahl im Jahr 2018 fast verdoppelt“, sagt der Präsident des Bayerischen Jugendrings, Philipp Seitz, zu BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Das habe in Bayern bereits eine breite politische Debatte über die Ursache ausgelöst. „Diese Debatte ist dringend notwendig und muss jetzt auch geführt werden. Die jungen Menschen sind die Wähler:innen der Zukunft und das Ergebnis muss daher sehr ernst genommen werden.“

Bei der U18-Landtagswahl in Bayern, deren Ergebnisse am Sonntag, 1. Oktober 2023, bekannt gegeben wurden, geht die CSU mit 26,12 Prozent als Gewinner hervor. Sie liegt auch in einer aktuellen Umfrage zur Landtagswahl vorn. Die AfD ist mit 14,99 Prozent zweitstärkste Kraft. Es folgen die SPD (13,72 Prozent), die Grünen (13,23 Prozent), die Freien Wähler (9,09 Prozent), die FDP (5,83 Prozent), die Linke (4,25 Prozent) und die Tierschutzpartei (3,87 Prozent).

Aktuelle Umfrage zur Landtagswahl in Bayern

Kurz vor der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober 2023 liegt die CSU laut einer aktuellen Civey-Umfrage unangefochten auf dem ersten Platz (37 Prozent) – das Rennen um Platz zwei ist aber offen. Die Grünen und die Freien Wähler stehen bei 15 Prozent, die AfD kommt auf 14 Prozent. Abgeschlagen ist die SPD mit 9 Prozent. Die FDP muss laut der Umfrage um den Wiedereinzug in den Landtag bangen – sie steht bei Civey bei vier Prozent. Die Linke wäre mit einem Prozent weiterhin nicht im Parlament vertreten.

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AfD landet bei Jugendlichen in Bayern auf dem zweiten Platz

Das U18-Wahlergebnis zeige, dass es Investitionen in politische Bildung brauche gerade in Zeiten eines europaweit erstarkenden Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Gleichzeitig müsse das Vertrauen in die Politik gestärkt werden. „Junge Menschen fühlen sich von den Politiker:innen zu oft nicht ernst genommen“, so der Jugendexperte. Während der Corona-Pandemie haben junge Menschen auf vieles verzichten müssen, die Politik habe ihre Situation lange Zeit nur im schulischen Kontext betrachtet. „Diese Verunsicherung und damals fehlende Wertschätzung wirken immer noch nach.“

„Es braucht jetzt eine Jugendpolitik, die jungen Menschen auf die aktuellen Herausforderungen neue Antworten gibt“, fordert der BJR-Präsident zu BuzzFeed News Deutschland. Dazu gehörten die Einführung eines „Jugendchecks“ auf Landesebene als Instrument, um die Auswirkungen geplanter Gesetze auf junge Menschen zu prüfen. Außerdem brauche es verpflichtende Jugendbeauftragte in den Kommunen. „Jungen Leuten in Bayern darf nicht länger das zentrale politische Teilhabeinstrument, das Wahlrecht, vorenthalten werden“, so Seitz.

„Wer jetzt an der Jugendarbeit und damit an der außerschulischen Jugendbildung spart, der gefährdet unsere Demokratie“, sagt Seitz. „Im vergangenen Koalitionsvertrag in Bayern wurden die Jugend und ihre Lebenswirklichkeit weitestgehend ignoriert. Das muss sich dringend ändern. Wir fordern von der künftigen Staatsregierung, dass sie insbesondere in Demokratiebildung und in die Jugendarbeit investiert! Das ist jetzt dringend notwendig!“, sagt er mit Verweis auf den Erfolg der AfD, die immer wieder Verschwörungstheorien bedient, bei der U18-Wahl.

Bei den U18-Wahlen in Bayern wurde die AfD zweitstärkste Kraft. (Symbolbild).
Bei den U18-Wahlen in Bayern wurde die AfD zweitstärkste Kraft. (Symbolbild) © Shotshop/IMAGO, Revierfoto/IMAGO

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U18-Wahlen mit Rekordbeteiligung: 60.000 Kinder und Jugendliche stimmten ab

Bei der symbolischen U18-Landtagswahl erreichte der bayrische Jugendring in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung: Etwa 60.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gaben vom 21. bis 29. September 2023 in über 600 Wahllokalen im ganzen Freistaat ihre Stimmen ab. Das sei bundesweit die bisher größte Resonanz auf die von den Landesjugendringen vor Bundestags-, Landtags- und Europawahlen veranstalteten U18-Wahlen.

Die hohe Wahlbeteiligung und der Rekord zeigen, dass junge Menschen, die optimistischer in die Zukunft blicken als der Rest von Deutschland, gehört werden und wählen wollen, sagte Seitz am Sonntag. Er ist seit 19. März 2023 Präsident des Bayerischen Jugendrings, eine Arbeitsgemeinschaft der 36 landesweiten und 39 regional oder überregional tätigen Jugendverbände und 311 örtlichen Jugendgruppen in Bayern.

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(Mit Material der dpa)

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